Das Größte, was Drew Brees in seiner Laufbahn erreicht hat, dürfte bekannt sein: Am 7. Februar 2010 beim 31:17 gegen die Indianapolis Colts um Peyton Manning hat die lebende Legende der 1966 gegründeten New Orleans Saints dem NFL-Franchise den bis heute einzigen großen Titel eingebracht und der in weiten Teilen zerstörten Region und Stadt wenige Jahre nach den tragischen Ereignissen von Hurrikan Katrina (2005) weitere Hoffnung sowie Mut eingeimpft. Die Zeitschriften "Sports Illustrated" und "Associated Press" wählen den Quarterback - auch wegen seines außerordentlichen sozialen Engagements beim Wiederaufbau von New Orleans - zum Sportler des Jahres.
Etwas mehr als elf Jahre später setzt Brees nun im Alter von 42 Jahren einen Schlussstrich unter seine großartige Karriere, an deren Ende der oft verletzungsgeplagte Akteur nicht mehr ganz die Form alter Tage erreicht hat - und zuletzt Mitte Januar mit 20:30 an den späteren Champions aus Tampa Bay um den inzwischen siebenmaligen Sieger Tom Brady gescheitert ist. Schon damals hat sich das Ende der Laufbahn angedeutet, hat Brees den gewaltigen Mercedes-Benz Superdome (wurde nach den schlimmen Ereignissen nach Hurrikan Katrina auch als Unterkunft für Obdachlose und Hilftsbedürftige genutzt) nach der Niederlage doch beim Verlassen des Feldes mit einem wehmütigen Blick zurück auf den Rasen verlassen.
"Bis zum Letzten verausgabt"
Doch auch wenn es nichts mehr geworden ist mit dem großen Wunsch, noch einmal das große NFL-Finale zu erleben, so kann Brees doch voller Stolz auf sein Erreichtes zurückblicken - und tut das auch: "Nach 20 Jahren als Spieler in der NFL und 15 als Saint, ist es Zeit für mich, vom Football spielen zurückzutreten." Seine vier Kinder haben den Rücktritt ihres Vaters übrigens in einem Video auf Instagram bekanntgegeben und dabei jeweils ein Trikot der Saints mit seiner Nummer 9 getragen: "Nach 15 Jahren bei den New Orleans Saints und 20 Jahren in der NFL wird unser Daddy endlich zurücktreten. So kann er mehr Zeit mit uns verbringen. Yeah!"
Brees selbst, der auf den Tag genau vor 15 Jahren am 14. März 2006 in "The Big Easy" unterschrieben hat, ergänzt noch, er habe jeden Tag sein Herz und seine Seele für diesen kräftezehrenden, intensiven wie großartigen Sport gegeben. "Bis zum Schluss habe ich mich für die Saints und diese großartige Stadt New Orleans bis zum Letzten verausgabt", so der 42-Jährige, der vergangene Regular Season sogar mit elf gebrochenen Rippen und einer lädierten Lunge gespielt hat und deswegen auch längere Zeit ausgefallen ist. "Wir haben einige unglaubliche Momente miteinander geteilt, von denen viele in unseren Herzen und Köpfen eingebrannt sind und für immer ein Teil von uns sein werden. Sie haben mich geformt, gestärkt, inspiriert und mir ein Leben voller Erinnerungen geschenkt. Mein Ziel für die letzten 15 Jahre war es, euch alles zu geben, was ihr mir gegeben habt - und mehr."
TV-Experte Brees
Der sportlich größte Moment: Saints-Quarterback Drew Brees hält 2010 die Vince Lombardi Trophy in den Händen. imago images
Brees, der 2001 von den damals noch in San Diego ansässigen Chargers zunächst im Draft gezogen worden und dann 2006 nach New Orleans gekommen ist, hält übrigens auch mehrere Rekorde in der NFL, unter anderem den für die meisten Passing Yards (80.358) oder den für die meisten angebrachten Pässe (7142). Mit 571 Touchdowns rangiert der Spielmacher außerdem nur knapp hinter dem nimmermüden Brady (581). Damit gehört er zusammen mit den bereits zurückgetretenen Manning-Brüdern Peyton und Eli (je zwei Titel), König Brady, Pittsburghs Aushängeschild Ben Roethlisburger (zwei Ringe) und Green Bays Aaron Rodgers (ein Titel) zu den herausragendsten Quarterbacks der 2000er Jahre.
Während bei den Saints, die vom langjährigen Brees-Gefährten Sean Payton trainiert werden ("Er war ein wunderbarer Anführer auf und neben dem Feld"), nun die Stelle nach dem Aus der Ikone neu besetzt werden muss (für den Moment kommen der vielseitige Taysom Hill und Jameis Winston infrage), ist noch nicht ganz klar, wie es bei Brees weitergehen wird - und ob er abseits der Familienaufgaben eventuell schon bald als TV-Experte beim Sender "NBC" einsteigt.
Du bist an unserem tiefsten Punkt zu uns gekommen und hast uns zu unserem höchsten geführt.
Statement der New Orleans Saints
Er, der sich vor der jüngsten Saison für unschöne Kommentare in Richtung "Black Lives Matter"-Bewegung entschuldigt hat, würde dem American Football sicherlich auch abseits des Feldes gut zu Gesicht stehen. Das unterstreicht auch das veröffentlichte Statement der New Orleans Saints zum Abschied der Legende: "Du bist an unserem tiefsten Punkt zu uns gekommen und hast uns zu unserem höchsten geführt. Wir sind für immer dankbar für den unermesslichen Einfluss, den du und deine Familie auf diese Stadt gehabt haben."
