Bundesliga

Eintracht Frankfurt: Borré "hätte die Startelf verdient"

Frankfurts Angreifer muss sich aber weiter hinter Kolo Muani anstellen

Borré belohnt sich - "Er hätte die Startelf verdient"

Betrieb Eigenwerbung: Rafael Borré.

Betrieb Eigenwerbung: Rafael Borré. IMAGO/RHR-Foto

Ein Blick in die Gedankenwelt von Rafael Borré wäre in den letzten Monaten höchst interessant gewesen. Unverschuldet musste der Europa-League-Held der Vorsaison seinen Stammplatz räumen und ein Dasein als Joker für die Schlussphasen fristen, weil ihm Senkrechtstarter Randal Kolo Muani den Rang abgelaufen hat. Magere 420 Einsatzminuten stehen nach dem 16. Spieltag zu Buche. Selbstredend zu wenig für seinen Anspruch. In der Vorsaison sammelte Borré schon in den ersten sechs Spielen mehr Spielzeit.

Doch statt griesgrämig zu schmollen, hatte sich der Kolumbianer im Winter etwas vorgenommen. Ungeachtet von Wechselabsichten, die sein Berater immer wieder öffentlich formulierte, präsentierte sich Borré im Trainingslager in Dubai bärenstark. "Du bekommst im Fußball immer das zurück, was du investierst. Rafa hatte kein einfaches halbes Jahr, doch er ist voll motiviert wieder gekommen und hat auf seine Chance gelauert. Er hat hart dafür gearbeitet in der Vorbereitung. Das hat sich heute ausgezahlt", lobte Sportvorstand Markus Krösche seinen Schützling am späten Samstagnachmittag.

Analyse

Zuvor hatte Borré in etwas mehr als 20 Minuten Spielzeit mit einem Tor und einer Vorlage seine bisherige Ausbeute jeweils verdoppelt. Ein guter Laufweg, ein gekonntes Dribbling gegen Maya Yoshida und ein gekonnter Abschluss ins Eck - 2:0. Eine gute Ballbehauptung und eine clevere Vorlage für Aurelio Buta - 3:0. Borré sorgte gegen Schalke maßgeblich für die Entscheidung. Auch fernab der Scoringwerte brachte der 27-Jährige die von ihm bekannten Qualitäten gewinnbringend ein: Er ging weite Wege, riss Lücken und setzte die Schalker Hintermannschaft mit frühem Pressing immer wieder unter Druck. Chance genutzt!

Glasner: "Das war ein Thema bei der Besprechung"

Glasner war sehr erfreut darüber, dass seine Joker das Spiel entschieden. Die vorletzten Pässe zu diesen Toren spielten der ebenfalls eingewechselte Kapitän Sebastian Rode sowie Christopher Lenz - Teamwork par excellence. "Das war ein Thema bei der Besprechung, dass wir nur alle gemeinsam ein erfolgreiches Frühjahr spielen können, dass wir jeden benötigen werden. Weil bei dem ein oder anderen schon der Kopf unten war, weil er nicht gespielt hat, auch wenn sie sehr gut trainiert haben", erzählte Glasner und ließ eine Lobeshymne auf seinen Angreifer folgen: "Rafa Borré war vom ersten Tag der Vorbereitung, obwohl er immer als unzufrieden dargestellt wird, wahnsinnig agil und sehr gut und hätte es sich verdient, in der Startelf zu stehen. Das ist eine Reaktion, von der die Mannschaft profitiert."

Kolo Muanis Startelfplatz ist zementiert

Trotz des erfreulichen Auftritts bleibt die Lage des Kolumbianers verzwickt. An Kolo Muani, der am Samstag eines seiner schwächeren Spiele im SGE-Dress machte und dennoch sehenswert den Führungstreffer vorbereitete, führt derzeit kein Weg vorbei. Und weil der französische Vizeweltmeister seine Stärken am besten als Alleinunterhalter im Angriff ausspielt, ist für einen weiteren Stürmer kein Platz mehr. Die immense Geschwindigkeit des 24-Jährigen in Kombination mit dem in diesem Punkt ebenbürtigen Jesper Lindström geben dem Offensivspiel der Eintracht Möglichkeiten, die Borré rein physisch nicht bieten kann. Zumal Kolo Muani auch ergebnistechnisch am Fließband liefert, ist sein Platz in der Startelf derzeit zementiert. Mit jetzt fünf Toren und zwölf Vorlagen führt er nach diesem Spieltag erstmals die Scorerwertung der Liga allein an. Borré wird sich fürs Erste also weiter mit der Jokerrolle abfinden müssen.

Moritz Kreilinger