Amateure

81-Jähriger feiert Comeback in der Kreisliga

Heinz Fücker lief nochmals für Saarland-Kreisligist Sötern auf

"Die paar Minuten waren zu wenig": 81-Jähriger feiert Comeback in der Kreisliga

Dynamisch mit 81 Jahren: Heinz Fücker bei seiner Spvgg Sötern.

Dynamisch mit 81 Jahren: Heinz Fücker bei seiner Spvgg Sötern. Spvgg Sötern

Kreisliga A Blies/Nahe

Der große Fußball spielt in dieser Geschichte zumindest eine Nebenrolle: "Sechs Mann wollten unbedingt zum Pokal-Finale nach Berlin", erinnert sich Rico Costa, als man ihn einen Monat später auf diesen letzten Spieltag anspricht, "wir haben viele FCK-Fans im Team. Ich hatte also nur neun Spieler."

Saarland, Kreisliga A Blies/Nahe. Personalmangel ist ein verbreitetes Problem für Trainer quer durch die Amateurfußball-Republik. So auch für Costa. Als der 45-Jährige seine Spvgg Sötern aufstellt für das letzte Duell mit dem FC Blau-Weiß St. Wendel II muss er kreativ werden. So kommt er auf Heinz Fücker. Der sitzt bei jedem Heimspiel auf dem Hang hinter der Bank. "Er erzählt mir immer, wie schlecht wir spielen und wie gut sie früher waren", verrät Costa. Was Fücker ebenfalls regelmäßig wiederholt: "Dass er immer eine gepackte Tasche im Auto hat." Gut, denkt sich Costa, deine Chance: "Ich habe ihm gesagt: 'Wenn du diesmal kommst, spielst du auch'."

Mit 70 noch in der Reserve

Was die Geschichte nun besonders macht: Heinz Fücker ist nicht irgendjemand im Verein. Früher war er mal Vorstand, heute ist er Ehrenmitglied und Edelfan. Und: Fücker ist 81 Jahre alt. Aber für sein Alter, betont Costa, sei der Mann topfit, noch mit 70 habe er ab und an in der Reserve gekickt.

Am Sonntag trudelt die Mannschaft zum Treffpunkt ein. Fücker fehlt. "Es war ja nicht das erste Mal, dass ich ihn eingeladen habe", erinnert sich der Trainer. Seine Spieler werden jedenfalls schon nervös - doch diesmal taucht der Senior tatsächlich auf, mit einer halben Stunde Verspätung, die stets gepackte Tasche über der Schulter.

"Knochen wie ein Stier"

Anruf in Sötern, einer kleinen Gemeinde im nördlichen Saarland. Heinz Fücker ist nicht so leicht zu erreichen, er ist viel im Dorf unterwegs. Beim fünften Versuch auf seinem Festnetzanschluss meldet sich eine Stimme. Warum er verspätet zum Treffpunkt erschienen sei? Starallüren? "Nee, ich war nochmal kurz zu Hause", sagt Fücker, "ich hatte noch genug Zeit, mich umzuziehen."

Heinz Fücker

Heinz Fücker (hier mit dem 44-jährigen Mitspieler Christian Barth) ist 1,63 Meter groß. Spvgg Sötern

Und dann kommt er ins Reden: Früher, da habe er bis zu dreimal am Wochenende gespielt, sein Körper habe das schon immer mitgemacht: "Der Arzt hat gesagt, ich habe Knochen wie ein Stier." Kein Bruch, niemals, nur eine Bandage stützt ein künstliches Kniegelenk. So auch an jenem Sonntag, als er sich in Minute 85 an der Seitenlinie bereit macht und wenig später den Rasen betritt. Wie viele Ballkontakte er gehabt habe bei seinem Comeback? "Die paar Minuten waren zu wenig", sagt Fücker bestimmt, "kaum war ich drin, hat er gepfiffen und das Spiel war vorbei."

Geburtsjahr 42

In einem Zweikampf behaupten muss sich der Senior nicht. "Wir wollten natürlich nicht, dass was passiert", sagt sein Coach. Der Gegner - für den es immerhin noch um die Chance auf Relegationsrang zwei geht - ist eingeweiht, auch der Schiedsrichter weiß Bescheid: "Der kam schon grinsend an, als er gesehen hat, dass einer mit Geburtsjahr 42 auf dem Bogen stand."

2:3 liegt das Team bei Fückers Einwechselung zurück, "mit Heinz auf dem Feld hatten wir sogar noch die Chance zum 3:3." Am Ende reicht es nicht, aber es hätte ohnehin nichts an Costas Fazit geändert: Die Saison lief nicht so gut, man habe sich mehr ausgerechnet. Am Ende steht in der letzten Liga der drittletzte Platz für Sötern. "Wir haben eine junge Mannschaft, ziemlich unerfahren", erklärt es sich Costa - auch wenn der Schnitt auf den letzten Drücker noch ordentlich angehoben wurde.

Karriereende mit 85

Spvgg Sötern

Das Team der Spvgg Sötern. Spvgg Sötern

Das Ganze sei natürlich in erster Linie ein Akt der Wertschätzung gewesen, ordnet der Coach ein, für einen verdienten Mann, der offenbar aber noch nicht genug hat. Costa: "Er sagt, ich soll ihn noch mal einsetzen. Er will seine Karriere erst mit 85 beenden."

Was Fücker bestätigt: "Da spiel' ich dann aber länger", sagt er, "und geh' hinter in die Abwehr, wo ich immer gespielt habe." Denn eines müsse man wissen: Trotz seiner Größe von 1,63 Meter habe er schon immer ein unwahrscheinlich gutes Kopfballspiel gehabt.

Jan Mauer

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