Bundesliga

Demirovic: Debüt gegen Messi, Durchbruch unter Streich

Stürmer entwickelte sich schnell zum Stammspieler

Demirovic: Debüt gegen Messi, Durchbruch unter Streich

Nach kompliziertem Werdegang nun Leistungsträger in Freiburg: Ermedin Demirovic.

Nach kompliziertem Werdegang nun Leistungsträger in Freiburg: Ermedin Demirovic. imago images

Die Geschichte mit den Friseuren blieb Ermedin Demirovic im Gedächtnis. Anfang 2019 ließen sich mehrere Profis von Borussia Dortmund am Tag vor einem Champions-League-Spiel gegen Tottenham Hotspur die Haare frisch machen - und verloren prompt 0:3. Fußball-Deutschland debattierte, ob Friseurhandwerk und Profifußball nicht zu vereinbaren seien, da grätschte Christian Streich dazwischen. "Vollblödsinn", sei die Diskussion darum. "Seine Meinung war, dass es sogar guttut", erinnert sich Demirovic, damals Jung-Stürmer beim spanischen Klub UD Almeria. Die klare Meinung des Freiburger Trainers gefiel Demirovic. Schließlich gehe er auch gern vor den Spielen zum Friseur.

Das Thema mit Fußballern und deren Haaren ist auch dank des Coronavirus nicht wirklich verschwunden. Was sich geändert hat ist, dass Demirovic jetzt selbst Streichs Stürmer ist. Und in seiner Premierensaison gleich zum Stammspieler im Breisgau wurde. "Sehr zufrieden", sei er, sagt Streich über den Neuzugang des vergangenen Sommers. In diesem Jahr verzichtete der 55-Jährige in seiner Startelf erst zweimal auf Demirovic, der insgesamt auf 26 Einsätze (vier Tore, 10 Vorlagen), kommt.

Der Werdegang des Deutsch-Bosniers vor dem Durchbruch beim Sport-Club war kompliziert. Mit 16 sortierte ihn der Hamburger SV aus der Jugend aus. Daraufhin ging Demirovic zu RB Leipzig, unterschrieb seinen ersten Profivertag drei Jahre später aber beim spanischen Klub Deportivo Alaves. Dem Ligadebüt gegen den FC Barcelona und Lionel Messi folgte aber nicht der große Durchbruch, sondern zwei Ausleihen zum französischen FC Sochaux und Almeria. "Mein Ziel war nie, nur hier da und ein halbes Jahr zu spielen", verrät Demirovic. An Kontinuität war trotzdem nicht zu denken.

Erst bei der nächsten Leih-Station beim Schweizer Klub FC St. Gallen sorgte er für Furore. 14 Tore in 28 Ligapartien erzielte der in Hamburg aufgewachsene Fußballer, im Sommer 2020 kaufte ihn der SC Freiburg. "Das vergangene Jahr in St. Gallen hat gutgetan, dort ist vieles ähnlich. Deswegen habe ich mir den nächsten Schritt gut überlegt. Hier kann ich mich von Jahr zu Jahr steigern, das war mir schon bei der Vertragsunterschrift klar", sagt Demirovic über den Schritt nach Südbaden.

Zum Stammspieler wurde er aber erst im Laufe dieses Jahres. "Taktisch war ich zu Beginn etwas hintendran. Am Anfang hat auch die Ruhe am Ball gefehlt", sagt der 1,85 Meter große Angreifer. Doch mit Fleiß und Robustheit erkämpfte er sich seinen Platz als vorderste Spitze und erster Verteidiger. "Je mehr wir Stürmer tun, desto weniger müssen die Verteidiger machen. Das gilt aber auch für uns. Wenn wir den Ball hoch erobern, ist der Weg zum Tor kurz. Das spielt allen in die Karten", erklärt Demirovic seine Rolle in Streichs System.

Der ist durchaus positiv überrascht von der schnellen Integration ins Team und lobt auch die "Schläue" seines Schützlings. Wie zuletzt gegen Hoffenheim, als Demirovic den Elfmeter zum 1:1-Endstand herausholte. Nun stehen zwei Auswärtsspiele gegen Hertha BSC am Donnerstagabend (Anpfiff 18.30 Uhr, LIVE! bei kicker) und den 1.FC Köln am Sonntag (Anpfiff 13.30 Uhr, LIVE! bei kicker) an. "Das werden echt enge Spiele", glaubt der SC-Profi. "Wir treten gegen zwei Teams an, die im Tabellenkeller ums Überleben kämpfen. Hier sagt niemand: Die Saison ist vorbei. Unser klares Ziel ist es, jedes Spiel zu gewinnen. So leid es uns tut für jemanden, der deswegen vielleicht absteigen muss."

Demirovics Tore könnten da entscheidend sein, denn seine Ausbeute will der 23-Jährige verbessern. "Natürlich will ich mehr treffen, ich bin schließlich Stürmer. Grundsätzlich bin ich aber zufrieden. Wenn ich nur über Tore nachdenke, wäre das auch nicht ich. Wenn das Team läuft und wir viel gewinnen, mache ich auch meine Tore", betont er und fügt lachend an: "Da kommt jetzt am Ende bestimmt noch eines dazu." Um die Haare kümmert sich inzwischen übrigens Demirovics Freundin. Streich dürfte nichts dagegen haben.

Jim Decker

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