Bundesliga

Bielefeld: Die "Alm" leuchtet, später wird es finster ...

Flutlichtpremiere vor 50 Jahren

Bielefeld: Die "Alm" leuchtet, später wird es finster ...

Die erleuchtete Bielefelder Arena.

Die erleuchtete Bielefelder Arena. picture alliance

"Uns allen fehlen die Emotionen", stellt Uwe Neuhaus gerade im Vorfeld des Bielefelder Heimspiels am gegen den 1. FSV Mainz 05 (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) im Hinblick auf die derzeitigen Geisterspiele fest. "Unterstützung von außen hilft natürlich vor allem Mannschaften wie uns." Die eine oder andere Partie, so der Trainer, wäre "ein ganz anderer Fight" geworden, vermutet der Trainer. Und Sportchef Samir Arabi ergänzt: "Gerade als Aufsteiger könnten wir die ganze Euphorie, die die Zuschauer ins Stadion bringen, gut gebrauchen."

Erstmals erstrahlt das Flutlicht auf der "Alm"

Euphorie? Atmosphäre? Über einen Mangel daran kann sich Arminia an diesem 4. Dezember vor 50 Jahren wahrlich nicht beklagen. Im Sommer 1970 waren die Bielefelder erstmals in die Bundesliga aufgestiegen, hatten dort unter anderem als einziges Team den FC Bayern im Oktober zu Hause mit 1:0 geschlagen und sich als Neuling recht wacker geschlagen. Eine neue Ära beginnt an jenem Freitagabend für die traditionsreiche Spielstätte des Klubs, die legendäre "Alm". An der Westseite des Stadions war nach dem Sprung eine überdachte Sitzplatztribüne, im Osten eine provisorische, aus Brettern und Stahlrohren konstruierte Stehtribüne "gewachsen". Und nun, zum Heimspiel gegen Hertha BSC am 17. Spieltag, lassen mit einer Leistung von 1500 Lux erstmals zwei alles überragende Flutlichtmasten die "Alm" erleuchten.

29.000 Zuschauer wollen sich diese Premiere nicht entgehen lassen, obwohl der ostwestfälische Dauerregen ihre Kleidung schnell durchnässt und den Platz in einen knöcheltiefen Morast verwandelt. Schon nach zehn Minuten bringt Linksaußen Gerd Kohl die Gastgeber in Führung, die der Ungar Zoltan Varga schon weitere zehn Minuten später für Berlin egalisiert. Es folgt ein spektakulärer Schlagabtausch mit aufregendem Finish. In der 86. Minute trifft Varga-Bewacher Horst Stockhausen fulminant an die Latte, zwei Minuten später klärt Hertha-Verteidiger Bernd Patzke auf der Linie den Schuss des aufgerückten Bielefelders Klaus Köller - es bleibt schließlich beim 1:1.

Es wird finster: Arminia mittendrin im "Bundesliga-Skandal"

Arminia steht nach diesem letzten Hinrundenspiel zwar auf dem vorletzten Platz, arbeitet sich in der Rückrunde aber hoch - zum vermeintlichen Klassenerhalt als Tabellen-14. Doch nach Aufstieg und Flutlichtpremiere wird es zunehmend finster: Einige spätere Spiele in dieser Saison 1970/71 werden manipuliert, Mannschaften erkaufen sich Siege, Spieler lassen sich für Niederlagen bezahlen. Im "Bundesliga-Skandal" ist Arminia mittendrin, auch der 1:0-Sieg im Rückspiel bei Hertha BSC kommt irregulär zustande - die Freude über den Klassenerhalt weicht zunehmend der Katerstimmung. In der Saison darauf wird Arminia überführt, aus der laufenden Wertung genommen und 1972 aus der Bundesliga in die Regionalliga strafversetzt.

Michael Richter

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