EM

Baskisches Bollwerk in der spanischen Nationalmannschaft

Gros des Kaders kommt weder von Real noch Barcelona

Baskisches Bollwerk in der spanischen Nationalmannschaft

In der spanischen Nationalmannschaft befinden sich viele Basken - hier Keeper Unai Simon und Aymeric Laporte.

In der spanischen Nationalmannschaft befinden sich viele Basken - hier Keeper Unai Simon und Aymeric Laporte. IMAGO/Uwe Kraft

So viel Baskenpower war selten in der spanischen Nationalmannschaft. Mit Unai Simon, Alex Remiro, Robin Le Normand, Aymeric Laporte, Daniel Vivian, Martin Zubimendi, Mikel Merino, Nico Williams und Mikel Oyarzabal stehen insgesamt neun Basken oder Spieler von baskischen Vereinen in der Seleccion. Vorbei sind, für den Moment zumindest, die Zeiten, in denen Real Madrid und der FC Barcelona das Personal der Roja fast alleine stellten.

Wobei der Rekord in Spaniens Seleccion aus dem Jahr 1920 wohl auf ewig bestehen wird: Denn im ersten Länderspiel der Spanier überhaupt, bei den Olympischen Spielen in Antwerpen, kamen beim 1:0 gegen Dänemark 13 von insgesamt 19 Nationalspielern aus dem Baskenland.

Aktuell ist vor allem die Innenverteidigung, auf die der selbst in Bilbao fußballerisch groß gewordene Nationalcoach Luis de la Fuente setzt, fest in baskischer Hand. Wenn auch Le Normand, seit 2016 in Diensten von Real Sociedad San Sebastian, kein Baske ist, sondern ein aus der Bretagne stammender eingebürgerter Franzose. Kaum für Spanien spielberechtigt, gewann der mittlerweile 27-Jährige 2023 bei seinen ersten beiden Länderspielen gleich die Nations League. Sein Kommentar damals: "Ich bin Franzose, kein Zweifel, und stolz darauf, aber in San Sebastian und Spanien habe ich Fußball spielen gelernt." Oyarzabal, sein Klubkollege bei Real Sociedad und dort auch Kapitän, erklärt zum Basken-Boom der Seleccion: "Das reflektiert die großartige Nachwuchsarbeit, die in den Vereinen dort vor Ort geleistet wird."

Auch Abwehrchef Laporte ist gebürtiger Franzose und seit 2021 eingebürgert. Bevor er 2018 zu Manchester City wechselte (aktuell steht er beim saudischen Klub Al-Nassr als Teamkollege von Cristiano Ronaldo unter Vertrag), durchlief der heute 30-Jährige die legendäre Nachwuchsabteilung von Athletic Bilbao, seine Großeltern waren Basken. Dass Coach de la Fuente fast stoisch an Laporte festhält, fand in der Heimat nicht nur Zustimmung, schließlich fiel für Laporte Pau Cubarsi aus dem Kader, der 17-Jährige nimmt dafür an den Olympischen Spielen teil.

"Laporte ist noch einer der besten Fußballer der Welt auf seiner Position"

Beim 3:0-Auftaktsieg gegen Kroatien fehlte Laporte noch mit muskulären Beschwerden, danach aber setzte er sich im internen Duell gegen den bisherigen Kapitän von Real Madrid, Nacho, durch, der die Königlichen jetzt aber mit Ziel Saudi-Arabien verlässt. Während der 34-jährige Nacho gegen Kroatien neben Le Normand spielen durfte, bildeten beim 1:0 gegen Italien Laporte und Le Normand die Innenverteidigung. De la Fuente lobte: "Aymeric ist topfit und hat außerordentlich gut gespielt." Und generell: "Laporte ist auch aktuell noch einer der besten Fußballer der Welt auf seiner Position."

Beim 1:0 gegen Albanien zum Abschluss der Gruppenphase wechselten sich Laporte und Le Normand zum Kräfteschonen ab, zudem gab Bilbaos 24-jähriger Verteidiger Daniel Vivian sein Turnierdebüt, es war sein erst drittes Länderspiel. Als gebürtiger Baske spielt er seit der Jugend für den Athletic Club. In die Roja schaffte er es dank einer starken Saison 2023/24, zuvor war er nie in eine U-Auswahl berufen worden. Erst im März hatte er beim 0:1 im Testspiel gegen Kolumbien sein Debüt in der Seleccion gegeben.

Peter Schwarz-Mantey

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