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Exklusiv: DFL-Chef der Virtual Bundesliga im Interview

Preisgeld, Zukunft, Partnerschaften

Exklusiv: DFL-Chef der Virtual Bundesliga im Interview

Jörg Höflich steht als Head of Virtual Bundesliga der DFL Rede und Antwort.

Jörg Höflich steht als Head of Virtual Bundesliga der DFL Rede und Antwort. DFL/Denkewitz

kicker eSport: Die Jubiläumssaison bricht bald an, zehn Jahre VBL - wie blickst Du auf die Zeit zurück und wo wollt Ihr in zehn Jahren stehen?

Jörg Höflich: Ich glaube, dass wir heute überhaupt von zehn Jahren VBL sprechen, ist ein Erfolg für die DFL. Wir können schon mit Stolz darauf zurückblicken, was die Kollegen damals extrem weitsichtig mit EA SPORTS angegangen sind. Natürlich hat sich das ganze Thema über die Jahre hinweg grundlegend verändert.

Gestartet ist das alles ein Stück weit als Aktivierung einer Partnerschaft zwischen EA und DFL. Wir haben dann aber immer mehr erkannt, dass es einen gesellschaftlichen Trend beim Thema eSport gibt. Diesem haben wir uns angenommen und die Wettbewerbe entsprechend immer weiterentwickelt.

Der wichtigste Meilenstein war vor drei Jahren in der Saison 2018/19 sicherlich die Gründung der VBL Club Championship, zuvor gab es aber auch schon Entwicklungen in unseren Klubs, die sich dem eSport immer mehr zugewandt haben.

Das Preisgeld stellt einen zusätzlichen sportlichen Anreiz hinter die Leistung eines Klubs.

Jörg Höflich, Head of VBL

Und die Zukunft?

Wenn wir auf die nächsten zehn Jahre schauen, sind Prophezeiungen extrem schwierig, weil sich das ganze Ökosystem weiterhin in einem jungen Stadium befindet - auch global gesehen. Es gibt große Entwicklungspotenziale, an denen wir natürlich dranbleiben wollen.

Wir verfolgen außerdem perspektivisch das Ziel, alle 36 in der DFL organisierten Klubs dabei zu haben, wollen uns dem mit logischen Schritten annähern. Ich glaube, da haben wir in den letzten Jahren gute Arbeit gemacht, werden in der kommenden Saison gute Arbeit machen und ich bin zuversichtlich, dass wir das auch in den nächsten Jahren tun werden.

Die bislang kommunizierten Änderungen im Vergleich zur Vorsaison der VBL Club Championship halten sich sehr stark in Grenzen. Ist das als Zeichen von Zufriedenheit oder von Ideenlosigkeit zu werten?

Es ist einfach so, dass wir den Wettbewerb in den letzten Jahren gemeinsam mit den Klubs sehr intensiv weiterentwickelt haben. Der Kern ist ein integrer Wettbewerb, unter anderem anhand des Feedbacks aus der Community konnten wir identifizieren, was die weiteren 'Needs' sind. Diese Weiterentwicklung, die auch quantitativ viele Anpassungen nach sich gezogen hat, haben wir jetzt erst mal abgeschlossen, bleiben aber jederzeit flexibel, falls es weiterer Anpassungen bedarf.

VBL Ankundigung Neue Saison

Diese Vereine sind in der neuen Saison dabei. DFL

Es ist auch wichtig, wenn wir über Professionalisierung reden, dass die Planbarkeit verbindlicher wird und die Neuheiten weniger werden. Das bedeutet nicht, dass wir in der kommenden Saison Änderungen ausschließen. Wir haben einige qualitative Anpassungen, die auch notwendig sind, um die weitere Professionalisierung des Wettbewerbs zu erreichen.

Es gibt schon noch einiges zu erzählen. Aber wir reden von Feinjustierungen. Das ist in meinen Augen eine sehr gute Entwicklung, weil es sowohl auf Klub- und DFL-Seite als auch auf Community-Seite immer mehr Zufriedenheit gibt.

Ein "integrer Wettbewerb" hängt auch immer mit der Finanzierbarkeit zusammen. Gerade vonseiten der Klubs, die die Spieler inzwischen bezahlen. Gibt es hinsichtlich des finanziellen Aspekts irgendwelche Änderungen?

Das ist ein guter Punkt, es ist ein Thema, bei dem es tatsächlich eine Neuigkeit gibt. Wir hatten ja bereits im vergangenen Jahr den Preisgeld-Pool im Einzelwettbewerb auf 100.000 Euro erhöht. Für die kommende Saison haben wir uns entschlossen, auch im Rahmen der VBL Club Championship ein Preisgeld auszuloben - in Höhe von insgesamt 65.000 Euro.

Das ist eine Entscheidung, die wir zusammen mit den Klubs getroffen haben und von der wir glauben, dass sie die gute Entwicklung der VBL Club Championship abbildet. Das Preisgeld stellt einen zusätzlichen sportlichen Anreiz hinter die Leistung eines Klubs.

Kannst Du schon verraten, wie die 65.000 Euro aufgeschlüsselt werden?

Leider nein.

Welche Überraschungsankündigungen erwarten uns denn noch, bevor es im November wieder losgeht?

Ich glaube, das Preisgeld war schon mal eine Überraschung. Am 1. November startet unsere Saison mit den VBL Open by bevestor, worauf wir uns freuen. Wir sind weiterhin die einzige Liga, deren Modus in das Spiel integriert ist.

Wir haben dort nach entsprechendem Community-Feedback auch ein wenig gefeilt und werden die VBL Open im Spiel um einen Monat verlängern - von vier auf fünf Monate. Sie werden also von November bis März gehen. Wir haben außerdem auch auf Community-Feedback hin die Anzahl der monatlich zu bestreitenden Spiele von 90 auf 60 reduziert.

Ehrung Umut Gueltekin (RBLZ) Umut Gueltekin von RBLZ Gaming, dem Esport-Team von RB Leipzig, bekommt die Meisterschale der Virtual Bundesliga 9. Juni 2021: Leipzig, Red Bull Arena. Ehrung Umut Gueltekin *** Honour Umut Gueltekin RBLZ Umut Gueltekin of RBLZ Gaming, the Esport Team of RB Leipzig, gets the championship cup of the Virtual Bundesliga 9 June 2021 Leipzig, Red Bull Arena Honour Umut Gueltekin

Umut Gültekin gewann die letzte VBL Einzelmeisterschaft. imago images/motivio

Was ist neu in der VBL Club Championship?

Wenn wir über die VBL Club Championship reden, die am 9. November startet, haben wir zuallererst zwei neue Klubs [Hansa Rostock und FC Ingolstadt; Anm. d. Red.] dabei, die aus der 3. Liga aufgestiegen sind. Auch das Medienprodukt wurde weiterentwickelt und darüber hinaus einige Dinge, die zur Integrität beitragen. Wir haben an einigen Stellen vergleichbare Strukturen zur Bundesliga geschaffen.

Die Fans kennen aus der Bundesliga vielleicht das TOR-System, über das Spielermeldungen erfolgen. Ein vergleichbares System haben wir jetzt für die Virtual Bundesliga ins Leben gerufen. Und - wie gesagt - wir haben auch das Medienprodukt angepasst, nachdem das Feedback rund um das VBL Grand Final der letzten Saison sehr positiv war. Da wird die eine oder andere Überraschung auf die Zuschauer warten.

Grundsätzlich sind wir erst mal zufrieden, dass sich die Teilnehmerzahl auf diesem hohen Niveau stabilisiert hat.

Jörg Höflich, Head of VBL

Die Verlängerung der VBL Open würde bedeuten, dass die Qualifikationsaufschlüsselung für die VBL Open Playoffs anders gehandhabt wird. Werden pro Monat weniger Spieler in die Open Playoffs einziehen oder wird die Anzahl gleichbleiben und es ziehen insgesamt mehr Spieler in die Open Playoffs ein?

Es wird sich ein Stück weit anders aufschlüsseln. Da gelangen wir wieder zum Thema der Integrität. Für uns ist es wichtig, in den VBL Open Playoffs weiterhin eine Wettbewerbsgröße von 64 Spielern pro Konsole, also 128 Spielern insgesamt zu haben. Weil das am Ende auch verschiedene Formate ermöglicht.

Zu erläutern, was das jetzt alles genau bedeutet, würde wieder zu sehr ins Detail gehen. Grundsätzlich bleiben die Teilnehmerzahlen für die VBL Open Playoffs identisch, folglich werden aber die jeweiligen Qualifikanten in diesen fünf Monaten ein wenig anders verteilt.

Du hast die beiden neuen Klubs gerade schon angesprochen. Außer den Zweitliga-Aufsteigern konnten keine weiteren Neuzugänge verkündet werden. Vor der abgelaufenen Saison waren es selbst ohne Wechsel der Ligazugehörigkeit noch vier neue Vereine gewesen. Wodurch ist die Stagnation zu erklären?

Grundsätzlich sind wir erst mal zufrieden, dass sich die Teilnehmerzahl auf diesem hohen Niveau stabilisiert hat. Wir begrüßen 26 der 36 Vereine des DFL e.V. in der Virtual Bundesliga, was in unseren Augen ein Zeichen der Professionalisierung ist. Dass so viele Vereine dabei sind und bleiben, interpretiere ich so, dass auch sie Potenzial im eFootball sehen.

Mit Eintracht Braunschweig und den Würzburger Kickers haben uns zwei Klubs verlassen. Aber nicht freiwillig, sondern weil sie mit ihrem Abstieg aus der 2. Bundesliga aus dem Kreis der DFL ausgeschieden sind. Was die Vereine anbelangt, die sich bislang nicht für eine Teilnahme an der VBL Club Championship entschieden haben, sind die Beweggründe nicht pauschal durch uns zu benennen, sondern durch die Klubs selbst.

An der Stelle kurz einhakend: In der letzten Saison ist das Antrittsgeld eingeführt worden. Glaubst Du, dass der Zugewinn an Vereinen, die nicht erst die sportliche Berechtigung für die Teilnahme verdienen mussten, vor allem damit zusammenhing?

Wie gesagt, nach den Motiven müsste man die Klubs fragen. Ich glaube, dass einige Vereine schlicht und ergreifend die Möglichkeiten des eFootball erkannt haben und dort jetzt weitermachen - ohne diese Grundüberzeugung würde wohl kein Verein am Wettbewerb teilnehmen. Was Geldströme zwischen der DFL und den Klubs betrifft, verfahren wir auch in unseren klassischen Wettbewerben so, dass wir diese nicht kommentieren.

Für das kommende Jahr […] sind wir zum jetzigen Zeitpunkt guter Hoffnung, wieder Live-Events zu haben.

Jörg Höflich, Head of VBL

Zum besagten VBL Grand Final war etwa Elias Nerlich als Community-Liebling zugeschaltet, andere große Namen der Szene moderierten sogar. Welche Maßnahmen werden hinsichtlich der Popularisierung der Übertragungen ergriffen?

Ich hatte ja schon erwähnt, dass wir uns das Medienprodukt angesehen haben, immer wieder auf Meinungen der Community hören und da rund um das Grand Final auch sehr viel positives Feedback erhalten haben. Daran orientieren wir uns, um an entsprechenden Stellschrauben zu drehen.

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Wir sind stets mit bekannten Namen aus der Szene im Austausch und schauen, welche Möglichkeiten es gibt, sie zielführend und sinnhaft einzubinden. Und wir sind uns sicher, dass wir auch in diesem Bereich die eine oder andere Verstärkung zum Saisonbeginn verkünden können.

In der Vergangenheit wurde vonseiten der DFL immer wieder die Wichtigkeit des "Geschichtenerzählens" in den Übertragungen bekräftigt. Welche Fortschritte sind hierbei gemacht worden?

Ich glaube, dass es nicht nur um das Geschichtenerzählen geht, sondern vor allem darum, den Zuschauern und Followern der Virtual Bundesliga ein möglichst gutes Angebot zu unterbreiten. Das bedeutet für uns als Ausrichter natürlich einen hochklassigen Wettbewerb, das beinhaltet aber auch gute Unterhaltung.

Und genau mit diesen Formaten wollen wir den Fans zum Beispiel auch die Spieler näherbringen. Wir haben schon in der vergangenen Saison gezeigt, dass immer wieder kleinere Geschichten über Spieler oder Klubs auf Interesse stoßen. Das ist auch in der kommenden Spielzeit unser Ziel.

Heidenheim VBL Team

Heidenheim hat gerade sein neues VBL-Team vorgestellt. imago images/Pressefoto Baumann

Welche Möglichkeiten stehen Euch zum jetzigen Stand der Pandemie bezüglich der VBL-Show offen? Wird erneut eine Remote-Produktion vorgenommen?

Schon in der letzten Saison waren trotz der Herausforderungen der Pandemie alle Spiele der VBL Club Championship für die Fans zu sehen. Das werden wir auch in der kommenden Saison gewährleisten - ohne Wenn und Aber. Was die Art der Produktion anbelangt, haben wir in der letzten Saison sehr erfolgreich remote produziert, auch das wird in der kommenden Saison unsere Maßgabe sein.

Ein Stück weit natürlich daraus resultierend, dass die Gesundheit aller Beteiligten für uns weiterhin das höchste Gut ist. Auf der anderen Seite müssen wir schauen, wie sich der Winter entwickelt, und besitzen mit dieser Vorgehensweise eine größere Flexibilität.

Für das kommende Jahr, wenn das Club Championship-Finale und auch das VBL Grand Final stattfinden, sind wir zum jetzigen Zeitpunkt guter Hoffnung, wieder Live-Events zu haben. Wie diese dann zu gestalten sind, müssen wir abwarten und ist abhängig von der pandemischen Lage und den Regularien der verschiedenen Institutionen.

Die FIFA 22 Global Series ist PlayStation-exklusiv, warum nicht auch die VBL?

Wir haben uns gemeinsam mit den Klubs angeschaut, welche Spieler wir in Deutschland haben. Und haben gesehen, dass die Xbox weiterhin eine Rolle spielt in der Konsolenverteilung. Wie sich das in der Next Gen entwickelt, müssen wir natürlich abwarten.

Grundsätzlich ist es aber so, dass wir uns aufgrund der doch relevanten Menge an Xbox-Spieler in der Vergangenheit entschieden haben, unsere Wettbewerbe auf beiden Konsolen auszutragen. Die hochqualifizierten und hochtalentierten Xbox-Spieler in Deutschland wollten wir in diesem Jahr weiter mitnehmen.

Wir werden gemeinsam mit den Klubs beobachten, wie sich das Ganze in der kommenden Saison verschieben wird mit den Entwicklungen rund um die Global Series. Da kann es natürlich einen Shift geben. Aber für diese Saison war die Entscheidung klar, weiterhin auf beiden Plattformen spielen zu wollen.

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Interview: Niklas Aßfalg

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