Bundesliga

Dank Ginter und Co.: Freiburgs Siegesserie ohne Gegentor

Abwehrchef wieder in starker Form - Nationalelf-Rückkehr im Blick

Dank Ginter und Co.: Freiburgs Siegesserie ohne Gegentor

Freiburgs Matthias Ginter hat zu alter Stärke gefunden.

Freiburgs Matthias Ginter hat zu alter Stärke gefunden. IMAGO/Christian Schroedter

Wie schon beim 1:0 in Mainz eine Woche zuvor benötigte der SC auch beim 1:0-Erfolg in Wolfsburg eine Portion Glück. Das räumte auch Christian Streich ein. War bei den Nullfünfern das Chancenverhältnis von 5:8 noch recht deutlich auf Seiten des Gegners, fiel es diesmal mit 2:3 knapper zu Ungunsten der Freiburger aus. Unverkennbar ist aber, dass die SC-Profis auch eine positive Entwicklung hingelegt haben - vor allem defensiv.

Nach den zwei frühen Wolfsburger Großchancen durch Mattias Svanberg und Lovro Majer ließ die im ungewohnten 4-3-3 formierte Defensivformation nach der Pause nur noch einen Außennetztreffer Svanbergs zu. Offensiv wurde der SC hingegen selten gefährlich und weist in diesem Bereich Steigerungsbedarf auf. Doch Streich lobte vor allem die erneut hohe Einsatzbereitschaft seiner Profis nach bisher bereits sechs englischen Wochen und mit Blick auf die Verletztenmisere: "Mentalität und Haltung der Jungs sind klasse."

Streichs Kritik nach dem Pokalaus gegen Paderborn zeigt Wirkung

Während beim 5:0 in der Europa League gegen Piräus mit dem Ende der langen Torflaute von Stürmer Michael Gregoritsch auch der gesamte Angriffsmotor auf Hochtouren lief, machte Streich den nun dritten Sieg in Serie ohne Gegentor noch an einer anderen Eigenschaft seiner Schützlinge fest. "Ich habe sie kritisiert, wir haben gegen Paderborn 1:3 zu Hause verloren, schlecht verteidigt, Räume nicht zugestellt und waren schläfrig. Die Jungs sind in der Lage, mit der Kritik umzugehen und das anzunehmen. So kannst du gewisse Dinge auch mal erzwingen."

Die Kritikfähigkeit führte bei vielen Akteuren zur Steigerung bzw. Stabilisierung ihrer Leistungen. Zuvor war Freiburg in acht von zehn Partien in Rückstand geraten, hatte fünf davon verloren und in diesem Zeitraum nur dreimal gewonnen. Während beim Sieg in Mainz Keeper Noah Atubolu mit einigen Paraden im Vordergrund stand, tat sich in Wolfsburg Matthias Ginter hervor. Der Abwehrchef stand mit Nebenmann Philipp Lienhart insgesamt sicher im Zentrum und entschärfte insbesondere kurz vor Schluss drei gefährliche VfL-Szenen rund um den Strafraum.

Ginter geht wieder mit starken Leistungen voran

Der 51-malige Nationalspieler, der zuletzt dreimal nicht fürs DFB-Team nominiert wurde, geht nach durchwachsenem Saisonstart wieder mit starken Leistungen voran. Vom kollektiven Aussetzer im Pokal gegen Paderborn Anfang November abgesehen, bei dem auch Ginter (Note 5) eine schlechte Figur abgab, wurde der Innenverteidiger neunmal nicht schlechter als mit Note 3 bewertet, bekam in Wolfsburg zum vierten Mal eine 2,5 in diesem Zeitraum.

Auch, weil er den Siegtreffer durch das fünfte Tor in Serie von Gregoritsch nach einem Sallai-Freistoß per Kopfball-Hereingabe einleitete. Schon bei der ersten Torchance vor der Pause, ebenso entstanden durch die aktuell wieder greifende, traditionelle SC-Standardstärke, hatte Ginter im Mittelpunkt gestanden. Im Anschluss an eine Ecke flankte Vincenzo Grifo den Ball in die Mitte, Ginter nahm, unbedrängt mit dem Rücken zum Tor stehend, technisch gut mit der Brust an, schoss den Ball in der Drehung aber dann drüber.

Abwehrchef nimmt vergebene Torchance mit Humor

"Erstmal habe ich gedacht, ich stehe meilenweit im Abseits und dann habe ich gedacht, es ist noch ein Gegenspieler bei mir. Ich war aber wohl sehr frei. Ich bin dann halt doch kein Stürmer geworden, das hat man da gesehen", kommentierte Ginter die Szene mit einem Augenzwinkern. Der Humor fiel ihm sicher etwas leichter, weil es ja in seinem Kerngeschäft stimmte, wie er unterstrich: "Es ist gut, dass wir zu Null spielen. Da können wir schon mal nicht verlieren."

Im März will Ginter unbedingt wieder zur Nationalelf

Beim Highlightspiel am Donnerstag in London bei West Ham United muss der SC gewinnen, um die Engländer im Kampf um den Gruppensieg und das direkte Achtelfinal-Ticket in der Europa League noch auszustechen. "Wir wollen das Spiel genießen, aber nicht nur, wir haben ja auch unser Ziel", sagt Ginter. West Ham hatte das Hinspiel 2:1 gewonnen. Damals, Anfang Oktober wirkte auch Ginter nicht ganz sattelfest.

In den vergangenen Wochen aber hat sich der Innenverteidiger eindrucksvoll zurückgemeldet und zeigt wieder seine verlässlich starke Form aus der vergangenen Saison. Diese Leistungen werden auch Julian Nagelsmann nicht verborgen geblieben sein. Im März nominiert der Bundestrainer den nächsten Nationalelf-Kader - und Ginter will unbedingt wieder dabei sein.

Carsten Schröter-Lorenz