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Gehalt ausgesetzt, Auto eingezogen: FIFA spricht Stark fast 200.000 Euro zu

Nach Klage gegen Manisa nun auf der Suche

Gehalt ausgesetzt, Auto eingezogen: FIFA spricht Stark fast 200.000 Euro zu

Seit Februar 2024 bei der SpVgg Unterhaching unter Vertrag: Yannick Stark.

Seit Februar 2024 bei der SpVgg Unterhaching unter Vertrag: Yannick Stark. IMAGO/foto2press

"Soweit hätte es nicht kommen müssen", sagt Stark heute. "Wenn es zwischen Klub und Spieler nicht mehr passt, setzt man sich hin, arbeitet an Lösungen und trifft sich irgendwo. Das war aber offenbar nicht möglich." Offensichtlich sah sich der frühere Darmstädter, Frankfurter und Dresdner aber zu diesem Schritt mehr oder minder gezwungen, nachdem ihn die Verantwortlichen bei Manisa nach einem Jahr nicht mehr als einen von maximal acht zugelassenen Ausländern auf die A-Kaderliste setzten und ihm zuvor bereits Lohn schuldig geblieben waren.

Dabei begann das Abenteuer Türkei im August 2022 für den heute 33-Jährigen verheißungsvoll. Mit Dynamo gerade in die 3. Liga abgestiegen, unterschrieb Stark einen lukrativen Zweijahresvertrag in Westanatolien. Gehälter und Einmalzahlungen zusammengerechnet hatte der Kontrakt einen Wert von 560.820 Euro, zudem standen ihm vertraglich ein Haus und ein Auto zu. Das geht aus Akten der FIFA-Streitschlichtungskammer hervor.

Verheißungsvolles Angebot

Stark wurde kurz nach dem Wechsel zu Manisa in der Bild-Zeitung wie folgt zitiert: "Der Klub hat ambitionierte Ziele, die Gegend ist sehr schön, die Vertragslaufzeit von zwei Jahren und die Verdienstmöglichkeiten sind für mein Alter gut. Ich weiß nicht, ob die Chance noch mal gekommen wäre." Eingedenk der Tatsache, dass er mit den rund 280.000 Euro jährlich in Manisa nahe am deutschen Zweitligadurchschnittsgehalt von rund 300.000 Euro lag, sind Starks Worte und auch der Wechsel nachvollziehbar.

Und lange lief offenbar auch alles glatt. Bis zum Sommer 2023. Denn am 10. Juli 2023 forderte der Mittelfeldmann per Brief zwei Monatsgrundgehälter sowie Mietkosten ein, Gesamthöhe: 34.600 Euro. Vier Tage später forderte er zudem, wieder ins Training eingegliedert zu werden. Offenbar hatte man ihn vom Sommertrainingslager ausgeschlossen. Am 20. Juli 2023 lud der Klub Stark dann doch zu jenem Camp ein, das einen Tag später beginnen sollte. Doch von Einigung weit gefehlt: Nun mahnte Manisa an, Stark hätte sein Mietobjekt ohne Konsultation des Vereins bezogen und kassierte kurz darauf offenbar den Dienstwagen des Lockenkopfs ein, was Stark am 8. August per Brief anmahnte.

Manisa reagierte nicht auf Starks Mahnungen

Nach dem Ende der türkischen Transferperiode am 15. September 2023 spitzte sich die Situation für Stark zu, weil Manisa ihn nicht auf die A-Kaderliste schrieb. Das wäre insofern wichtig, weil dort nur maximal acht Ausländer registriert werden dürfen. Sind die Plätze besetzt, ist die Tür zu. Als der Klub trotz Starks Mahnung nicht reagierte, kündigte er einseitig zum 28. September 2023 und forderte ausstehende Gehälter von 41.423,13 Euro, die Zahlung der vertraglich garantierten künftigen Gehälter von 180.870 Euro sowie Schadenersatz (42.150 Euro), also insgesamt 264.443,13 Euro.

Starks Vorwürfe an seinen Arbeitgeber

In seinen Augen hatte der Zweitligist bewusst mehr Ausländer unter Vertrag genommen, als er später melden konnte und sich daher treuwidrig ihm gegenüber verhalten. Manisa widersprach gegenüber den FIFA-Richtern und erklärte, man werde maximal 128.460 Euro bezahlen, weil dies dem Restvertragswert entspräche.

Ich hätte nicht vor Gericht gemusst. Man hätte sich auch vernünftig trennen können.

Yannick Stark über sein unschönes Ende in der Türkei

Am Ende kam Stark auch zugute, dass er zum Zeitpunkt des Urteils Ende Januar 2024 noch keinen neuen Verein hatte - was seinen monetären und sportlichen Schaden in den Augen des Weltverbandes gemindert hätte. Zum Zeitpunkt der Kündigung sah die Kammer einen Restvertragswert von 158.460 Euro sowie ausstehende Gehälter in Höhe von 21.310 Euro und Miet- und Auto-Auslagen in Höhe von rund 4500 Euro. Diese Gesamtsumme von 184.270 Euro sprach sie dem Deutschen zu, zudem musste Manisa fünf Prozent Zinsen zahlen.

Für Stark, der von Februar 2024 bis Saisonende bei der SpVgg Unterhaching unterkam, ein versöhnliches Ende: "Ich hätte nicht vor Gericht gemusst. Man hätte sich auch vernünftig trennen können." Nun gilt es für ihn erstmal, einen neuen Verein zu finden.

Benni Hofmann

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