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Heute vor 10 Jahren: Neuer, Algerien und die Revolution

Heute vor 10 Jahren

"Die verrückteste Torwartleistung": Neuer, Algerien und die Revolution des Spiels

Ein Kopfball von Manuel Neuer außerhalb des Strafraums - gegen Algerien so etwas wie Normalität.

Ein Kopfball von Manuel Neuer außerhalb des Strafraums - gegen Algerien so etwas wie Normalität. picture alliance / AP Photo

Eine Frage schießt einem unweigerlich durch den Kopf, jetzt, zehn Jahre später, wenn man nochmal zurückdenkt an dieses Achtelfinale der WM 2014, das 2:1 n.V. zwischen der deutschen Nationalmannschaft und Algerien. Ist ja schon lange her, nachvollziehbar deshalb, dass man sich nicht mehr an alle Details erinnert. Also: Hatte Bundestrainer Joachim Löw Manuel Neuer in diesem Spiel wirklich als Torwart aufgestellt?

Wenn man sich die alten Bilder aus dem Estadio Beira-Rio nochmal anschaut, sieht man, dass Neuer in jenen 90 Minuten am 30. Juni 2014 Dunkelblau trug. Ein Shirt, mit dem er sich von seinen in Weiß gekleideten Mitspielern unterschied. Neuer war also tatsächlich Torwart an diesem Montagabend von Porto Alegre.

Neuer ist längst nicht nur Torwart, sondern auch Libero

Was sonst keine Nachricht ist, weil Neuers Beruf nun mal darin besteht, Bälle zu halten, war beim Duell mit Algerien sehr wohl eine Erwähnung wert. Wer das Spiel sah, hätte ja auch auf die Idee kommen können, Neuer sei als Verteidiger aufgestellt. Als Libero und letzte Instanz der deutschen Abwehrreihe, die ein Eingreifen des Torwarts erst dann notwendig macht, wenn sie selbst nicht mehr im Bilde ist.

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Neuer, und das ist es, was bis heute vom Algerien-Spiel im kollektiven Fußballgedächtnis geblieben ist, Neuer war immer im Bilde. Er parierte gegnerische Torschüsse, verteilte die Vielzahl an Rückpässen wie ein Spielmacher - und vor allem wagte er gleich mehrere Ausflüge aus seinem Sechzehner, mit denen er algerische Torchancen auf bravouröse Art und Weise zunichte machte, schon bevor sie allzu brenzlig wurden.

Für mich ist es die verrückteste Torwartleistung, die ich bis dahin live im Stadion gesehen habe.

kicker-Reporter Matthias Dersch

"Für mich ist es die verrückteste Torwartleistung, die ich bis dahin live im Stadion gesehen habe. Und ehrlicherweise hat sie bis heute auch niemand getoppt", sagt Matthias Dersch in der zweiten Folge des kicker-Podcasts "Der vierte Stern". Die Partie ist ihm auch heute noch sehr präsent. Er habe auf der Pressetribüne etwa zehn Meter links der Mittellinie gesessen, erinnert sich der kicker-Reporter: "Das ist genau die Höhe, auf der Neuer gefühlt alle fünf Minuten in höchster Not als letzter Mann klärt."

Torwart - und so viel mehr als das: Manuel Neuer (in Dunkelblau) im WM-Achtelfinale 2014 gegen Algerien.

Torwart - und so viel mehr als das: Manuel Neuer (in Dunkelblau) im WM-Achtelfinale 2014 gegen Algerien. imago/ActionPictures

Der kicker gibt dem damals 28-Jährigen die Note 1,5 und zeichnet ihn zum Spieler des Spiels aus. Vor diesem Hintergrund liest sich die Einzelkritik eher nüchtern: "Mehr durch Rückpässe ins Spiel eingebunden als ihm lieb sein konnte, dabei stets ballsicher. Klärte mit riskanten Ausflügen gegen Slimani (9. und 73.) und Feghouli (28.). Auch in der 87. Minute gegen Feghouli auf der Hut. Sicherer Rückhalt."

PODCAST "DER VIERTE STERN"

Ein sicherer Rückhalt war Neuer in diesen 90 Minuten gewiss. Er war aber auch so viel mehr als das. Jetzt, da der spätere Weltmeister im Spätherbst seiner Karriere angekommen ist, heißt es ja oft, er habe das Torwartspiel revolutioniert und auf ein neues Niveau gehoben. Wer würde da widersprechen? Und vor allem: Wer denkt bei diesem Urteil nicht als Erstes an den 30. Juni 2014?

Der Podcast "Der vierte Stern": zu hören in der kicker-App, auf kicker.de und überall, wo es Podcasts gibt.

lei