Bundesliga

Die verpfuschte Karriere des Jean-Kevin Augustin

Leipzig wartet auf 21 Millionen

Die verpfuschte Karriere des Jean-Kevin Augustin

Jean-Kevin Augustin absolvierte über 40 Spiele für Junioren-Auswahlmannschaften Frankreichs.

Jean-Kevin Augustin absolvierte über 40 Spiele für Junioren-Auswahlmannschaften Frankreichs. Getty Images

Als Jean-Kevin Augustin am 6. Juli 2017 beim damaligen Bundesliga-Vizemeister RB Leipzig vorgestellt wurde, waren beide Seiten voller Hoffnung. "Ich bin sehr froh, dass er hier ist. Mit seiner Art passt er sehr gut in unser System", prophezeite der damalige Trainer Ralph Hasenhüttl über den bei Paris St. Germain ausgebildeten Stürmer. Und der gerade 20 gewordene Augustin selbst erklärte optimistisch: "Ich sehe gute Chancen, dass ich mich hier durchsetzen kann."

Längst ist klar, dass dies ein frommer Wunsch bleiben wird, dass der für 16 Millionen Euro geholte Augustin vielmehr als einer der größten Transfer-Irrtümer in die RB-Geschichte eingehen wird. Und inzwischen mehren sich gar die Zweifel, dass sich Augustin überhaupt nochmal im Profifußball durchsetzen kann. Der frühere U-21-Auswahlspieler Frankreichs blickt mit erst 23 Jahren auf ein verkorkstes Jahr und eine verpfuschte Karriere zurück. Als der FC Nantes am Mittwoch mit einer 0:3-Niederlage bei Olympique Lyon das Fußballjahr abschloss, zählte er einmal mehr nicht zum Kader.

Bei drei Vereinen auf dem Abstellgleis

Der abstiegsbedrohte Erstligist ist nach AS Monaco und Leeds United bereits seine dritte Station 2020, stets landete Augustin wegen gravierender körperliche Defizite auf dem Abstellgleis. Bei Nantes schloss ihn der inzwischen entlassene Trainer Christian Gourcuff zu Monatsbeginn aus dem Mannschaftstraining aus. Augustin sei "nicht wettbewerbsfähig" und solle erst einmal mit einem Fitnesscoach in eine akzeptable Form gebracht werden, lautete die Begründung. Nantes hatte Augustin erst am 5. Oktober ablösefrei verpflichtet und dem arbeitslosen Profi damit eine neue Perspektive geboten. Vergeblich.

Auf gerade mal drei Kurzeinsätze brachte es Augustin in Nantes, auch ansonsten ist seine sportliche Bilanz in 2020 desolat: Für Monaco, das ihn von RB Leipzig ausgeliehen hatte, lief er im Januar noch zweimal auf, ehe er - erneut auf Leihbasis - zu Leeds wechselte. Dort kam er auf lediglich drei Kurzeinsätze, ehe er weggeschickt wurde. Der Haken: Der englische Zweitligist hatte sich im Ausleihvertrag mit RB Leipzig verpflichtet, den Stürmer im Aufstiegsfall für 21 Millionen Euro zu kaufen. Zwar klappte es mit dem Aufstieg in die Premier League, doch von einer Kaufverpflichtung will Leeds mit dem Hinweis auf die besonderen Corona-Umstände nichts mehr wissen.

Augustin selbst äußert sich nicht mehr

Da der Klub die erste Rate schuldig blieb, zeigten die Leipziger den Fall bei der FIFA an. Mit einem Urteil ist erst im Frühjahr zu rechnen. Nach Ansicht von RB ist klar, dass der ursprüngliche, bis 2022 datierte Vertrag keine Gültigkeit mehr besitzt und die Transferrechte bei Leeds liegen. Leeds lehnt eine Rückholaktion des Problemstürmers ab.

Wie Augustin über all dies denkt, ist unbekannt. Der Stürmer äußert sich öffentlich schon lange nicht mehr, selbst auf seinem Instagram-Account gab es seit dem 11. November keine Botschaft mehr.

Oliver Hartmann

Sieben Klubs vertreten: Die kicker-Elf der bisherigen Saison