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Bornemanns Hürzeler-Deal: Auf einem Niveau mit den Spurs

Nur Chelsea und Liverpool zahlten für ihre Trainer mehr

Bornemanns Hürzeler-Deal: Auf einem Niveau mit den Spurs und Postecoglou

Andreas Bornemann (re.) mit Fabian Hürzeler bei der Vorstellung im Dezember 2022.

Andreas Bornemann (re.) mit Fabian Hürzeler bei der Vorstellung im Dezember 2022. IMAGO/Oliver Ruhnke

Es gibt einen Posten in der Bilanz eines jeden Profifußball-Unternehmens mit dem Namen "immaterielle Vermögensgegenstände". Genau diesen sollte sich ein Fan ansehen, wenn er wissen möchte, wie viel die Stars seines Klubs handelsrechtlich betrachtet wert sind. Da kommen viele Faktoren zusammen: Anschaffungskosten für den Fußballer, Restvertragslaufzeit, Gehalt. Das ist der Buchwert, dessen Verrechnung mit dem Erlös bei einem Weiterverkauf über die Größe des bilanziellen Gewinns entscheidet.

Der Marktwert, zu dem man einen Spieler verkaufen kann, ist noch einmal eine andere Sache, er setzt sich zusammen aus - vereinfacht dargestellt - sportlicher Performance des Spielers, Vertragslaufzeit und Nachfrage. Zu finden ist der Buchwert im Anlagevermögen des Jahresabschlusses, womit wir beim Thema wären: Spieler sind für Klubs auch Wertanlagen - genau wie mittlerweile Trainer auch.

Die Nagelsmann-Millionen läuteten in Deutschland eine neue Ära ein

Vereine haben das längst erkannt - und die Ablösen für die Fußballlehrer sind explodiert. Kamen die Abstandszahlungen für die Coaches im Vergleich mit denen für die Kicker einst eher wie Schmerzensgelder daher - 3 Millionen Euro überwies der einstige Gigant Schalke 2016 für Markus Weinzierl an den FC Augsburg, die gleiche Summe machte der BVB 2017 für Peter Bosz locker -, haben sie sich signifikant gesteigert. Die 25 Millionen Euro des FC Bayern für Julian Nagelsmann an RB Leipzig anno 2021 läuteten aus deutscher Sicht eine neue Ära ein, während auf der Insel zweistellige Millionenbeträge bereits in den 2010er Jahren nicht völlig unüblich waren, aber natürlich auch nicht die Regel.

Seit 2022 gab es inklusive dem nun vollzogenen Transfer Hürzelers vom FC St. Pauli an Brighton and Hove Albion sieben Trainerwechsel innerhalb der oder in die Premier League, bei denen Geld floss. Graham Potter, 2022, von Brighton zum FC Chelsea geholt, war dem neuen Blues-Eigner Todd Boehly 20,5 Millionen Euro wert. Auch aktuell gaben die Londoner für Enzo Maresca von Leicester City mit 11,8 Millionen Euro eine hübsche Summe aus. Genau wie der FC Liverpool, der für Klopp-Nachfolger Arne Slot 10,5 Millionen Euro an Feyenoord Rotterdam überwies. In etwa auf dem Niveau des Transfers von Ange Postecoglou (2023, von Celtic Glasgow zu den Tottenham Hotspur für 5,9 Millionen Euro) soll der Hürzeler-Deal liegen, gefolgt von den Wechseln von Nathan Jones (2022, von Luton Town zum FC Southampton, 3 Millionen Euro) und Erik ten Hag (2022, von Ajax Amsterdam zu Manchester United, 2 Millionen Euro). Wobei für St. Paulis Aufstiegstrainer noch Boni und eine etwaige Weiterverkaufsbeteiligung folgen können.

Hürzeler ist St. Paulis teuerster Verkauf

Die Summe für Hürzeler ist in diesem Zusammenhang besonders aus zweierlei Gründen interessant. Erstens: Mit Ausnahme des FC Southampton und eben Brighton waren es seit 2022 ausschließlich Top-Klubs, oder solche, die man wie ManUnited vom Namen her noch dazuzählt, die Geld in die Fachkräfte auf der Bank investierten. Angesichts des doch beträchtlichen Erlös-Unterschieds zwischen Jones und Hürzeler lohnte sich die Taktik von St.-Pauli-Sportchef Andreas Bornemann, nach dem offenkundig zunächst eher moderaten Erstangebot aus England zu pokern - trotz des klar hinterlegten Wechselwunsches des Trainers.

Und zweitens: Den bisher teuersten Verkauf der Hanseaten, Daniel-Kofi Kyereh, der 2022 für 4,5 Millionen Euro zum SC Freiburg ging, löst der Hürzeler-Deal an der Spitze ab. Die Rekordtransfereinnahme generierte der Bundesliga-Rückkehrer also mit einem Trainer, nicht einem Spieler - das dürfte im Profifußball ein ziemliches Alleinstellungsmerkmal sein.

Benni Hofmann

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