Nationalelf

Nagelsmanns Umgang mit Neuer ist ein Wagnis

Kommentar zum 2:1-Sieg im Test gegen Griechenland

Nagelsmanns Umgang mit Neuer ist ein Wagnis

Analysierte nach dem 2:1 gegen Griechenland messerscharf: Toni Kroos.

Analysierte nach dem 2:1 gegen Griechenland messerscharf: Toni Kroos. imago images

Toni Kroos besitzt die Fähigkeit, Spiele so messerscharf analysieren zu können wie er seine Pässe spielt. Die Nationalelf, sagt der sechsfache Champions-League-Gewinner, sei nicht so gut, wie sie viele im Land nach den erfolgreichen März-Länderspielen schon wieder sehen wollten, sie sei aber auch nicht so schlecht, wie sie davor gemacht wurde.

Unstrittig ist: Beim 2:1 gegen Griechenland war sie leistungsmäßig deutlich näher an jenen Monaten, in denen die Sorgen überwogen - das Traumtor von Pascal Groß dokumentiert den Willen dieser Mannschaft, es kann jedoch nicht kaschieren, dass viele gelöst geglaubten Probleme, etwa bei der Konterabsicherung, wieder aufgetreten sind.

Ein surreal anmutendes Problem

Ein Problem, das klingt im Torhüterland Deutschland surreal, besteht im Tor. Und spätestens seit dem Freitagabend erscheint es fraglicher denn je, ob Manuel Neuer es lösen kann, oder Julian Nagelsmann es anders lösen muss.

Der Bundestrainer hatte sich im März auf den einstigen Welttorhüter als Nummer 1 festgelegt, obwohl Marc-André ter Stegen in Neuers einjähriger Verletzungspause weit mehr als nur ein Platzhalter war. Er hat auch an seinem Kurs festgehalten, als Neuer im März-Lehrgang verletzt abreisen musste und in der Endphase der Saison mehrfach gepatzt hatte.

Leistungsprinzip außer Kraft

EM 2024

Nun folgte dem folgenlosen Wackler gegen die Ukraine ein folgenschwerer Fehler beim Gegentor. Dass Fehler wie diese sich aktuell immer wieder abwechseln mit Großtaten, die Neuer auch in Mönchengladbach wieder zeigte, ist offensichtlich.

Dass Nagelsmann dennoch sagt, er lasse keine Diskussion aufkommen ("Er hatte auch drei Paraden, es ist alles in Ordnung"), ist mindestens ein Wagnis. Denn so sehr er Neuer damit absolutes Vertrauen vermittelt, so deutlich setzt er zumindest auf der Torwartposition augenblicklich das Leistungsprinzip außer Kraft.

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Positive Impulse von der Bank

Positiv ist neben der Bereitschaft zu einer Energieleistung nach der Pause, dass wie schon gegen die Ukraine Impulse von der Bank kamen. Nicht nur durch Siegtorschütze Groß, sondern auch in Person von Leroy Sané, der bei seinem Comeback nicht nur schwungvoll den Vorwärtsgang, sondern auch beherzt den Rückwärtsgang einlegte.

Und doch bleibt nach den zwei Tests vor dem Auftakt am kommenden Freitag gegen Schottland haften, dass noch mehr Sand im Getriebe ist, als es nach dem erfolgreichen März den Anschein hatte: Gegen die Ukraine (0:0) stimmte das Ergebnis nicht, die Leistung aber war besser als bei einer Generalprobe, in der das Ergebnis das Beste war.

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