Nationalelf

Oliver Bierhoff: "Es ist, als wären sie nie weg gewesen"

Einige Baustellen im Trainingslager

Bierhoff über Hummels und Müller: "Es ist, als wären sie nie weg gewesen"

Thomas Müller bei seiner Ankunft im Teamhotel.

Thomas Müller bei seiner Ankunft im Teamhotel. imago images

Die Musikkapelle, mit der Werner Frießer die DFB-Auswahl gerne begrüßt hätte, die musste am Freitag daheimbleiben, wie der Bürgermeister der Gemeinde Seefeld in Tirol mit Bedauern in der Stimme mitteilte. Die Corona-Pandemie hat nicht nur Deutschland, sondern auch Österreich weiter fest im Griff. Die Ankunft der deutschen Nationalspieler im Teamhotel Nidum fiel deshalb unspektakulär und frei von Folklore aus. Stattdessen wurden die Begrüßungsworte von Frießer an Nationalmannschaftdirektor Oliver Bierhoff per Zoom-Konferenz übermittelt. Als Dreingabe hatte der Bürgermeister zudem eine positive Nachricht aus dem Gesundheitsministerium der Alpenrepublik mitgebracht.

Sonderregelung für England-Legionäre

Obwohl Großbritannien auch in Österreich als Risikogebiet gilt, dürften die vier deutschen Champions-League-Finalisten Ilkay Gündogan (Manchester City), Kai Havertz, Timo Werner und Antonio Rüdiger (alle FC Chelsea) ohne die sonst übliche Quarantänepflicht einreisen. Das Trainingslager der deutschen Nationalmannschaft sei "im absolut zwingenden Interesse der Republik Österreich", ordnete das Gesundheitsministerium per Erlass an. Die deutschen Spieler, die am Samstagabend noch in Porto um den Henkelpott spielen, dürften im Anschluss ohne weitere Hindernisse einreisen und "können sich sofort freibewegen". Auch die in England spielenden Bernd Leno (FC Arsenal) und Robin Koch (Leeds United) durften deshalb bereits am Freitag ganz normal zum Team stoßen.

Wobei Frießers Formulieren des "sich frei Bewegens" in diesem Fall ohnehin nicht wörtlich zu verstehen ist: Der DFB hat den 90-köpfigen Tross der deutschen Auswahl in eine unsichtbare Blase gesteckt. Trainingsgelände und Hotel sind mithilfe von Zäunen abgesperrt. Kontakte zur Außenwelt sind so nahezu ausgeschlossen.

Das bereitet mir noch ein bisschen Kopfzerbrechen.

Oliver Bierhoff über die Rückreise der DFB-Auswahl

Sämtliche Probleme allerdings sind damit noch nicht aus dem Weg geräumt. Als kompliziert gestaltet sich weiterhin die Rückreise der DFB-Auswahl nach Deutschland, die für den 6. Juni geplant ist. Denn in der Bundesrepublik gibt es aktuell noch keine Ausnahmeregelung für Profi-Sportler. Wer sich in den vergangenen 14 Tagen in Großbritannien aufgehalten hat, ist zu einer 14-tägigen Quarantäne verpflichtet, freitesten ausgeschlossen. Für das derzeit noch fehlende Quartett würde das unter Umständen bedeuten, dass sie länger in Österreich bleiben müssten als der Rest der Mannschaft. "Das", sagte Bierhoff am Freitag, "bereitet mir noch ein bisschen Kopfzerbrechen." Geplant ist in jedem Fall, dass die deutschen Spieler nach dem Champions-League-Finale direkt nach Seefeld reisen - und nicht noch einmal zurück nach England. Dann würde sich - Stand heute - der Rückkehrzeitpunkt aus der Quarantäne noch weiter nach hinten verschieben.

Kroos in Quarantäne

Noch unklar ist außerdem, wann der an Corona erkrankte Toni Kroos zum DFB-Team stößt. Aktuell befindet sich der Mittelfeldspieler, dessen Erkrankung laut DFB-Teamarzt Prof. Dr. Tim Meyer einen leichten Verlauf nahm, noch in häuslicher Quarantäne in Madrid. Sobald er negativ getestet ist, soll er anreisen. Laut Bierhoff rechnet man in zwei, drei Tagen mit dem Routinier, der anschließend mit der nötigen Sorgfalt ans Team herangeführt werden soll. Ebenso wie Leon Goretzka, der aufgrund einer Muskelverletzung derzeit noch individuell arbeitet und Anfang kommender Woche in Seefeld erwartet wird.

Viele Baustellen also - sowohl abseits wie auf dem Spielfeld, wo Bundestrainer Joachim Löw zumindest in den ersten Trainingslager-Tagen ein Stück weit wird improvisieren müssen. Leicht wird ihm das nicht fallen, betonte er in den vergangenen Monaten doch stets, wie wichtig die gemeinsame Zeit in der Vorbereitung sei - und auch wie nötig, um taktische Abläufe einzustudieren.

Rückkehrer haben sich schnell eingefunden

Doch es gab durchaus auch gute Nachrichten für Löw, der in sein letztes Turnier geht: Sowohl Thomas Müller als auch Mats Hummels stießen am Freitag zum Team. Die Rückkehrer, die ihr bislang letztes Länderspiel am 19. November 2018 beim 2:2 gegen die Niederlande bestritten, bevor sie von Löw anschließend ausgemustert wurden, sind fest als Stützen eingeplant - und fanden sich laut Bierhoff schnell in ihre Rollen hinein. "Thomas hat schon den einen oder anderen Spruch gebracht. Aber das ertrage ich", sagte der frühere Stürmer. "Sie haben uns beide den Eindruck gegeben, dass sie froh sind, da zu sein. Sie haben sich schnell eingefunden. Es ist, als wären sie nie weg gewesen."

Zumindest um diese Baustelle also müssen sich Löw und Bierhoff in den nächsten Tagen nicht mehr kümmern.

Matthias Dersch

Eindrücke aus Seefeld: Hummels und Co. reisen an