Bundesliga

Für die Lehre bei Streich: Adamu verschiebt England-Traum

Lieber Freiburg als Premier League

Für die Lehre bei Streich: Adamu verschiebt England-Traum

Junior Adamu sieht im Wechsel zum SC Freiburg den idealen Schritt für seine Entwicklung.

Junior Adamu sieht im Wechsel zum SC Freiburg den idealen Schritt für seine Entwicklung. picture alliance / johapress

Aus dem Freiburger Trainingslager in Schruns (Österreich) berichtet Thiemo Müller

Auch wenn er wegen seiner Knieprobleme bislang nicht am Mannschaftstraining teilnehmen kann, strahlt Junior Adamu beim Gespräch im Teamhotel eine ansteckende Fröhlichkeit aus. Freiburgs neuer Angreifer, für sechs Millionen Euro Ablöse von RB Salzburg geholt, könnte vom Naturell her gewiss zu einem Liebling von Publikum und Kollegen gleichermaßen avancieren. So richtig böse schien dem 22-Jährigen zuletzt auch Trainer Christian Streich nicht zu sein - wenngleich der Fußballlehrer seinen neuen Schützling gleich mehrfach öffentlich dafür kritisierte, die von einem Patellasehnenspitzensyndrom hervorgerufenen Schmerzen in der Endphase der vergangenen Saison bei RB Salzburg und der österreichischen Nationalmannschaft verschwiegen zu haben.

"Ich konnte die Schmerzen aushalten, das habe ich nicht kommen sehen"

Fraglos beging Adamu damit einen Fehler, allerdings in bester Absicht. "Aus Ehrgeiz", so Streich, und das ist ja eine tendenziell positive Charaktereigenschaft, bei einem Leistungssportler erst Recht. "Ich habe es leicht gespürt, hatte aber einfach auch den Ehrgeiz zu spielen und für die Mannschaft dazusein", bestätigt Adamu heute rückblickend. "Da war es schwer, nein zu sagen. Ich konnte die Schmerzen ja auch aushalten, habe mich vor den Spielen gut aktiviert, so dass ich keine großen Probleme hatte." Allein: "Nach den Spielen waren die Schmerzen dann stärker, und mit der Zeit wurde es immer schlimmer. Das habe ich so nicht kommen sehen."

"Von Tag zu Tag besser" - Bundesliga-Start ist nicht abgeschrieben

Eingehend untersucht wurde das Problem daher erst beim Medizin-Check in Freiburg: "Ich habe es ihnen sofort gesagt und war offen zu ihnen, genau wie sie zu mir", berichtet der Profi. "Beim Röntgen wurde Flüssigkeit im Knie festgestellt, die sollte jetzt komplett raus. Das braucht eben Zeit, damit ich in der Saison keine Probleme mehr mit der Sache habe."  Aktuell fühlt sich Adamu nach eigener Aussage "von Tag zu Tag besser". Wann er erstmals voll belastbar mit den neuen Kollegen auf dem Rasen stehen kann? "Ich hoffe: bald. Darauf freue ich mich." Dass der österreichische Nationalspieler, der als zweite Spitze beispielsweise neben Landsmann Michael Gregoritsch ideal aufgehoben scheint, zum Bundesliga-Start in Hoffenheim mitmischen kann, liegt zumindest im Bereich des Möglichen.

"Bundesliga und speziell der SC sind für meine Entwicklung jetzt ideal"

Für RB Salzburg traf Adamu vergangene Saison in 28 Liga-Einsätzen zehn Mal (plus vier Assists), zudem in der Champions League beim 1:2 gegen Chelsea. Prompt gab es für den agilen 1,83-Meter-Mann auch Interessenten aus der Premier League. Den Traum von einem Wechsel auf die Insel sparte sich der junge Mann freilich ganz bewusst auf und lässt bei der Karriereplanung ausdrücklich Realismus walten: "Noch viel lernen zu wollen und zu können, war in der jetzigen Phase ein wichtiger Grund, um nach Freiburg zu kommen. Die Bundesliga und speziell der SC sind für meine Entwicklung jetzt ideal. Das steht für mich absolut im Vordergrund." Wobei Adamu ausdrücklich auch findet, "dass der SC ein Top-Klub ist. Freiburg spielt in der Europa League, und der Fußball gefällt mir sehr gut. Dazu geht es im Verein und in der Mannschaft sehr familiär zu. Das habe ich schon von Österreich aus so registriert."

RB-Schule als gute Vorbereitung: "Aggressives Gegenpressing ist mein Ding"

Auch Nationaltrainer Ralf Rangnick habe ihm im persönlichen Gespräch "bestätigt, dass Freiburg eine gute Wahl ist. Eben weil ich hier viel lernen kann und auch gut hinpasse." Die RB-Schule, in der Adamu als Jugendlicher u.a. vom heutigen Leipzig-Coach Marco Rose ausgebildet wurde, sei schließlich eine gute Vorbereitung auf die speziellen Anforderungen unter Streich gewesen: "Die Spielweise gegen den Ball ist ähnlich", verdeutlicht Adamu, "aggressives Gegenpressing, bei Ballverlust gleich wieder da sein - das ist mein Ding, außerdem laufe ich auch sehr gerne viel. Deshalb passt es für mich gut zusammen."

Auch Schwester Cynthia will einmal in die deutsche Bundesliga

Zur Welt gekommen ist Adamu übrigens in Nigeria, im Alter von drei Jahren siedelte er mit seinen Eltern um nach Österreich. An sein Geburtsland hat er "aus der frühen Zeit keine Erinnerungen mehr. Aber mit 15 Jahren war ich zum ersten Mal wieder dort, ein tolles Gefühl. Ich habe etwas von Nigeria im Herzen, doch es war relativ schnell klar, dass ich für Österreich spielen will. Ich bin hier aufgewachsen, deshalb fühle ich mich schon mehr als Österreicher." Ebenso wie seine 17-jährige Schwester Cynthia, Junioren-Nationalspielerin des ÖFB und gerade zum Erstligisten Austria Wien gewechselt. Sie ist Stürmerin wie der große Bruder - und träumt von der deutschen Bundesliga. "Diesen Sommer hat es nicht gepasst", lacht Junior Adamu. "Aber wer weiß, vielleicht holt sie ja sogar mal der SC Freiburg …"

Thiemo Müller

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