Bundesliga

Freiburger Erlösung: Gregoritsch kann’s auch im Arbeitsanzug

Liga-Durststrecke beendet - Stürmer glänzte zuletzt nur an Feiertagen

Freiburger Erlösung: Gregoritsch kann’s auch im Arbeitsanzug

Geht doch: Freiburgs Michael Gregoritsch köpft zum zwischenzeitlichen 2:0 in Bochum ein

Geht doch: Freiburgs Michael Gregoritsch köpft zum zwischenzeitlichen 2:0 in Bochum ein picture alliance / SVEN SIMON

In den vergangenen Wochen hat Streich oft über die Ambivalenz der Teilnahme an der Europa League gesprochen. In erster Linie sei es wunderschön, dass sich der SC in diesem Wettbewerb mit Klubs aus anderen Ländern messen dürfe und noch dazu zum zweiten Mal ins Achtelfinale vorgedrungen sei. Auch er persönlich mache nichts lieber, als in Pflichtspielen gegen Teams wie Piräus, Lens oder West Ham United anzutreten.

Besonders natürlich dann, wenn es für Freiburg erfolgreich läuft. Wie am Donnerstag, beim 1:0 im Achtelfinal-Hinspiel gegen West Ham. Aber der Rhythmus Donnerstag-Sonntag in englischen Wochen sei für den SC eben auch wahlweise ein "Kraftakt" oder eine "große Herausforderung".

Vor dem Spiel in Bochum brachte es Freiburgs Trainer im Gespräch mit DAZN nochmals auf den Punkt: "Die Kunst ist es, nach einem solchen Spiel am Donnerstag am Sonntag wieder die gleiche Intensität gegen einen ausgeruhten Bundesligisten zu zeigen. Das haben wir in den vergangenen Wochen nicht ganz so gut hingekriegt." Nur zwei Zähler holte der SC aus den vergangenen sechs Ligaspielen.

"Chapeau, dass die Jungs so dagegengehalten haben."

Christian Streich

Und auch in Bochum zeigte Streichs Team nicht die gleiche Intensität und die gleiche Qualität wie am Donnerstag gegen West Ham. Ein offensiv effizienter und defensiv stabil-konzentrierter Auftritt reichte jedoch für die ersehnten drei Punkte, die wieder Ruhe in den Freiburger Alltag einkehren lassen.

"Chapeau, dass die Jungs hier in Bochum so dagegengehalten haben", lobte Streich. Die Erleichterung war ihm anzusehen, etwa als er nach Abpfiff viele innige Umarmungen an seine Mitstreiter auf der Bank und die Profis verteilte. Streich war sicher auch erleichtert, dass seine riskante Maßnahme aufging, seine Startelf trotz der Belastung vom Donnerstag nur auf einer Position zu verändern.

Gregoritsch: Zuletzt nur im Party-Outfit stark, in Bochum komplett überzeugend

Dabei erwies sich genau dieser eine Wechsel, im Angriff Michael Gregoritsch statt Lucas Höler starten zu lassen, als goldrichtig. Siegtor gegen Lens, Assist gegen die Bayern, Siegtor gegen West Ham - abgesehen von einem Treffer beim 3:3 gegen Frankfurt war Gregoritsch zuletzt als Sinnbild für das gesamte SC-Team fast nur an den hohen Feiertagen im Party-Outfit zur Hochform aufgelaufen.

Das allerdings jeweils als Einwechselspieler. Was wiederum damit zusammenhängt, dass er als Startspieler in Dortmund (0:3) eine ganz schwache Leistung, auch ohne Punch im Pressing, geboten hatte und auch in Augsburg (1:2) blass geblieben war. Diesmal rechtfertigte der österreichische Nationalspieler sein Startelfmandat. Ohne Flutlicht und festlicher Dekoration zeigte der 1,93-Meter-Mann im Arbeitsanzug Konsequenz in puncto defensiver Mitarbeit, Präsenz sowie sein sehr gutes Kopfballspiel bei der Vorlage zum 0:1 und seinem Treffer zum 0:2.

"Extrem viel Druck abgefallen": Voll drin im Rennen um Platz sieben

"Es ist super für mich gelaufen", sagte Gregoritsch im DAZN-Interview, freute sich aber vor allem fürs Team: "Es ist extrem viel Druck abgefallen. Wir haben auf der Bank extrem mitgefiebert, wir haben am Ende bisschen geschwommen. Das gehört aber mal dazu. Das Selbstvertrauen in der Bundesliga ist nicht allzu groß, die Fitness auch nicht immer bei über 100 Prozent. Wir sind sehr froh, dass wir das irgendwie über die Runde gebracht haben. So ein Sieg ist extrem wichtig für die Moral."

Und die Tabelle. Der SC ist voll drin im Rennen um Platz sieben. Der würde bei einem Leverkusener Pokalsieg auch nächste Saison internationale Abendtermine bedeuten. In der womöglich dritten Europacup-Spielzeit in Serie dürfte sich dann auch der SC immer besser an den Wechsel zwischen Festtagskleidung und dem Alltagsoutfit im Donnerstag-Sonntag-Rhythmus gewöhnen.

Carsten Schröter-Lorenz

Bilder zur Partie VfL Bochum gegen SC Freiburg