Hier und da war es schon spekuliert worden, sorgte aber bei der offiziellen Bestätigung in Amsterdam Mitte Juli dennoch für Aufruhr: Ultimate Team wird in EA SPORTS FC 24 um weibliche Profis bereichert. Genauer gesagt um Spielerinnen aus fünf internationalen Top-Ligen: der Women's Super League aus England, der D1 Arkema aus Frankreich, der deutschen Frauen-Bundesliga, der spanische Liga F und der US-Liga National Women's Soccer League. Außerdem werden ausgewählte Klubs aus der Women's Champions League, die in anderen Ligen beheimatet sind, ebenfalls vertreten sein.
Gleichberechtigung auf jeder Ebene
Doch wie genau sollen die Spielerinnen in Ultimate Team eingebaut werden? Das lässt sich relativ einfach beantworten: genauso wie die Männer. Das heißt, dass Spielerinnen ebenso in Packs zu ziehen sein werden, in Drafts zur Wahl stehen, in Squad Building Challenges eingebaut werden dürfen und auch für die neuen "Evolutions" in Frage kommen. Mit der Mechanik sollen sich niedriger bewertete Karten sukzessive aufwerten lassen, indem man mit ihnen Aufgaben erfüllt. Zudem wird es erstmals weibliche Ikonen und Heroes geben.
Auch in Sachen Ratings ist eine Gleichbehandlung geplant. Die besten Fußballerinnen der Welt sollen in ihren Bewertungen mit den männlichen Äquivalenten mithalten können. "Wir bewerten die Spielerinnen und Spieler im Vergleich zur Konkurrenz, auf die sie in der Realität treffen", verriet Senior Producer Garreth Reeder kicker eSport in Amsterdam. Das heißt konkret: Eine Sam Kerr und ein Erling Haaland könnten über die identische Gesamtstärke verfügen. Damit sollen die weiblichen Profis spielbar werden.
Chemie-System mit Twist
Um die weiblichen Stars um Kerr, Alexandra Popp & Co. in gemischte Teams einzubauen, werden die Items auf Klub- und Nationen-Ebene zudem geschlechterübergreifend linken. Reece James und seine Schwester Lauren geben sich also gegenseitig Chemie-Punkte, da beide aus England kommen und für den FC Chelsea spielen. Getrennt wird indes in den Ligen. Alexandra Popp linkt etwa zu Giulia Gwinn oder anderen Spielerinnen aus der Frauen-Bundesliga, aber nicht zu Bayerns neuem Superstar Harry Kane.
Offen bleibt allerdings das Balancing. Speziell physische Komponenten, etwa die Körpergröße machen EA SPORTS noch zu schaffen. Ein durchaus relevanter Aspekt, beeinflussen doch auch die "Body Types" entscheidend, wie gut ein Item tatsächlich auf dem virtuellen Rasen performt. Mit Blick auf Torhüterinnen gibt auch Reeder diese Problematik offen zu. "Eine Herausforderung" sei sie, für die er Mitte Juli noch keine Lösung nennen konnte.
EA SPORTS lässt Balancing-Fragen offen
Ein wenig konkreter wurde David Jackson, Vizepräsident von EA SPORTS FC. Dieser gab im Gespräch mit kicker eSport zu, dass Frauenfußball gegenüber dem Spiel von Männern "aus technischer, muskulärer und biochemischer Perspektive ein anderer Sport ist". Er deutete Lösungen aber zumindest an: "Du schickst bei einer Ecke auch keinen kleinen männlichen Spieler ins Kopfballduell mit Haaland. Vielleicht wird Haaland den Ball gar nicht bekommen, weil es kollektiv anders verteidigt wird. Vielleicht wird es auch weit weniger Ecken geben, weil das Spiel viel flüssiger ist."
Endgültige Fakten schaffen wird wohl erst der Release des Spiels Ende September. Bereits zuvor will der Entwickler zudem einige Ratings verkünden, die einen Vorgeschmack auf die Fähigkeiten von Spielern und Spielerinnen geben dürfte - welchen laut Jackson ermöglicht wird, "alles zu tun, was Männer auch können". Im Zweifel vielleicht auch auf Kosten des sonst angestrebten Realismus.