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Tour de France: Weltverband stoppt Datenbus des Visma-Teams

Datenbus arbeitet trotzdem für die Equipe

Control Room auf vier Rädern: Weltverband stoppt Visma-Team

Datenbasierte Rennentscheidungen: Das Team Visma geht mal wieder neue Wege.

Datenbasierte Rennentscheidungen: Das Team Visma geht mal wieder neue Wege. IMAGO/Belga

Kurz vor der 111. Tour de France hatte das Visma-Team um Tour-de-France-Titelverteidiger Jonas Vingegaard seine neueste Idee vorgestellt: Ein Control Room auf vier Rädern. Der Bus sei "ein bahnbrechendes Beispiel für moderne Technologie im Spitzensport", wurde stolz verkündet.

Laut Angaben von Visma werden in Echtzeit allgemein verfügbare Daten während der Etappen wie TV-Bilder, Wetterinformationen und Rennfunk analysiert, um taktische Entscheidungen während des Rennens für die Verantwortlichen in den Begleitautos zu optimieren.

UCI verweigert Akkreditierung

Mathieu Heijboer, Head of Performance im Team, geht es darum, "die Welt des Radsports weiterzuentwickeln". Der UCI scheint das allerdings nicht ganz geheuer zu sein. Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur bei der Tour-Organisation ASO bestätigte ein Sprecher, dass die Jury des Weltverbands die Nutzung des Vans auf der Tour-Strecke untersagt habe. Es gebe keine Akkreditierung.

111. Tour de France

Die genauen Gründe wurden nicht genannt. Am Freitag hatte der Weltverband nur angekündigt, sich den Bus genauer anzusehen. Es hieß dabei, dass die sportliche Fairness und ein gleichberechtigter Zugang zur Technologie gewährleistet sein müssten. Möglicherweise waren die Regelhüter besorgt, dass auch unerlaubte Daten an die Teams gelangen könnten. Es ist zum Beispiel nur den Fahrern während der Rennen erlaubt, Körpertemperatur und Herzfrequenz einzusehen.

Niermann: "Der Wagen kann überall stehen"

Die sportliche Leitung des Visma-Teams um den deutschen Ex-Radprofi Grischa Niermann reagierte mit Unverständnis. "Die UCI hat ein Statement rausgebracht, aber in diesem Wagen passiert nichts, was man nicht auch zu Hause sehen könnte", sagte er dem Portal "Radsport-news". Der Bus sei nur etwas durchdachter, aber er ändere nichts daran, dass Niermann "jederzeit im Auto mit jedem Kontakt" haben könne. Auf die fehlende Akkreditierung reagierte er gelassen: "Der Wagen muss nicht zwangsläufig beim Rennen sein, sondern kann überall stehen."

Konkurrenz bleibt gelassen und humorvoll

Die andere Teams sehen es kritisch bis humorvoll. Rolf Aldag kann das Vorgehen des Weltverbands nur bedingt nachvollziehen. "Wenn jetzt die UCI glaubt, wir fahren jetzt hier alle wie vor 30 Jahren nach Gefühl, dann ist auch klar, dass sie auf einem völlig falschen Weg sind", sagte der Sportchef des deutschen Top-Teams Red Bull Bora-hansgrohe der dpa. Er wünsche sich eine "Vorgabe, die kommen muss", um Klarheit zu schaffen. Das US-amerikanische Team EF reagierte mit Humor. Auf X postete es ein Bild und fragte Visma, ob sie deren Kontrollraum mögen. Darauf zu sehen: Ein Mitarbeiter, der mit einem Laptop auf dem Boden sitzt und daneben Videokameras und eine Drohne parat hat.

tru, DPA

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