Bundesliga

Kevin-Prince Boateng: "Bin nicht Messi oder Ronaldo"

Herthas Rückkehrer steht vor einem besonderen Spiel

Boateng: "Ich bin nicht hierhergekommen, um Messi oder Ronaldo zu sein"

Kevin-Prince Boateng sprach vor der Partie gegen Eintracht Frankfurt Klartext.

Kevin-Prince Boateng sprach vor der Partie gegen Eintracht Frankfurt Klartext. imago images/Metodi Popow

"Ja, ich freue mich drauf", sagte Routinier Boateng am Dienstagnachmittag nach dem Training im Rahmen einer Medienrunde und schloss an: "Ich hoffe, ich werde gut empfangen." Dessen kann sich der prominenteste Hertha-Zugang des zurückliegenden Sommers wahrscheinlich sicher sein. Schließlich bestritt der 34-Jährige in seinem einen Jahr in Frankfurt - der Saison 2017/18 - nicht nur 36 Pflichtspiele (sechs Tore), sondern sorgte wesentlich mit dafür, dass die Eintracht durch ein 3:1 im Finale von Berlin gegen den FC Bayern München DFB-Pokalsieger wurde und nach 30 Jahren wieder einen Titel an den Main holte.

Das ist ein Spiel, das wir gewinnen müssen.

Kevin-Prince Boateng

So speziell die Partie für den Rückkehrer im Hertha-Dress persönlich ist, so wichtig ist sie auch für das Team von Trainer Pal Dardai. "Das ist ein Spiel, das wir gewinnen müssen", sagt Boateng, und deswegen müsse der persönliche Kontakt zu den Leuten, die er noch kenne, für 90 Minuten ruhen. "Wir können uns vor dem Spiel und nach dem Spiel umarmen", stellt Boateng klar. Dazwischen, ergänzt er, "wird es keine Freunde geben". Was Hertha in Frankfurt erwartet, darüber ist sich Boateng im Klaren. "Man muss sich darauf einstellen, dass es Kontakt geben wird, dass es weh tun wird", sagt der Mittelfeldakteur über das Team von Trainer Oliver Glasner. Ganz und gar, da die Frankfurter nach dem 2:1-Sieg vor zehn Tagen in München Rückenwind hätten. "Das kann dich durch die Saison schieben", ergänzt Boateng. Für Hertha komme es darauf an, "mit breiter Brust dahinzugehen", was in der momentanen Lage nicht so leicht erscheint. Druck ist da, das weiß auch Boateng. Aber er sagt auch: "Es ist ein wichtiges Spiel, aber nicht das wichtigste Spiel der Saison."

Dennoch wäre es der Gesamtlage in Berlin zuträglich, wenn Hertha in Frankfurt punktemäßig nicht leer ausginge. "Wir sind in einer schwierigen Situation", weiß Boateng, "aber genau dann hast du die Möglichkeit, daran zu wachsen. Du wächst nicht an Spielen, die du gewinnst oder an Situationen, die leicht sind. Du wächst an Sachen, die schwierig sind, oder an Niederlagen. Genau das probieren wir."

Boateng findet Matthäus-Kritik "frech"

Boateng selbst macht sich nach eigenen Worten Tag und Nacht Gedanken darüber, wie die Lage verbessert werden kann und sieht sich in der für ihn auserkorenen Rolle als Anführer der Mannschaft zu 100 Prozent akzeptiert. "Ich habe volle Rückendeckung von der Mannschaft. Das ist mir sehr wichtig."

Dass es für seine bisherigen Darbietungen auf dem grünen Rasen (ein Einsatz im Pokal, dazu fünf Ligaeinsätze, vier davon in der Startelf, kicker-Notenschnitt 4,50) kritische Kommentare gab, nimmt Boateng gleichgültig zur Kenntnis. "Ich wurde in meiner Karriere mehr kritisiert als gelobt", stellt er klar, "das prallt an mir ab". Geärgert hat sich Herthas Nummer 27 indes über die jüngste Kritik von Lothar Matthäus. "Nach sieben Spieltagen zu sagen, die Zeit eines Spielers ist vorbei, finde ich frech", sagt Boateng über die Einlassungen des Rekord-Nationalspielers und Sky-Experten nach dem Spiel gegen Freiburg, "aber vielleicht hatte er Lust, eine Schlagzeile zu bekommen. Die hat er bekommen. Dazu ist alles gesagt."

Boateng kontert Matthäus: "Das finde ich frech"

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Leader ist kein "25 Jahre alter Prince Boateng" mehr

Boateng lebt durchaus in dem Bewusstsein, nach seiner Rückkehr zu seinem Heimatklub nicht brilliert zu haben. "Ich spiele vielleicht nicht besonders gut, das sehe ich auch ein", sagt er. Er schaue jeden Tag in den Spiegel, so der Ex-Nationalspieler Ghanas, und frage sich: "Was kann ich besser machen?" Gleichzeitig weist Boateng aber auch darauf hin, unter welcher Prämisse er zu Hertha zurückgekehrt sei. "Man muss eins verstehen: Ich bin nicht als 25 Jahre alter Prince Boateng hierhergekommen, der jedes Spiel alleine gewinnt und jeweils ein Tor und einen Assist macht. Das wusste ich vorher, das wusste der Verein vorher", betont er und fügt hinzu: "Vielleicht spiele ich in dieser Saison kein Spiel über 90 Minuten, vielleicht spiele ich die nächsten zehn Spiele über 90 Minuten. Das kommt auf die Situation an, ist auch spielabhängig. Ich bin nicht hierhergekommen, um Messi oder Ronaldo zu sein."

Andreas Hunzinger

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