Bundesliga

BVB: Verletzungspech erschwert Konkurrenzkampf

Zahlreiche Akteure nicht einsatzbereit

BVB: Verletzungspech erschwert Konkurrenzkampf

Nico Schlotterbeck wird angeschlagen von Coach Edin Terzic vom Feld begleitet.

Nico Schlotterbeck wird angeschlagen von Coach Edin Terzic vom Feld begleitet. IMAGO/Team 2

Das Personal für den elftägigen USA-Trip stellte Edin Terzic bewusst großzügig zusammen: Insgesamt 30 Spieler aus dem Profikader, der U 23 und der U 19 flogen vor einer Woche zur ersten von drei Reisestationen nach San Diego. In Neuzugang Marcel Sabitzer kam einen Tag später noch ein 31. Spieler hinzu. Der 40-Jährige kannte das geplante Pensum und wollte keine unnötigen Risiken bezüglich der Belastung seiner Profis in Kauf nehmen. "Deshalb wir eine große Gruppe mitgenommen", sagte Terzic nach dem 3:2-Erfolg über Manchester United am Sonntagabend (Ortszeit) in Las Vegas, von wo der BVB am Montagmittag weiter nach Chicago reiste.

Personelle Lage noch nicht komfortabel

Wie geplant hatte Dortmunds Trainer gegen den Premier-League-Riesen seine potenziellen Startspieler länger belastet als in den bisherigen Tests. Teils standen sie 45, teils 60, teils gar 75 Minuten auf dem Feld. Ähnlich soll es auch am Mittwoch (Ortszeit) beim letzten Test der Reise gegen den FC Chelsea im Soldier Field von Chicago aussehen. Dass gegen ManUnited beim Abpfiff der Partie dennoch zahlreiche Akteure mitwirkten, die in der kommenden Saison eher nicht zum Bundesliga-Kader zählen werden, zeigte jedoch, dass die personelle Lage trotz des großen Kaders nicht sonderlich komfortabel ist.

Auf dem Papier verfügt der BVB zwar über ein Personaltableau, das auf vielen Positionen Konkurrenzkampf verspricht. In der Innenverteidigung etwa bieten sich Terzic - wenn alle fit sind - in Mats Hummels, Nico Schlotterbeck und Niklas Süle drei hochkarätige Kandidaten an. Ähnlich sieht es im offensiven Mittelfeld mit Julian Brandt, Felix Nmecha, Marcel Sabitzer, Giovanni Reyna und Marco Reus ähnlich aus. Für die offensiven Außenbahnen stehen hinter den gesetzten Karim Adeyemi und Donyell Malen in Julien Duranville und Jamie Bynoe-Gittens zwar keine gleichwertigen Alternativen bereit, dafür aber hochveranlagte Talente, denen eine große Zukunft prognostiziert wird. Auf den defensiven Außenbahnen sind in Neuzugang Ramy Bensabaini, Julian Ryerson, Marius Wolf und Thomas Meunier vier erfahrene Spieler in der Auswahl. Im Sturm soll Youssoufa Moukoko Druck auf Sebastien Haller ausüben.

Dortmunds Verletztenliste ist lang

Das liest sich gut. Doch die aktuelle Realität sieht aufgrund zahlreicher Blessuren deutlich anders aus. Denn sechs Spieler aus dem Tross, der am vergangenen Montag in die USA aufbrach, sind derzeit nicht einsatzfähig: Gegen Manchester United musste wie bereits gegen San Diego Loyal Neuzugang Felix Nmecha aufgrund muskulärer Probleme passen. Schlotterbeck (Knieverletzung) und Duranville (Muskelfaserriss im Oberschenkel) verletzten sich im Test gegen San Diego, Thomas Meunier (muskuläre Probleme) bei seinem Fünf-Minuten-Einsatz gegen Manchester United. Bynoe-Gittens befindet sich nach seiner Schulter-Operation noch im Aufbautraining, das allerdings bereits Teile der Teamtrainings beinhaltet.

Ein Ende der Ausfallzeit ist also in Sicht. Giovanni Reyna fehlt noch aufgrund einer Beinverletzung, die er sich im Juni bei der US-Auswahl zugezogen hatte. Bis zum Saisonstart wird die Zeit für ihn nicht reichen, auch wenn er während des USA-Trips abseits der Mannschaft an seinem Comeback arbeitete.

Nur noch etwas weniger als zwei Wochen sind es bis zum Pflichtspielauftakt im DFB-Pokal gegen den Regionalliga-Aufsteiger Schott Mainz. Die Elf, die die erste Hürde im Cup-Wettbewerb überspringen soll, wird offiziell erst gut eine Stunde vor der Partie bekanntgegeben. Wetten auf jene elf Namen, die dann auf dem Spielberichtsbogen, ließen sich jedoch bereits jetzt mit einigen Erfolgschancen abschließen.

Reichlich Qualität in der Startelf 

Im Tor ist Gregor Kobel die klare Nummer 1, ebenso wie Emre Can auf der Sechs, Julian Brandt auf der Acht, Adeyemi, Malen und Haller im Angriff. Aufgrund Schlotterbecks Ausfall, dessen Länge noch nicht feststeht, dürften Hummels und Süle die Innenverteidigung bilden. Da Nmechas Integration ausgebremst wurde, spricht viel für Marcel Sabitzer, den zweiten Neuzugang für die Zentrale, als Nebenmann von Brandt. Rechts ist Marius Wolf nach den Ausfällen von Thomas Meunier und Mateu Morey, der erst gar nicht mit in die USA gereist ist, in der Pole Position. Einzig links ist das Rennen zwischen Ryerson und Bensabaini aktuell noch offen - wobei Ryerson auch rechts anstelle von Wolf eingesetzt werden könnte.

Diese Startelf verfügt fraglos über reichlich Qualität, zumal sie zu großen Teilen aus jenen Spielern besteht, die in der vergangenen Rückrunde 40 Punkte sammelten. Viel passieren allerdings darf nicht mehr, sonst wird es personell zumindest temporär doch reichlich eng. Klar ist beim Blick auf die derzeitigen Probleme jedenfalls, warum Sportdirektor Sebastian Kehl weiter den Markt beobachtet. Ein Monat Zeit bleibt noch, um Notwendigkeiten zu identifizieren und sie zu angehen. Wobei der finanzielle Spielraum des BVB weiterhin begrenzt bleibt.

Matthias Dersch

Die Vertragslaufzeiten der BVB-Profis