3. Liga

Freistellung von Gerry Ehrmann: Boris Schommers' unpopuläre Entscheidung

Kaiserslautern: Streit im Trainergespann eskaliert

Ehrmann-Freistellung: Schommers' unpopuläre Entscheidung

Gerry Ehrmann ist nicht mehr Torwarttrainer beim 1. FC Kaiserslautern.

Gerry Ehrmann ist nicht mehr Torwarttrainer beim 1. FC Kaiserslautern. imago images

Vor dem anstehenden Derby bei Waldhof Mannheim (Samstag, 14 Uhr, LIVE! bei kicker) liegen die Nerven in Kaiserslautern blank. Torwarttrainer Gerry Ehrmann wurde noch während der Trainingseinheit am Sonntagvormittag freigestellt. Grund für die Trennung ist ein Zerwürfnis zwischen Ehrmann und Cheftrainer Boris Schommers. "Der Verein sah sich nach einer Reihe von internen Vorkommnissen, die eine zielgerichtete und teamorientierte Zusammenarbeit zum Wohle des Vereins nicht mehr möglich machen, zu diesem Schritt gezwungen", heißt es in der Vereinsmitteilung. Zuvor hatte die "Bild" darüber berichtet.

Das ist eine persönliche Sache zwischen Herrn Schommers und mir. Fakt ist, ich bin freigestellt.

Gerry Ehrmann

Nach kicker-Informationen ist das Verhältnis der beiden schon länger angespannt. Nach dem 0:0 gegen Zwickau am Samstag - dem siebten sieglosen Spiel in Serie - kam es zu einer laustarken Auseinandersetzung. Doch damit nicht genug. Im weiteren Verlauf des Tages soll sich Ehrmann in den VIP-Bereichen in Gesprächen mit Dritten äußerst despektierlich über Schommers geäußert haben. Während der Trainingseinheit am Sonntag zog Lauterns Cheftrainer dann die Reißleine. "Das ist eine persönliche Sache zwischen Herrn Schommers und mir. Fakt ist, ich bin freigestellt und jetzt schauen wir mal, ganz unaufgeregt. Wichtig ist, dass der Verein die Kurve bekommt", erklärte Ehrmann im Gespräch mit dem kicker.

Ehrmann genießt auf dem Betzenberg Legendenstatus

Die Tragweite dieser Entscheidung mag für Außenstehende nicht auf den ersten Blick zu erkennen sein. Doch Ehrmann ist in Kaiserslautern eine Legende. Unter ihm gelangen Roman Weidenfeller, Tim Wiese, Kevin Trapp, Tobias Sippel, Florian Fromlowitz, Marius Müller, Julian Pollersbeck und dem aktuellen FCK-Keeper Lennart Grill der Durchbruch. Von 1984 bis 1997 absolvierte Ehrmann über 300 Spiele für die Roten Teufel, war Meister und Pokalsieger und seit 1996 durchgehend Torwarttrainer. Der 61-Jährige ist der absolute Publikumsliebling auf dem Betzenberg. Zehntausende Fans skandierten in sportlichen Krisenzeiten regelmäßig: "Außer Ehrmann könnt ihr alle gehen".

Gerry Ehrmann, Boris Schommers

Nicht mehr länger gemeinsam auf dem Trainingsplatz: Gerry Ehrmann (li.) und FCK-Coach Boris Schommers. imago images

Dass "Tarzan", wie er aufgrund seiner muskulösen Statur genannt wird, seine Meinung sagt und zuweilen auch sehr emotional reagiert, ist über die Grenzen der Stadt bekannt. Mehrere Trainer störten sich in den vergangenen Jahren zudem am Umgang Ehrmanns mit Spielern und anderen Beschäftigten des Klubs. Doch er galt als unantastbar, seine Person war ein Tabu. Auch weil er mit der Entwicklung der Torhüter einen großen sportlichen wie wirtschaftlichen Beitrag zum Überleben sicherte. Aber es gibt Grenzen - und diese wurden nach kicker-Informationen in der jüngsten Vergangenheit gleich mehrfach überschritten. Interne Äußerungen, die mit den von FCK-Anhängern so häufig propagierten Werten Fritz Walters nun gar nicht in Einklang zu bringen sind. Sonst hätte Schommers wohl kaum diese unpopuläre Entscheidung getroffen.

Die Situation droht aus dem Ruder zu laufen

Auf den Klub prasselte im Verlauf des Tages ein Sturm der Entrüstung ein. "Ohne Gerry kein FCK! Schommers raus! Schämt euch!", stand etwa auf einem Plakat, welches am Eingangsbereich der Geschäftsstelle im Fritz-Walter-Stadion platziert wurde. Doch Schommers dürfte wissen, wie er mit dem aufkommenden Gegenwind umzugehen hat. Wollte ihn der Großteil der Fans nach nur einem Sieg aus den ersten sechs Spielen im November am liebsten schon wieder entlassen, feierten ihn dieselben Anhänger nur Wochen später nach fünf Siegen in Serie als den großen Helden. Doch davon ließ sich der 41-Jährige nicht beirren. Genauso wenig wie nun in der Causa Ehrmann, in der er bei großen Teilen der Fans gegen den Publikumsliebling ohnehin nur verlieren konnte. Ohne die Hintergründe zu kennen, wurde der Coach von den Anhängern bereits als Schuldiger im Zwist ausgemacht.

Doch der FCK muss schnellstmöglich zurück in die Erfolgsspur, sonst droht die Situation aus dem Ruder zu laufen. Nur noch vier Punkte trennen die Roten Teufel von der Abstiegszone. Das Derby beim SV Waldhof Mannheim am Samstag (14 Uhr, LIVE! Bei kicker.de) gerät zum Zünglein an der Waage. Kommt zu den Abstiegssorgen, der Insolvenzangst und den Unruhen rund um die Ehrmann-Freistellung auch noch eine Niederlage im Derby hinzu, brennt es auf dem Betzenberg lichterloh.

Moritz Kreilinger