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Martin Bader im Interview: "Die ELF wird Konkurrenz werden"

Ehemaliger Fußball-Manager nun im Football tätig

Bader im Interview: "Die ELF wird eine richtige Konkurrenz werden"

Football statt Fußball: Martin Bader engagiert sich nun bei Frankfurt Galaxy.

Football statt Fußball: Martin Bader engagiert sich nun bei Frankfurt Galaxy. imago images/MIS

kicker: Wie kam Ihr Wechsel vom Fußball in den American Football zustande, Herr Bader?

Martin Bader: Die Zeitfracht-Gruppe ist beim ELF-Team Frankfurt Galaxy einer von fünf Gesellschaftern und mit Ihrer Marke McTrek Hauptsponsor. Wolfram Simon-Schröter, Vorstand der Zeitfracht Gruppe, kannte mich aus meinen Tätigkeiten als Geschäftsführer im Fußball und hat mich angesprochen. Mit meiner Hilfe soll nicht nur die Umsetzung des Sponsorings gewährleistet werden, sondern ich werde auch in beratender Funktion der Geschäftsführung der Galaxy zur Seite stehen. Die Rahmenbedingungen sind ähnlich wie im Fußball: Man braucht ein Stadion, Sponsoren, Trainerstab, Spieler, Funktionsteam, PR-Mediaabteilung, Ticketing usw. Daneben geht es auch darum, die weiteren sportlichen Aktivitäten der Zeitfracht-Gruppe umzusetzen.

Wie sehen die aus?

Wir engagieren uns künftig stärker in der European League of Football, werden diese 2023 als einer von vier Hauptpartnern begleiten und auch im TV präsent sein. Mit zwei Marken sind wir außerdem bei Laura Nolte, die 2022 in Peking Olympiasiegerin im Zweierbob wurde, aktiv. Der Schwerpunkt im Sommer ist sind aber Galaxy und die European League of Football, die 2023 von 12 auf 18 Teams erweitert wird. Unter anderem kommen die Spielorte Mailand, Paris, Prag und München dazu.

Was sind die größten strukturellen Unterschiede zwischen dieser Liga und dem Profifußball?

Die Liga besteht aus Franchises, d.h. die Liga vergibt die Spiellizenzen an interessierte Teams. Außerdem gibt es einen Salary Cap. Daneben kann man nur vier US-Amerikaner für den über 60 Spieler umfassenden Kader verpflichten, von denen nur zwei gleichzeitig auf dem Platz stehen dürfen. Acht weitere Spieler können aus anderen europäischen Ländern kommen, der Großteil muss aber aus dem eigenen Land stammen.

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Wo liegt die Gehaltsobergrenze?

Die Gesamtsumme für den Kader beträgt bisher 150.000 Euro. Es kann sein, dass es sich durch die Erhöhung des Mindestlohns leicht verändert. Die Spieler sind reine Amateure, die ihr Hobby betreiben, ähnlich wie im Eishockey oder Basketball haben sie Sechsmonatsverträge. Für Spieler aus dem Ausland können noch Wohnung und Auto bezahlt werden.

Welchen Effekt erhoffen Sie sich durch das NFL-Spiel in München?

Durch die NFL-Präsenz in den nächsten vier Jahren mit je zwei Spielen in München und Frankfurt wird der Football sicherlich noch mehr Aufmerksamkeit erfahren. Das Interesse ist bereits vorhanden. Wenn die European League spielt und ProSieben Maxx ein Spiel pro Wochenende live überträgt bzw. die anderen von ran.de live gestreamt werden, schauen 300.000 bis 500.000 Menschen zu. Auch die Zuschauerzahlen in den Stadien sind gut. Als Frankfurt Galaxy vor ein paar Wochen in Duisburg gegen Düsseldorf Rhein Fire spielte, waren 12.500 Menschen im Stadion, im Vorjahr beim Finalsieg von Galaxy gegen Hamburg waren es in Düsseldorf sogar über 22.000.

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Wie sehen Sie die Zukunft der European League of Football in Deutschland?

Sie wird auf Sicht eine richtige Konkurrenz zu einigen anderen Sportarten werden, aber nicht zum Fußball. Dadurch, dass im Sommer drei Monate gespielt werden, ist es für Zuschauer und TV interessant. In dieser Zeit gibt es kein Eishockey, kein Handball, kein Basketball und übrigens auch kein Fußball. Am Ende der European-League-Saison geht dann die NFL-Saison los, das heißt, jeder Football-Fan kann das gesamte Jahr über Football schauen.

Was kann der Fußball vom Football lernen - und umgekehrt?

Bemerkenswert ist die Ausgeglichenheit in der NFL, nahezu jedes Jahr gewinnt ein anderes Team den Super Bowl. Auch aufgrund der Regularien, dass z. B. beim jährlichen NFL-Draft das schlechteste Team der vergangenen Saison den ersten Pick oder Wahl und das beste Team den letzten Pick unter anderem auf die besten College- oder Universitätsspieler besitzt. Somit wird gewährleistet, dass langfristig Ausgeglichenheit zwischen den Teams herrscht und somit die Spannung aufrechtgehalten wird. Die European League hat in den letzten zwei Jahren große Schritte im Bereich TV-Vermarktung, Sponsoring und Professionalisierung innerhalb der Teams vollzogen. Allerdings gibt es diese Liga erst seit 2021 und daher kann sie mit den Strukturen im Fußball noch nicht verglichen werden. Das ist bei Frankfurt Galaxy angesichts eines Jahresumsatzes von 2 bis 2,5 Millionen Euro sowie zwei, drei Hauptamtlichen auf der Geschäftsstelle und vielen Volunteers sicherlich noch ein weiter Weg. Aber die Kombination aus dem Wissen, wie Fußball in Deutschland funktioniert sowie das vorhandene Know-how bei den Geschäftsführern, Gesellschaftern und dem Headcoach, die jahrelang im Football aktiv waren, kann für Frankfurt Galaxy eine interessante Zukunft geben.

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