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EM | England: Zwei Achter, zwei Spitzen, zwei neue Flügel?

Wie die Three Lions attraktiver agieren könnten

England: Zwei Achter, zwei Spitzen, zwei neue Flügel?

Auf England wartet die Slowakei - nimmt Coach Gareth Southgate Veränderungen vor?

Auf England wartet die Slowakei - nimmt Coach Gareth Southgate Veränderungen vor? IMAGO/PA Images

Ein schönes Tor zum 1:0-Sieg im ersten Spiel gegen Serbien durch Jude Bellingham. Ein eher zufällig entstandenes beim 1:1 gegen Dänemark von Harry Kane. Zwei Punkte zwischen den Sätzen, keine Kommata, kein "und". Denn da endet die Aufzählung der englischen Torausbeute in der Gruppenphase - das 0:0 gegen Slowenien bedeutete schließlich Platz 1, der den Engländern wiederum die Slowakei als Gegner im Achtelfinale im Gelsenkirchen beschert hat.

Kommt es zu Englands "Lieblingsdisziplin"?

Für den Fall, dass die Sturmflaute anhält, das Match vielleicht wieder 0:0 endet und die Three Lions ihre "Lieblingsdisziplin" bestreiten müssen, soll es einen Fünf-Punkte-Plan in Sachen Elfmeterschießen geben. Mal sehen, inwieweit der greifen kann, muss, wird.

Einfacher und weniger nervenaufreibender wäre es für England natürlich, das Match gegen keinesfalls zu unterschätzende Slowaken (Sieger im ersten Match gegen Belgien) in der regulären Spielzeit zu entscheiden. Dazu wiederum braucht es mehr Mut, mehr Power, mehr Torchancen.

Trainer Gareth Southgate scheint nicht geneigt, viel an seiner Vorgehensweise zu ändern, sieht alles sehr pragmatisch. Also: ungeschlagen, Achtelfinale - warum davon abweichen?

Viele taktische Optionen

Dabei böten sich durchaus Optionen. Taktisch geben es die Spielertypen zum Beispiel her, im 4-3-3 zu agieren. Wer immer Sechser neben Declan Rice spielt, ist eh keine 1-a-Lösung - das gilt für Trent Alexander-Arnold, Conor Gallagher und Kobbie Mainoo, Letzterer scheint heute Abend den Vorzug zu erhalten. Doch ebenso gut oder noch besser könnte Rice alleiniger Sechser spielen, könnten Bellingham und Phil Foden als Achter aufgeboten werden. Möglicherweise sind auch zwei zentrale Spitzen eine Option, weil Kane im Zentrum oft auf sich allein gestellt ist. Warum nicht Ollie Watkins oder Ivan Toney neben den Münchner stellen, sodass die Neunerposition auch dann besetzt wäre, wenn Kane sich etwas zurückfallen lässt? Das würde in einem 4-4-2 auf Kosten von Bellingham gehen, bei dem anklang, dass er derzeit nicht die nötige Frische mitbringt.

Personell könnten auf jeden Fall zwei neue Flügel für frischen Wind sorgen, das deuteten Cole Palmer und Anthony Gordon nach ihren Einwechslungen an, nachdem Bukayo Saka nicht überzeugte und Foden sich ohnehin in zentralerer Rolle wohler fühlt.

Für Southgate geht es auch um seinen Job

All das sind Gedankenspiele, Southgate wird es entscheiden. Gegen die Slowakei geht es auch um seinen Job, das ist kein Geheimnis. Ein Ausscheiden wäre blamabel, zumal mit den bisher gezeigten Leistungen. Dass sich niemand vom Verband schützend vor den Coach stellt, ist der Überlegung geschuldet, dass jede Stellungnahme pro Southgate dem Coach als Schwäche ausgelegt würde. Jeder, auch die Verbandsoberen, hoffen eben auf Besserung und verweisen, wie der Trainer selbst, auf vergangene Turniere wie Platz 2 bei der EM 2021 und Rang 4 bei der WM 2018. Doch von einem Kader mit diesem Potenzial darf man mehr erwarten. Was natürlich Kritik rechtfertigt, aber keine Becherwürfe.

Ob Southgate Überlegungen anstrebt, in puncto Personal und System etwas zu verändern, wird sich in Gelsenkirchen zeigen. Damit zu rechnen ist nicht, zumindest nicht im großen Stil. Nicht zufällig zeigte eine Karikatur den übervorsichtigen Coach mit einer Rettungsweste. Er sitzt dabei in einer Badewanne.

Thomas Böker

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