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Kommentar: Aufstockung der Frauen-Bundesliga kommt zu früh

Kommentar zur Aufstockung der Frauen-Bundesliga

Die richtige Entscheidung, aber zu früh

Neue Top-Spiele wie Wolfsburg gegen Bayern entstehen durch die Aufstockung - zumindest kurzfristig - nicht.

Neue Top-Spiele wie Wolfsburg gegen Bayern entstehen durch die Aufstockung - zumindest kurzfristig - nicht. imago images

Keine Frage: Bei zwölf Mannschaften konnte es nicht für immer bleiben. Zu viel Potenzial läge brach, schaut man, welche großen Vereine nach oben drängen. Der HSV, angetrieben von NLZ-Leiter und Noch-Bundestrainer Horst Hrubesch, versucht es mit einer ganz jungen Mannschaft. Auch in Mönchengladbach oder bei den mit Bundesliga-Erfahrung verstärkten Regionalliga-Aufsteigern Bochum und Union Berlin geht der Blick hinauf.

Und dann wären da ja sogar noch ambitionierte Regionalligisten wie Mainz, Hannover oder Viktoria Berlin. Dem messbar größeren Interesse am deutschen Fußball der Frauen wollte der DFB Rechnung tragen - und hat es getan: 2025 gehen 14 Bundesliga-Teams an den Start, eine weitere Aufstockung danach ist geplant. Und doch kommt diese eigentlich richtige Entscheidung ein paar Jahre zu früh.

Der neuen Konkurrenz hätte etwas mehr Zeit gutgetan

Jedes Jahr steigt der Tabellenletzte mit einer einstelligen Punktzahl und verheerenden Tordifferenz aus der Bundesliga ab. 2021/22 war das Carl Zeiss Jena, 2022/23 folgte Turbine Potsdam. Dass genau diese beiden Teams nun die Aufsteiger sind, kann man als Beweis für die gute Arbeit nehmen, die bei den beiden Klubs auf den Abstieg folgte.

Man kann es aber auch als Beleg dafür sehen, dass die Stärksten der 2. Bundesliga bislang zu schwach sind, um in der Bundesliga mitzuhalten. Zwar formiert sich neue Konkurrenz, sei es eben etwa aus Hamburg oder Berlin. Aber cleverer wäre es gewesen, diesen Klubs etwas mehr Zeit zu geben.

Die Gefahr ist groß, dass die kleinen, dazukommenden Teams wie nun Jena und Potsdam sich gegen die Top-Mannschaften einigeln und von diesen Partien wenig Werbung für den Frauenfußball ausgeht. Das Ansinnen des DFB wäre dann konterkariert.

Selbst die englische Liga hat nur zwölf Teams

Champions-League-Siegerin Fridolina Rolfö vom FC Barcelona, selbst früher beim FC Bayern und in Wolfsburg aktiv, sagte im März zum kicker mit Recht, dass eine große Stärke der Bundesliga in der Ausgeglichenheit liege. "In Spanien ist die Liga zu groß, 16 Teams sind zu viel", meinte die Schwedin: "Die meisten europäischen Ligen haben zwölf Teams - das ist die bessere Lösung." Selbst die beste europäische Liga, die viel größer vermarktete englische Women's Super League, steht (noch) bei zwölf.

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Zwar fielen die Ergebnisse in den vergangenen Bundesliga-Saisons tendenziell knapper aus, die Verhältnisse sind aber doch zementiert. Vor dem letzten Spieltag der Saison 2023/24 waren tabellarisch sämtliche Fragen beantwortet: Bayern wieder Erster, Wolfsburg wieder Zweiter, Frankfurt wieder Dritter, Nürnberg und Duisburg abgestiegen.

Dass außerdem die Belastung, über die Spielerinnen und Funktionäre zunehmend klagen, durch vier Spieltage mehr automatisch weiter steigt, versteht sich von selbst. Und das Problem mit den Schiedsrichterinnen-Leistungen besteht ja immer noch. Zwar investiert der DFB in die Nachwuchsförderung der Schiedsrichterinnen. Aber auch hier hätten zwei Jahre mehr Zeit sicher geholfen, um die Ernte in Form von qualifiziertem Personal einzufahren.

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