Bundesliga

Die Eintracht und das doppelte Signal der Basis

Diskussion um Fischers Zustimmung und um Kapitalmaßnahmen

Die Eintracht und das doppelte Signal der Basis

Hat 79,85 Prozent der Mitgliederstimmen erhalten: Eintracht-Präsident Peter Fischer.

Hat 79,85 Prozent der Mitgliederstimmen erhalten: Eintracht-Präsident Peter Fischer. Getty Images

Die SED ist schon länger Geschichte, deren Wahlergebnisse von annähernd 100 Prozent jetzt auch in Frankfurt. Die Zeiten, in denen Peter Fischer mit 99 Prozent Zustimmung - wie 2018 - gewählt wurde, haben Anfang der Woche ein Ende gefunden. Überraschend kam das nicht. Etwas zu oft hat der 66-Jährige in der jüngeren Vergangenheit über die Stränge geschlagen und mit manchen Aussagen bei den Ultras angeeckt, mit anderen bei "normalen" Mitgliedern.

Verwirrung herrschte im Nachgang über die Kommunikation des Wahlergebnisses. Während am Montagabend 79,85 Prozent (420 Stimmen) zugunsten Fischers eingeblendet wurden, rechneten andere das Ergebnis auf 67,2 Prozent herunter - die 99 Enthaltungen seien vom Verein nicht berücksichtigt worden. Dabei ist es üblich und auch im Vereinsrecht verankert, dass Enthaltungen nicht mitgezählt werden, sofern es die Satzung nicht anders regelt. In Frankfurt schreibt die Satzung sogar explizit: "Stimmenthaltungen oder ungültige Stimmen werden nicht mitgezählt."

Ich bleibe der Peter Fischer, den Ihr kennt.

Peter Fischer

So oder so: Eine Überraschung war es nicht. Er habe eigentlich mit einem noch schlechteren Ergebnis gerechnet, sagte Fischer nach der Wahl. Die Ultras hätten ihn vorgewarnt: "Es wird Enthaltungen und Gegenstimmen geben." Es darf bezweifelt werden, dass der polarisierende Präsident den kleinen Denkzettel als Anlass zum großen Umdenken hinnimmt, was er auch am Abend direkt bestätigte: "Ich bleibe der Peter Fischer, den Ihr kennt."

Über 60 Millionen Euro Verbindlichkeiten

Punkt zwei der heiß diskutierten Themen waren künftige Kapitalmaßnahmen. Die Vorstände Axel Hellmann und Oliver Frankenbach machten unmissverständlich deutlich, dass die Fußball-AG frisches Geld braucht. Die Zahlen sind bekannt. 80 Millionen Euro kostete die Pandemie bisher, das Eigenkapital ist binnen zwei Jahren von 60 auf sechs Millionen Euro geschrumpft, die Verbindlichkeiten stiegen auf über 60 Millionen. "Das ist eine dramatische Situation, um den Risiken der Zukunft begegnen zu können", sagte Finanzchef Frankenbach.

Nun muss externes Geld her. Das geht nur über den Verkauf von Anteilen an der AG. Noch hält der e.V. als Mehrheitsgesellschafter 67,89 Prozent an der Profisparte, doch potenzielle Investoren wollen für ihre Einlage ein entsprechend großes Stück vom Kuchen abhaben. Heißt konkret: Die Anteile der anderen Eigner, darunter der e.V., verwässern zum Teil. Ein Mitgliedervotum hat klar gemacht, bis zu welcher Grenze sie dieses Vorhaben unterstützen.

Wir befinden uns in einer Position der Stärke.

Oliver Frankenbach

Sie stimmten einem Dringlichkeitsantrag des Mitglieds Sebastian Braun mit großer Mehrheit (73,67 Prozent) zu. Darin heißt es unter anderem: "In keinem Fall darf der Anteil des e.V. unter 60 Prozent fallen." Außerdem: "Keinem Minderheitsaktionär und keinem wirtschaftlich Berechtigten eines Minderheitsaktionärs soll eine Beteiligung von über 24,9 Prozent eingeräumt werden, um eine Sperrminorität eines einzelnen Gesellschafters zu vermeiden." Das Ganze ist als Empfehlung zu verstehen, als Leitplanke, nicht als Gesetz. Doch die handelnden Personen sind gut beraten, sich erstmal innerhalb dieses Rahmens zu bewegen, sonst könnte die Stimmung an der Basis ungemütlich werden.

Mit diesem Wissen können die Vorstände nun die Investorensuche konkretisieren. "Wir befinden uns in einer Position der Stärke. Wir haben den höchsten Unternehmenswert seit der Geschichte der AG", betont Frankenbach. Der Unternehmenswert wird auf bis zu 500 Millionen Euro geschätzt. Über ein weiteres rotes Tuch für die Mitglieder muss laut Aussage von Hellmann gar nicht erst gesprochen werden. Der betonte nämlich: "Einen Oligarchen, der sich bei uns einkauft, wird es nicht geben."

Moritz Kreilinger

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