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Ballon d'Or 2021: Die Favoriten im Check

Wie stehen die Chancen für Lewandowski, Messi & Co.?

Die Ballon-d'Or-Favoriten im Check: Was für und gegen sie spricht

Drei Kandidaten auf den Ballon d'Or: Jorginho, Robert Lewandowski, Lionel Messi.

Drei Kandidaten auf den Ballon d'Or: Jorginho, Robert Lewandowski, Lionel Messi. Getty Images (3)

Karim Benzema (33, Real Madrid/Frankreich)

Was für Benzema spricht:

Die gelungene Rückkehr in die Nationalmannschaft. "Er ist ein heißer Anwärter auf den Sieg", heißt es zu den Ballon-d'Or-Chancen Benzemas. Und zwar von dem Mann, der über fünf Jahre lang auf ihn verzichtet hatte. Doch der Stürmer überragte als Lebensversicherung im Angriff Real Madrids in dieser Saison so sehr, dass auch Didier Deschamps über seinen Schatten sprang und ihn wieder zur Equipe Tricolore einlud. Bei der EM glänzte Benzema mit vier Toren, darunter einem beeindruckenden Beweis seiner technischen Klasse beim Ausscheiden gegen die Schweiz. In den Finals der Nations League kamen zwei wichtige Treffer hinzu, die sonst so kaum ein Stürmer erzielen kann. Treffer einer Güteklasse, die dem Franzosen auch bei Real Madrid 2021 in einer fast schon erschreckenden Selbstverständlichkeit gelangen.

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Was gegen Benzema spricht:

Das fehlende Edelmetall. Bis auf die Nations League hat Benzema in dieser Saison keinen Titel gewonnen. Dass ein Spieler ganz ohne Trophäe im Kalenderjahr auf Vereinsebene den Ballon d'Or gewinnt, hatte es zuletzt 2013 (Cristiano Ronaldo) gegeben. Zwei Tore in fünf K.-o.-Runden-Spielen der Champions League sind zwar keine schlechte Quote, aber auch keine ausdrückliche Bewerbung für die Auszeichnung. Und für ein Team, das schon ohne Benzema als Topfavorit auf die Europameisterschaft galt, bleibt das Ausscheiden im Achtelfinale mit Benzema - trotz guter Leistungen des Stürmers - als große Enttäuschung im kollektiven Gedächtnis.

Jorginho (29, FC Chelsea/Italien)

Was für Jorginho spricht:

Die zwei wichtigsten Titel des Jahres. Neben Ersatzspieler Emerson ist Jorginho der einzige Spieler, der 2021 sowohl die Champions League als auch die Europameisterschaft gewann. Bei beiden durchaus überraschenden Triumphen nahm der Mittelfeldspieler eine fundamentale Rolle ein, verkörperte die siegbringende Balance beim FC Chelsea wie in der Squadra Azzurra. Der Lohn: die Wahl zu Europas Fußballer des Jahres. Der Gewinner dieser Auszeichnung hat übrigens in fünf der letzten sechs Jahre, in denen beide Titel vergeben wurden, auch den Ballon d'Or eingefahren.

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Was gegen Jorginho spricht:

Die Position. Im Gegensatz zu seiner offensiv orientierten Konkurrenz steht Jorginho nicht für spektakuläre Tore, für atemberaubende Dribblings und technische Hingucker. Und auch nicht unbedingt für perfekt gesetzte Grätschen wie Landsmann Fabio Cannavaro, der 2006 als letzter ausgewiesener Defensivspieler den Ballon d'Or (damals ausschließlich in Europa aktiven Spielern vorbehalten) gewann. Sprich: Jorginho ist keiner, dessen herausragende Einzelleistungen in einzelnen Matches im Gedächtnis bleiben - selbst wenn er herausragend gespielt hat.

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Robert Lewandowski (33, FC Bayern München/Polen)

Was für Lewandowski spricht:

Die Zahl 41. Die Rekordmarke an Bundesliga-Toren, von der noch vor einigen Jahren niemand dachte, dass sie jemals fallen würde, hat Lewandowski in gerade mal 29 Spielen geknackt. Auch was die Pflichtspiel-Tore im Kalenderjahr 2021 angeht, kommt kein Spieler der Top-Ligen auch nur annähernd an die Werte des Polen heran. Anders als einige seiner härtesten Konkurrenten ist Lewandowski so gut wie nie zuvor - und sollte es einen gewissen "Recency Bias" geben, dann spräche der auch für den Bayern-Stürmer. Nach fünf Champions-League-Spielen steht der amtierende FIFA-Weltfußballer bereits bei neun Toren, könnte eine ernsthafte Gefahr für Cristiano Ronaldos Rekord von 17 Toren in einer Königsklassen-Saison werden.

Was gegen Lewandowski spricht:

Andorra. Weil er sich beim Spiel gegen den Fußballzwerg mit der polnischen Nationalmannschaft verletzte, musste Lewandowski in beiden Viertelfinalspielen der Champions League gegen PSG zuschauen - und weil der FC Bayern ohne ihn ausschied, blieb ein in den Seilen hängender FC Barcelona die einzige ganz große Vereinsmannschaft, auf die Lewandowski in diesem Kalenderjahr auf internationaler Ebene traf. Bei der EM reichte es mit Polen in drei Gruppenspielen nicht mal für einen Sieg. Die Highlight-Spiele auf großer Bühne, sie fehlen also im Jahres-Resümee.

Lionel Messi (34, FC Barcelona und Paris St. Germain/Argentinien)

Was für Messi spricht:

Der langersehnte Erfolg mit der Nationalmannschaft. Messi hat das geschafft, was bei den vorangegangenen Wahlen häufig noch gegen ihn sprach - er hat Argentinien zum Erfolg geführt. An neun der zwölf Turniertore der Albiceleste beim Copa-America-Triumph im Sommer war der Ausnahmekönner direkt beteiligt. In einem Jahr, in dem der Europameister keinen klar herausragenden Spieler stellt, könnte seine Rolle bei der zweitwichtigsten Kontinentalmeisterschaft zum Faustpfand in Richtung siebter Ballon d'Or werden. Darüber hinaus wurde Messi zum fünften Mal in Folge Torschützenkönig in Spanien, gewann mit dem FC Barcelona die Copa del Rey.

Was gegen Messi spricht:

Der FC Barcelona. Während er die Nationalmannschaft eindrucksvoll zum Titel trug, war das Gewicht eines immer weiter bröckelnden Vereins, das sich hauptsächlich auf Messis schmalen Schultern auftürmte, letztlich nicht alleine zu stemmen für den Argentinier. Auch wenn es selten an seinen Leistungen lag, war seine letzte Saison bei den Katalanen die sportlich erfolgloseste in den zwei wichtigsten Wettbewerben. Nie schnitt Messi in La Liga schlechter ab als 2021 (Platz drei), nie schied er in der Champions League früher aus als 2021 (Achtelfinale). Das Hinspiel-1:4 im Camp Nou gegen Paris St. Germain war eine der schwärzesten Stunden der Ära Messi-Barça. Und: Nach seinem Wechsel zu PSG fremdelte Messi anfangs sichtlich mit der neuen Umgebung, in der Ligue 1 gelang ihm erst im sechsten Spiel die erste Torbeteiligung.

Cristiano Ronaldo (36, Juventus Turin und Manchester United/Portugal)

Was für Ronaldo spricht:

Der prestigeträchtige Titel des EM-Torschützenkönigs. Fünf Tore in vier Spielen beim wichtigsten Turnier des Jahres sind ein Faustpfand für den fünfmaligen Gewinner des Ballon d'Or, der 2021 zudem ein weiteres Kunststück vollbrachte: Nach Premier League und La Liga krönte sich der Portugiese auch in der Serie A zum Torschützenkönig - eine außergewöhnliche Karriereleistung. Auch beim Wahlgremium noch gut in Erinnerung sein dürften außerdem seine späten Heldentaten in der laufenden Champions-League-Saison: Stolze fünf Zähler weniger hätte Manchester United in der laufenden Gruppenphase auf dem Konto, hätte der Portugiese nicht regelmäßig in der Schlussphase noch punktbringende Treffer erzielt.

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Was gegen Ronaldo spricht:

Selten lief ein Jahr für Ronaldo-Mannschaften so bescheiden. Das Meister-Abo von Juventus Turin? Ausgelaufen, trotz CR7. Die Europameisterschaft für Portugal? Im Achtelfinale vorbei, trotz CR7. Der Saisonstart von Manchester United? Verpatzt, trotz CR7. Und was vielleicht am stärksten wiegt: Die Champions-League-Saison 2020/21 endete für Juve bereits im Achtelfinale. Trotz CR7 - oder in diesem Fall sogar ein Stück weit wegen CR7? In den beiden Spielen gegen den FC Porto kam er jedenfalls nicht an seine Leistungsgrenze heran.

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Mohamed Salah (29, FC Liverpool/Ägypten)

Was für Salah spricht:

Die laufende Saison. "Im Moment ist Salah der Beste", sagte sein Trainer Jürgen Klopp im Oktober und setzte den Ägypter auch im Hinblick auf die Lewandowskis, Messis und Ronaldos dieser Welt "an die Spitze dieser Liste". Die Zahlen, aber auch die Auftritte seines Schützlings geben ihm Recht. Vor allem aber nutzt Salah die großen Bühnen, glänzt in Spielen, in denen jeder zuschaut: Dreierpack gegen ManUnited, ein sensationelles Solo-Tor gegen ManCity, fünf Treffer an den ersten drei Champions-League-Spieltagen gegen Milan, Porto und Atletico. Würde der Ballon d'Or nur für die Monate August bis November vergeben werden, Salah wäre vermutlich der Top-Favorit.

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Was gegen Salah spricht:

Die vergangene Saison. Zwar spielte Salah in der Rückrunde 2020/21 keineswegs schlecht, in dieser Liste wäre er noch im Frühsommer aber vermutlich nicht aufgetaucht. Als der FC Liverpool im Februar und März von einer Schwächeperiode heimgesucht wurde und in der Premier League zwischenzeitlich sechs von sieben Spielen verlor, konnte sich auch Salah nur selten in Szene setzen, blieb mitunter fünf Partien in Folge ohne eigenes Tor. Insgesamt elf Torbeteiligungen in 22 Ligaspielen von Januar bis Mai sind keine allzu aussagekräftige Bewerbung des Außenstürmers, dem in dieser Phase häufig Egoismus vorgeworfen wurde - selbst von Teamkollegen. Dass der Afrika-Cup 2021 abgesagt wurde und Liverpool die Saison ohne Titel beendete, dürfte ebenso wenig helfen.

Die Übersicht: Ballon d'Or 2021 - Nominierte, Favoriten, Regeln

mib

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