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EM 2024: Deshalb verzichtet Nagelsmann auf Experimente

Der Bundestrainer schont gegen die Schweiz seine Gelbsünder nicht - aus Überzeugung

Deshalb verzichtet Nagelsmann auf Experimente

Hält an seiner Startelf fest: Bundestrainer Julian Nagelsmann.

Hält an seiner Startelf fest: Bundestrainer Julian Nagelsmann. IMAGO/Eibner

Das prächtig harmonierende Innenverteidiger-Duo Antonio Rüdiger und Jonathan Tah hat bereits Gelb gesehen, Linksverteidiger Maximilian Mittelstädt ebenso und auch Mittelfeldabräumer Robert Andrich. Dennoch hat sich der Bundestrainer auf der Pressekonferenz am Samstagabend auf seine funktionierende und zweimal erfolgreiche Startelf ziemlich klar festgelegt: "Stand jetzt sind keine Änderungen geplant."

EM 2024

Was riskant klingt, erklärt der 36-Jährige plausibel: "Es ist aus meiner Sicht wichtig und entscheidend, den Rhythmus beizubehalten. Wir haben nach wie vor nicht so häufig zusammengespielt." Deshalb ist sein Credo: "Auf die Gelbsituation nehme ich keine Rücksicht, ich vertraue unserem Kader."

Nagelsmann erklärt dezidiert, weshalb der Verzicht auf Wechsel für ihn ein Vertrauensbeweis und kein Misstrauensvotum ist. "Wenn ich etwa Andrich jetzt schonen und durch Pascal Groß ersetzen würde, damit Rob dann sicher das Achtelfinale spielen kann, dann fände ich das respektlos Pascal gegenüber. Ich vertraue jedem im Kader, und jeder soll so lange spielen, wie es der Turniermodus zulässt. Ich habe die Überzeugung, dass ich jeden reinwerfen kann, wenn es eine Sperre erfordert."

Der Verzicht auf Rotation bedeutet, dass auch Leroy Sané ein drittes Mal den Spielbeginn auf der Bank erleben wird. Für den Coach liegt das auch in dessen Schambeinentzündung begründet. "Leroy hatte über einen längeren Zeitraum immer wieder damit zu kämpfen, hatte immer die Sorge, dass es wiederkommt. Er hat dann fünf Wochen nicht trainiert, und er braucht einfach etwas Zeit, um in den Rhythmus zu kommen. Die gebe ich ihm, weil er ein besonderer Spieler für uns ist, der Spiele entscheiden kann. Er muss sich gedulden, aber er ist ein guter Charakter, der nicht aufmuckt."

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Nagelsmann will im Rhythmus bleiben

Nagelsmann also setzt auf jene Elf, die im Gastgeberland zuletzt Begeisterung geweckt hat - und er lässt keine Zweifel daran aufkommen, dass er und seine Spieler das Feuer weiter entfachen wollen. Taktische Überlegungen, ob ein Gruppensieg besser wäre, um im Achtelfinale möglicherweise Italien aus dem Weg zu gehen, oder schlechter, weil dann in einem möglichen Viertelfinale schon Spanien drohe, wischt er ähnlich energisch beiseite wie das Rotationsthema: "Es geht auch hier darum, im Rhythmus zu bleiben. Wir wollen dieses Spiel gewinnen, noch mehr Selbstvertrauen aufbauen durch einen weiteren Sieg in Serie."

Inklusive des finalen Tests gegen Griechenland (2:1) sind es bereits jetzt drei Siege, auch die drei Spiele davor wurden nicht verloren (zwei Erfolge, ein Remis). Die Serie soll ausgebaut werden - um mit maximalem Selbstvertrauen in die K.-o.-Phase starten zu können.

Sebastian Wolff

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