Nordost

Chemie Leipzig: Jagatic jagt den Rekord von Kunze

Trainer geht in seine fünfte Saison

Chemie Leipzig: Jagatic jagt den Rekord von Kunze

Spürt Vertrauen und ist in die langfristigen Planungen bei Chemie Leipzig einbezogen: Trainer Miroslav Jagatic.

Spürt Vertrauen und ist in die langfristigen Planungen bei Chemie Leipzig einbezogen: Trainer Miroslav Jagatic. IMAGO/Picture Point

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Chemie Leipzig setzt auf Kontinuität. Nach vielen Spielern verlängerte nun auch Trainer Miroslav Jagatic seinen Vertrag vorzeitig bis zum 30. Juni 2024. Damit ist der bosnisch-stämmige Kroate, der seit dreieinhalb Jahren in Leipzig ist, nicht nur der seit Jahrzehnten am längsten im Amt befindliche Trainer bei den Grün-Weißen. Er rangiert mit 99 Pflichtspielen mittlerweile auf Platz 3 in der ewigen Rangliste nach Alfred Kunze (159 Spiele mit Chemie zwischen 1963 und 1967) und Karl Schäffner (124, 1974 bis 1978).

"Das macht mich stolz, dass mir der Verein vertraut und mich in die langfristige Planung einbezieht", sagt der 46-Jährige. Platz 9 in der vergangenen Saison, einige Siege gegen favorisierte und finanziell weit besser gestellte Teams und das Landespokal-Finale haben Lust auf mehr gemacht. Dennoch wird der Klub aus dem Stadtteil Leutzsch nicht irgendwelche unrealistischen Saisonziele verkünden. "Das wird die schwerste Regionalliga aller Zeiten", sagt Jagatic, der nunmehr in seine fünfte Saison mit Chemie geht.

Dem Traditionsverein aus dem Leipziger Westen muss keinesfalls bange sein. Umfeld und Mannschaft brennen, die Infrastruktur steht vor den massivsten Veränderungen seit 50 Jahren. Kunstrasen und Trainingshalle sind fertig, die Flutlichtanlage ist im Bau, und das Funktionsgebäude wird abgerissen und bis 2024 neu errichtet. Fast 2000 Mitglieder, aktuell 1700 verkaufte Dauerkarten und ein Zuschauerschnitt von 3451 (Platz 2 hinter Cottbus, 4131) zeigen den Boom, den die "Chemiker" in der größten Stadt Sachsens entfacht haben, deutlich auf. Das Konzept vom mitgliedergeführten Verein greift, in Leipzig wecken nur Bundesliga-Fußball und -Handball größeres Interesse. Sogar der ewige Rivale 1. FC Lok hatte letzte Saison 10000 Zuschauer weniger zu vorzuweisen.

Karau hinterlässt große Lücke

Sportlich dürfte das Hauptaugenmerk besonders auf zwei neuralgische Stellen gerichtet sein. Zum einen sind doch bedeutende Abgänge in der Abwehr zu verzeichnen. Andy Wendschuch, Benjamin Boltze und vor allem der langjährige Kapitän Stefan Karau müssen ersetzt werden. Vor allem Letzterer hinterlässt in puncto Zuverlässigkeit und Mentalität eine große Lücke. Diese soll der erst 23 Jahre alte Philipp Harant schließen, der vom 1. FC Magdeburg kommt, zuletzt aber an den Berliner AK ausgeliehen war. Der 1,94 Meter große Innenverteidiger ist kopfballstark und glänzt durch eine gute Spieleröffnung. Sein Vorgänger Karau wird die Entwicklung genauestens verfolgen können, gehört er doch ab sofort zum Trainerstab. Zudem freuten sich die Verantwortlichen über die Zugänge ihrer "Wunschspieler" Manassé Eshele (Union Fürstenwalde) und Janik Mäder (Energie Cottbus). Letzterer ging Chemie ins Netz, weil er zurück nach Leipzig wollte, wo er lange im Nachwuchs von RB spielte. Seine Wurzeln aber liegen in Leutzsch, beim Vorgängerklub von Chemie, dem FC Sachsen.

Vor allem das zweite Problem sollen Eshele und Mäder beheben helfen: die Torausbeute. Mit je acht Treffern teilten sich Denis Jäpel und Florian Kirstein die interne Torjägerkrone. Die vielen verschiedenen Torschützen machten Chemie zwar unberechenbarer, doch insgesamt ist die Trefferquote zu niedrig. Mit der inzwischen deutlich gestiegenen spielerischen Qualität werden ausreichend viele Chancen herausgearbeitet werden können. Gelingt es, diese zu veredeln, kann Chemie sein Vorjahresergebnis anpeilen. Wenn nicht, wird es schwer.

Jens Fuge