Bundesliga

Fischer: Steiler Aufstieg mit durchlöcherten Stutzen

Wolfsburgs Neuzugang wird zum Baku-Konkurrenten

Fischer: Steiler Aufstieg mit durchlöcherten Stutzen

Hat Fahrt aufgenommen in der Autostadt: Kilian Fischer.

Hat Fahrt aufgenommen in der Autostadt: Kilian Fischer. picture alliance

Vor ein paar Jahren hat Kilian Fischer nicht wirklich daran geglaubt, dass er Fußballprofi werden könnte. Nach seinem Abitur spielte der heute 22-Jährige mit dem Gedanken, mit einem Sportstipendium in die USA zu gehen. Er blieb schließlich in Deutschland, spielte 2019 in der Regionalliga für Türkgücü München, beim DFB aber keine Rolle, über die Bayernauswahl war er nicht hinausgekommen. Nun, im März 2023, stellt sich die Situation für den im Laufe der Jahre vom Sechser zum Außenverteidiger umgeschulten Fischer ganz anders dar. Nach einer Drittligasaison in München, einem Zweitligajahr beim 1. FC Nürnberg hat er nun mittlerweile fünf Bundesligaspiele in Wolfsburg absolviert. Und ist dabei mit vier Siegen und einem Remis noch ungeschlagen. Vieles spricht dafür, dass er im Sommer bei der U-21-EM in Georgien und Rumänien erstmals auch ein großes Turnier mit dem Adler auf der Brust spielt. "Manchmal", sagt Fischer, "kann ich selbst gar nicht so richtig glauben, wie das alles gelaufen ist."

Anpassungsfähig und angriffslustig

Vor allem hat er viele Spieler, die in den vergangenen Jahren als deutlich talentierter eingestuft wurden, überholt. Durch Klarheit im Kopf, Fokus auf die Dinge, die gefordert waren. "Ich habe mich schon mit 15, 16 extrem professionell verhalten. Ich schaffe es immer wieder, mich anzupassen, mich auf das nächste Level zu bringen", sagt Fischer. Schritt für Schritt, Liga für Liga nach oben. Bis nach Wolfsburg, wo er hinten rechts erst am Sonntag gegen Union Berlin (1:1) den Vorzug vor Nationalspieler Ridle Baku erhielt. In dem der Sommerneuzugang weniger einen Konkurrenten als einen "Rat- und Tippgeber" sieht. "Mir war bewusst, dass ich nach meinem Wechsel von Nürnberg hierher nicht sofort Ansprüche auf einen Stammplatz habe", ordnete sich Fischer zunächst zurückhaltend ein. Nun betont er: "Jetzt möchte ich ganz normal mit angreifen." Fühlt er sich nach fünf Einsätzen wie ein richtiger Bundesligaspieler: "Ich würde ja sagen."

Sammelte er kürzlich beim 2:0-Sieg in Köln per herausgeholtem Strafstoß seinen ersten Assist im deutschen Oberhaus, so fehlt dem offensiv ausgerichteten Defensivspieler noch gänzlich ein Tor im Profibereich. Gegen Union scheiterte er aus der Nahdistanz an Keeper Frederik Rönnow. Was fehlt? "Die Kaltschnäuzigkeit."

Vorfreude auf die U-21-EM

Und so sind es vor allem die defensiven Fähigkeiten, die Fischer im vergangenen Jahr zum U-21-Nationalspieler gemacht haben. Fünf Spiele hat er mittlerweile unter Trainer Antonio Di Salvo absolviert, weitere dürften in Kürze hinzukommen. In der Länderspielpause testet der DFB-Nachwuchs gegen Japan und in Rumänien, im Sommer steht die U-21-Europameisterschaft auf dem Programm. "Es ist immer was Besonderes, wenn ich da dabei bin." Hat er auch die A-Nationalmannschaft im Visier? "Träumen darf man immer, mir ist auch bewusst, dass es auf der Außenverteidiger-Position öfter mal Probleme gibt", sagt Fischer. "Aber das ist weit weg."

Wenn ich ein paar Löcher reinmache, geht ein bisschen der Druck weg.

Kilian Fischer zur Stutzenfrage

Das war die Bundesliga auch einst für ihn, wo Fischer mittlerweile Spuren hinterlässt. Auch sichtbare. Was auffällt bei dem Verteidiger sind die Stutzen, die er wie so mancher Kollege an der Rückseite aufschneidet. Was steckt bei ihm dahinter? "Ich glaube, meine Waden sind nicht gewachsen, sondern die Stutzen werden immer enger. Ich habe das Gefühl, dass die mich einschnüren. Wenn ich ein paar Löcher reinmache, geht ein bisschen der Druck weg. Ich fühle mich damit gut." Keine ästhetischen Gründe? "Auf gar keinen Fall, das schaut ja nicht cool aus." Im Gegensatz zur eigenen Perspektive.

Thomas Hiete

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