Bundesliga

Der FC hat den Sinn des Offensiv-Fußballs verlernt

Viel Lob für den Torhüter: Schön für Schwäbe, schlecht für den Rest

Der FC hat den Sinn des Offensiv-Fußballs verlernt

Die Kölner Offensive um Davie Selke erzielte in dieser Saison bisher erst neun Tore - Ligatiefstwert.

Die Kölner Offensive um Davie Selke erzielte in dieser Saison bisher erst neun Tore - Ligatiefstwert. IMAGO/Nordphoto

Es ist einerseits eine schöne Bestätigung für den Torwart, wenn er gelobt, gefeiert und mit guten Noten geradezu überhäuft wird. Andererseits ist es für die Mannschaft oft ein schlechtes Zeichen, wenn allein ihr Keeper sie im Spiel hält. Dies gelang Marvin Schwäbe in Bochum, nun auch gegen den FC Bayern. In Bochum langte es zum Punktgewinn, gegen den Rekordmeister verhinderte Kölns Torhüter vor der Pause ein Debakel. Lizenzspieler-Chef Thomas Kessler fasste kurz, knapp und richtig zusammen: "Wir können uns bei Marvin bedanken, dass wir bis zum Ende im Spiel waren."

Taktischer Plan geht nicht auf

Dies sagt viel aus über die momentane Form sowohl des Einzelkämpfers als auch der Spieler, die vor ihm agieren und laut Plan dafür Sorge tragen sollten, dass so wenig wie möglich Bälle aufs eigene Tor kommen. Dies gelang am Freitag zunächst gar nicht und nur der mangelnden Chancenverwertung der Bayern und Schwäbes Klasse war es zu verdanken, dass es nicht zum Debakel kam. Steffen Baumgarts Versuch, mittels einer Dreierkette mehr Spieler aufbieten zu können, die den vermeintlich müden FC Bayern hoch anlaufen und im Aufbau stressen sollten, ging fürchterlich schief.

Es war ein bedauernswertes Bild, das die Kölner Defensive gegen das Umschaltspiel der Münchener ablieferte. Baumgarts Erklärung für diese Phase: "Gerade in der ersten halben Stunde haben die Bayern gezeigt, wie man sehr guten Fußball spielt. Die erste halbe Stunde nehme ich auch auf meine Kappe, als ich die Mannschaft nach vorne getrieben habe. Wir wollten die Müdigkeit ausnutzen und sie hoch angreifen. Das ging nicht auf, weil die Qualität der Bayern einfach sehr hoch ist. Die Überlegung der Dreierkette war, dass wir mehr Leute beim Anlaufen haben."

Hoffnungsträger bleiben blass

Heraus kam ein lückenhaftes Gebilde mit Räumen für die Bayern so groß wie ein LKW-Parkplatz: "Das war nicht der Plan", konstatierte Baumgart, "wir wollten es trotz des hohen Anlaufens kompakt machen." Was nicht gelang. Fast jeder Kölner hätte ein Fernglas gebrauchen können, um den nächsten Mitspieler identifizieren zu können. Als die Korrektur erfolgte, stand es (zwar nur) 0:1 - damit aber war das Spiel schon verloren.

Analyse

Weil der 1. FC Köln sich weiterhin schwertut, einen Weg Richtung gegnerisches Tor zu finden. Da fehlt ein zweiter Schwäbe sozusagen, ein Garant für Ideen und Abschlüsse. Sechs Torschüsse in 90 Minuten sind ein fürchterlicher Wert, ebenso die Passquote von 77 Prozent oder nur 40 Prozent gewonnene Zweiukämpfe. Hoffnungsträger wie Florian Kainz, Davie Selke oder Dejan Ljubicic verschwinden im Bermuda-Dreieck zwischen den Mannschaftsteilen, Mark Uth kann offenbar noch nicht helfen, anders ist es nicht zu interpretieren, dass Steffen Tigges und Faride Alidou eingewechselt werden, Uth allerdings nicht.

Fakt ist: der FC hat aktuell den Sinn des Offensiv-Fußballs verlernt und sollte sich schleunigst besinnen. Denn nun kommen die Gegner, die geschlagen werden müssen. Erklärungen und Ausreden kann es gegen Darmstadt, Mainz oder Heidenheim nicht mehr geben.

Frank Lußem

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