Nationalelf

Elfmeterschießen: Nagelsmanns Luxusproblem, Spaniens Misere

Wer würde fürs DFB-Team antreten?

Elfmeterschießen: Nagelsmanns Luxusproblem, Spaniens Misere

Zwei von zwei: Kai Havertz verwandelte gegen Dänemark erneut vom Punkt.

Zwei von zwei: Kai Havertz verwandelte gegen Dänemark erneut vom Punkt. IMAGO/MIS

Als Ilkay Gündogan Kai Havertz im EM-Achtelfinale gegen Dänemark den Ball überließ, war womöglich eine Entscheidung für das restliche Turnier gefallen: Weil Havertz wie schon im Eröffnungsspiel gegen Schottland nervenstark verwandelte, darf er sich in der deutschen Nationalelf als neuer Elfmeterschütze Nummer eins fühlen. Gut möglich aber, dass es an diesem Freitag gar nicht Havertz oder Gündogan, sondern Havertz und Gündogan heißt.

Vor dem EM-Viertelfinale gegen Spanien (18 Uhr, LIVE! bei kicker) hat sich die DFB-Auswahl jedenfalls auch intensiv mit dem Szenario Elfmeterschießen beschäftigt. Am Donnerstag sprach Julian Nagelsmann davon, bereits "eine gewisse vorgefertigte Liste im Kopf" zu haben. "Das Allerwichtigste ist die Überzeugung des Spielers, dass er dann in dem Moment auch antreten möchte und antreten wird."

Nagelsmann: "Wir haben eigentlich zu viele"

Und "da haben wir, Stand heute, einige, eigentlich zu viele, die das gerne möchten", deutete der Bundestrainer gar ein Luxusproblem an. "Demnach habe ich jetzt auch keine Bauchschmerzen, wenn es so weit kommt."

Gündogan: Stimmung in Stuttgart "vergleichbar mit Dortmund"

alle Videos in der Übersicht

Neben Havertz und Gündogan sind etwa auch Toni Kroos, Niclas Füllkrug und Joshua Kimmich sichere Schützen - oder Antonio Rüdiger, der für Real Madrid vom Punkt das Champions-League-Viertelfinale gegen Manchester City entschied. Co-Trainer Mads Buttgereit kennt alle Details. "Wir haben einen Standardtrainer, der die Monate auf Klub-Ebene bewertet hat", berichtete Nagelsmann, also "wer wann wie stabil Elfmeter schießt".

Spanien schied zuletzt dreimal im Elfmeterschießen aus

Historisch gelang das Deutschland bei EM- oder WM-Turnieren deutlich besser als Spanien. Während die DFB-Elf von sieben Elfmeterschießen nur das erste verlor (Stichwort Nachthimmel), schied Spanien bei den letzten drei Turnieren jeweils auf diese Weise aus: bei der WM 2018 im Achtelfinale gegen Russland, bei der EM 2021 im Halbfinale gegen Italien und bei der WM 2022 im Achtelfinale gegen Marokko sogar mit 0:3.

zum Spiel

Insgesamt stehen die Spanier bei fünf Siegen und fünf Niederlagen im Elfmeterschießen. Letztmals hatte es im Achtelfinale der EM 2021 gegen die Schweiz geklappt, als allerdings mit Rodri ein aktueller EM-Fahrer vergab - wie im Halbfinale auch Dani Olmo und Alvaro Morata. Für Deutschland verschossen nur fünf von 37 Schützen in EM- oder WM-Elfmeterschießen: neben Uli Hoeneß (1976) auch Uli Stielike (WM-Halbfinale 1982) sowie Thomas Müller, Mesut Özil und Bastian Schweinsteiger (EM-Viertelfinale 2016).

Gündogans Rat: Puls senken - so wie Cristiano Ronaldo

"Das Schlüsselwort ist Routine", findet Gündogan. "Der Druck im Spiel ist ein ganz anderer als im Training, es ist sehr schwer, das zu simulieren. Aber man kann seine Routine trainieren, wie man einen Elfmeter angeht, wie man atmet, wie man ruhig wird. Denn das ist das Entscheidende: dass man ruhig wird, dass man seinen Puls gesenkt bekommt. Dass man einfach versucht, cool zu bleiben."

Als Kroos für Deutschlands letzten Sieg gegen Spanien sorgte

alle Videos in der Übersicht

Gerade erst hat ein Hersteller von Fitnessarmbändern veröffentlicht, dass der Puls von Markenbotschafter Cristiano Ronaldo vor seinem Tor im Elfmeterschießen im Achtelfinale gegen Slowenien auf 100 Schläge pro Minute sank. Beim Abpfiff der Verlängerung hatte er noch bei 170 gelegen - ebenso, als Bernardo Silva den entscheidenden Elfmeter versenkte.

Man müsse es schaffen, "den Moment zu genießen", meint Gündogan. "Das ist das Schwierigste, sonst würde ja jeder Elfmeter verwandeln. Sogar Harry Kane, der einen unglaublichen Abschluss hat, hat schon Elfmeter verschossen. Und ich habe in meiner Karriere auch schon viele Elfmeter vergeben."

jpe

Bayern an der Spitze: So viel erhalten die deutschen Klubs für ihre EM-Fahrer