DFB-Pokal

DFB-Pokal: Eintracht Frankfurt und die Sehnsucht nach Europa

DFB-Pokal bestimmt Ausrichtung der kommenden Saison

Glasners Zukunft: Wie viel hängt am Finaleinzug?

Ein Halbfinale wie ein gefühltes Endspiel: Frankfurts Trainer Oliver Glasner.

Ein Halbfinale wie ein gefühltes Endspiel: Frankfurts Trainer Oliver Glasner. IMAGO/Kessler-Sportfotografie

Nur weil Axel Hellmann am Dienstag sein Bekenntnis zu Eintracht Frankfurt gegeben hat, wird Daichi Kamada an diesem Mittwoch nicht automatisch in der Form des vergangenen Herbsts durch die Stuttgarter Hintermannschaft wirbeln. Langfristig ist der Verbleib des Vorstandssprechers ein absoluter Gewinn für den Traditionsverein, kurzfristig muss die Mannschaft auf dem Rasen selbst geradebiegen, was sie in den vergangenen Wochen verspielt hat.

Ein Sieg gegen Stuttgart kann da nur der erste Schritt sein. Der Sieg im DFB-Pokal ist die momentan letzte Chance, aus eigener Kraft noch die Qualifikation für das internationale Geschäft zu sichern. Europapokalspiele in der kommenden Saison sind nahezu alternativlos, um potenziellen Neuzugängen eine sportlich verlockende Perspektive bieten zu können. Zugleich sind sie die wirtschaftliche Basis, um den bevorstehenden Kaderumbruch gestalten zu können.

Abhängigkeiten und fehlender Lerneffekt: Glasner bleibt dennoch positiv

Doch es fehlt die Fantasie, wie das in der aktuellen Form gelingen soll. Neun Ligaspiele ohne Sieg sprechen eine klare Sprache. Die Auftritte verkommen zu einer Dauerschleife der immer gleichen Probleme. Die Offensivabteilung ist auf fatale Weise von Randal Kolo Muani abhängig, in der Defensive wartet man vergeblich auf einen Lerneffekt. Am frühen Samstagabend, geknickt vom 1:1 gegen den FC Augsburg, zeigte sich auch Glasner ratlos. Was ihm für die wichtige K.-o.-Partie Zuversicht gebe? "Heute nicht viel", entgegnete er ehrlich.

Zwei Tage später sah der 48-Jährige die Lage schon wieder ganz anders. Er habe die Enttäuschung erst mal sacken lassen müssen. Am Montag versuchte Glasner dann wieder Optimismus zu versprühen. "Ich habe ein gutes Gefühl, weil ich der Überzeugung bin, dass eine positive Grundstimmung das Entscheidende ist, um das Potenzial abzurufen", sagte Glasner. Woher er den Glauben an die Trendwende nehme? "Eine rationale Erklärung habe ich nicht dafür", antwortete Glasner. Ehrlich und bedenklich zugleich.

Darf Glasner bleiben? DFB-Pokal als Zünglein an der Waage?

Während die Frage nach der Zukunft Hellmanns geklärt ist, stehen hinter der Trainerposition mit Blick auf die kommende Saison noch Fragezeichen. Will Glasner überhaupt noch Trainer von Eintracht Frankfurt sein? Das muss der Österreicher selbst beantworten. Darf er noch bleiben? Das wird Sportvorstand Markus Krösche beantworten. Nach der jüngsten Entwicklung auf und neben dem Rasen wäre es nicht verwunderlich, wenn die Antwort nach Saisonende in beiden Fällen gleich ausfällt: nein. Der Einzug ins DFB-Pokal-Finale könnte zumindest vorerst zu einer Neubewertung der Lage führen.

Ich finde das alles nicht so dramatisch, wie es dargestellt wird.

SGE-Coach Oliver Glasner

Dass sich Glasner, der dem Vernehmen nach per Klausel in diesem Sommer vorzeitig aus seinem bis 2024 laufenden Vertrag aussteigen kann, seine Zukunft über die Saison hinaus offenhält und auch das im März offerierte Angebot zur Vertragsverlängerung erstmal beiseiteschob, kommt in der Mannschaft nicht gut an. Das machten zuletzt die Worte von Kevin Trapp mehr als deutlich: "Wir sind die nächsten vier Wochen zusammen. Was danach passiert, darf jeder für sich selbst entscheiden. Im Fußball ist es am Ende immer so: Die einen kommen und die anderen gehen. So ist es in diesem Geschäft, damit müssen wir uns abfinden."

In diesen vier Wochen soll erstmal die Trendwende gelingen. Nur gemeinsam ginge es nun, betonte Glasner. "Ich habe das Gefühl, dass wir alle die ganze Saison an einem Strang ziehen. Ich finde das alles nicht so dramatisch, wie es dargestellt wird", stellte Glasner seine Sicht der Dinge dar. Doch die Protagonisten wirken rund ein Jahr nach dem Triumph von Sevilla immer mehr wie eine Zweckgemeinschaft.

Krösche deutlich: "Sie haben es nicht begriffen"

Auch in der Bewertung des jüngsten Auftritts gingen Glasner und Krösche wie zuletzt regelmäßig in verschiedene Richtungen. Seinen Gemütszustand beschrieb der Sportchef am vergangenen Wochenende mit "genervt". Der Eindruck war, dass es stinksauer noch besser getroffen hätte. Für die spielerische Bankrotterklärung der Elf hatte er nur eine Erklärung: "Sie haben es nicht begriffen." Glasner dagegen stellte sich schützend vor die Mannschaft: "Sie wollten, sie machen, sie tun!" Daher hält Glasner auch vor dem vorgezogenen Endspiel um Europa an seinem Prinzip fest. "Was sollen wir ändern? Das ist Aktionismus. Wir werden nichts grundsätzlich ändern."

Auf dem Papier sind die Europapokalplätze auch noch über die Liga zu erreichen. Fünf Punkte beträgt der Rückstand auf Platz 6. Doch die Qualifikation für die Conference League würde am Main, wo noch im Januar von Krösche die erneute Qualifikation zur Champions League ausgerufen wurde, nicht für Begeisterungssprünge sorgen. Der Weg über den Pokal in die Europa League klingt da schon verlockender. Geht die Eintracht aus dem Halbfinale als Sieger hervor, können alle Beteiligten bis zum Pokalfinale am 3. Juni durchatmen. Doch was ist, wenn die wohl letzte Chance vergeben wird? Dann wird es ungemütlich.

Moritz Kreilinger

Eintracht Frankfurt - FC Augsburg, 1. FBL Trainer Oliver Glasner (Eintracht Frankfurt). Bundesligasp

Glasner gut gelaunt: "Was war die Frage? Ach ja, Halbfinale haben wir"

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