Bundesliga

SC Freiburg: Alarmierende Zahlen - Günters Mahnung

Vorletzter in der Rückrundentabelle

Freiburgs alarmierende Zahlen - Günters Mahnung

Enttäuscht nach dem 1:2 in Augsburg: Noah Atubolu (li.) und Manuel Gulde.

Enttäuscht nach dem 1:2 in Augsburg: Noah Atubolu (li.) und Manuel Gulde. picture alliance/dpa

Christian Streich war wegen eines Infekts am Sonntag in Augsburg körperlich eingeschränkt in seinem Coaching, bei den Interviews ließ er sich vertreten. Die nächste Niederlage dürfte zumindest nicht zu einer beschleunigten Genesung führen. Einen glücklichen Umstand für den Allgemeinzustand des von früheren Abstiegskämpfen geprägten SC-Coach gibt es aber: Das punktemäßig schwache Trio am Tabellenende.

So beträgt der Vorsprung vor dem 1. FC Köln auf Rang 16 noch zwölf Punkte, es ist tabellarisch zumindest noch keine akute Gefahr in Verzug. Alarmierend ist die jüngste Freiburger Bilanz dennoch. Mit nur vier Zähler ist das Streich-Team Vorletzter in der Rückrundentabelle, liegt einen Punkt vor Darmstadt, hat mit 16 Gegentreffern aber in den sechs berücksichtigten Partien doppelt so viele kassiert wie die Lilien. Das ist mit Abstand der Minuswert in der Rückserie.

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Schon beim einzigen Sieg in diesem Kalenderjahr, dem 3:2 am 18. Spieltag gegen Hoffenheim, gab es zwei Einschläge. In den vergangenen fünf Partien holte der SC nur einen Punkt - beim 3:3 gegen Frankfurt - und kassierte satte 14 Tore des Gegners. Das macht 2,8 im Schnitt.

"Wenn du in dieser Masse Tore kriegst in der Bundesliga, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass du Spiele verlierst. Da müssen wir echt schauen, dass wir uns zusammen da rausarbeiten und mal wieder Spiele zu null spielen", sagte Christian Günter nach dem 1:2 beim FCA, den Freiburg zuvor sechsmal in Serie besiegt hatte.

Die nachlassende Energie nach dem beeindruckenden Kraftakt am Donnerstag in der Europa League gegen Lens (3:2 nach 0:2-Rückstand), war ein Grund für die Unterlegenheit (2:10 Torchancen) und die letztlich verdiente Niederlage. "Das war natürlich nicht einfach nach den 120 Minuten drei Tage vorher, aber ich würde es nicht komplett als Ausrede nehmen", schränkte Günter ein.

Sein Team habe in vielen Situationen lange gut verteidigt, aber der Kapitän mahnt mit klaren Worten: "Zweimal waren wir nicht 100-prozentig an den Leuten dran, das wird in der Bundesliga bestraft. So lange wir das nicht abstellen, wird es schwierig, Spiele zu gewinnen. Du kannst nicht in jedem Spiel drei, vier Tore schießen. Das geht nicht."

Felix Uduokhai konnte nach einer Paraden des insgesamt starken Noah Atubolu fast unbedrängt den Abpraller zum 1:1 versenken und beim Konter zum zweiten Gegentor wurden sowohl Vorlagengeber Ermedin Demirovic als auch Torschütze Arne Engels nicht entschlossen angegangen. Günters Forderung: "Da müssen wir knallhart dran arbeiten, dass wir insgesamt als Gruppe da rauskommen."

Er selbst zählt wieder voll zur Gruppe, stand nach langer Pause (entzündete Unterarmfraktur) und Joker-Einsätzen zuletzt in Augsburg erstmals seit dem 1. Spieltag wieder in der Startelf. "Ich hätte auch weiterspielen können, habe mich echt gut und spritzig gefühlt", sagt Günter zu seiner Auswechslung in der 66. Minute. Gewisse Abläufe bräuchten noch Zeit, aber sein Auftritt insgesamt sei "ordentlich" gewesen: "Aber davon kann ich mir nichts kaufen, wenn du verlierst, dann nervt es dich einfach."

Auch, wenn die Gegentore erst fielen, als Günter schon draußen war, ließ sein Team bereits mit ihm auf dem Platz einige gute Angriffe und Chancen der Augsburger zu. Völlig normal, dass dem achtmaligen Nationalspieler noch ein gutes Stück zu alter Form fehlt. Dennoch müssen Günter und Co. jetzt schnell das kollektive Defensivverhalten verbessern, um nach dieser inzwischen auch mental sicher zehrenden Durststrecke zumindest die Chance auf Punkte zu erhöhen.

Das Spiel mit dem Ball und die Gefährlichkeit vorne waren in Augsburg auch ungenügend. In diesen Punkten haben die SC-Profis aber zumindest erst kürzlich ab der zweiten Hälfte gegen Lens gezeigt, dass sie es deutlich besser können.

Günters Hoffnung für Bayern: "Warum sollten wir das nicht auch können?"

"Es ist brutal eng in der Liga, mit zwei Siegen kann es auch in eine ganz andere Richtung gehen", findet Günter, nennt aber den springenden Punkt, der dem Sport-Club derzeit sehr schwerfällt: "Die Siege musst du dann halt auch mal holen und ziehen. Damit werden wir versuchen, am Freitag anzufangen."

Der FC Bayern sei dabei "natürlich kein einfacher Gegner", sondern eine "Monster-Aufgabe". Günter gibt sich trotzdem selbstbewusst: "Es hat diese Saison schon die eine oder andere Mannschaft geschafft, den Bayern richtig Probleme zu machen, warum sollten wir das nicht auch können?"

Eine grundsätzlich berechtigte rhetorische Frage. Das Potenzial dazu steckt in dieser SC-Mannschaft. Doch die Vielzahl der aktuellen Probleme - immer wieder beeinträchtigen auch bedeutende personelle Ausfälle das Leistungsvermögen - lassen derzeit große Zweifel daran aufkommen. Die müssen Günter und seine Kollegen auf dem Platz beiseite wischen. Mit einer Steigerung in nahezu allen Bereichen.

Carsten Schröter-Lorenz