Südwest

FSV Frankfurt: "Jetzt spricht der Erfolg für sich"

Trainer des FSV Frankfurt ist der jüngste im deutschen Profifußball

Görner: "Jetzt spricht der Erfolg für sich"

Lässt seine Kritiker verstummen: Tim Görner

Lässt seine Kritiker verstummen: Tim Görner IMAGO/Eibner

Er hält nicht viel von Vorbildern, arbeitet seit seinem 15. Lebensjahr als Trainer und coachte Teams von den Bambinis bis zur U 19: Tim Görner ist der jüngste Trainer im deutschen Profifußball. Dabei hat der A-Lizenz-Inhaber längst bewiesen, dass Erfahrung und Lebensjahre nicht immer ausschlaggebend sind für Erfolg.

Der FSV Frankfurt ist aktuell das beste Rückrundenteam - die logische Konsequenz harter Arbeit oder auch für Sie etwas überraschend, Herr Görner?

Ein Mix aus beidem, würde ich sagen. Nach der Hinrunde wussten wir, dass wir Qualität haben und wozu wir fähig sind. Dass wir im Winter komplett waren und richtig gut arbeiten konnten, zeigt sich an den jüngsten Ergebnissen.

In welchem Bereich hat Ihre Mannschaft die größte Entwicklung genommen?

Wir haben einen super Teamspirit, einen extremen Zusammenhalt. Das hat sich im Winter noch mal gefestigt. In Sachen Fitness haben wir auch zugelegt, wenn man sieht, wie viele Spiele wir hintenraus noch drehen. Zudem haben wir spielerisch große Fortschritte gemacht.

Und wie sieht es mit Ihrer persönlichen Entwicklung aus?

Ich merke schon eine gewisse Entwicklung und Reife. Letzte Saison wurde ich ins kalte Wasser geworfen, es galt einfach, das Ganze irgendwie ans rettende Ufer zu bringen. Ich konnte auf Sachen, die ich erkannt habe, gar nicht angemessen reagieren, weil wir nicht die Zeit hatten, daran zu arbeiten. Dieses Jahr konnte ich mich in die Kaderplanung deutlich mehr einbringen und quasi bei null anfangen, auch was die Spielphilosophie angeht. Das war viel Learning by Doing, heißt aber auch, dass ich mich voll ausleben und durch den Erfolg auch mal Sachen ausprobieren kann. Die Mannschaft sieht, dass wir viele unterschiedliche Systeme spielen, aber unsere Philosophie trotzdem gleich bleibt.

Gab es ob Ihres Alters auch mal Gegenwind? Oder weil Ihr Vater Präsident des FSV ist?

Das war extern durchaus so, vor allem am Anfang in der Extremsituation des Abstiegskampfes. Da kam von Außenstehenden schon mal: "Der Sohn von, der hat doch noch nie eine Seniorenmannschaft trainiert …" Es gab viel Skepsis, aber jetzt spricht der Erfolg für sich.

Wie sieht es mit Ihrer Autorität aus, gerade gegenüber den älteren Spielern?

Letzte Saison hatten wir deutlich mehr ältere Spieler. Da habe ich das Amt nur übernommen, weil ich wusste, dass die Jungs an mich glauben. Nun haben wir eine ganz andere Situation. Ich habe kein Problem mit Autorität. Ich verhalte mich gegenüber einem 30-Jährigen genauso wie gegenüber einem 17-Jährigen. Ich verstelle mich nicht, bin immer ich selbst. Und ich glaube, das wissen die Jungs zu schätzen und geben das Gleiche zurück.

Was für ein Trainer sind Sie? Wie führen Sie Ihr Team?

Ich glaube, du kannst zwischen verschiedenen Führungsstilen variieren, solange du trotzdem du selbst bleibst. Es gibt Situationen, in denen man deutlicher werden muss, aber genauso gibt es Situationen, in denen man ein bisschen näher dran sein muss. Das ist eine Gratwanderung zwischen Nähe und Distanz, die mir persönlich aktuell ganz gut gelingt.

Wenn man Sie reden hört, scheinen Sie auch sehr taktikorientiert zu sein.

Ich würde mich nicht als Taktiker beschreiben. Ich glaube, dass das Zwischenmenschliche eher meine Stärke ist. Ahnung vom Fußball haben viele. Es geht doch immer darum, wie man das transportiert. Wir arbeiten sehr akribisch im Trainerteam und haben es diese Saison gut hinbekommen, eine Spielphilosophie zu entwickeln, die losgelöst von einem System funktioniert.

Sie sind seit Ihrer Geburt Mitglied beim FSV Frankfurt. Ist der Verein mehr Herzensprojekt oder Sprungbrett?

Mir ist wichtig, mich Stück für Stück zu entwickeln. Deshalb ist mein größtes Ziel aktuell, den Fußballlehrer zu machen, die letzte Trainerstufe, die mir noch fehlt. Ich weiß es sehr zu schätzen, was mir der FSV ermöglicht. Dafür bin ich unfassbar dankbar. Ich bin hier sehr zufrieden, wir können etwas aufbauen. Ich möchte einfach immer eine Perspektive haben, um mich weiterzuentwickeln. Und die sehe ich derzeit beim FSV.

Susanne Müller