In der 52. Minute musste der VfB Stuttgart am Samstag im Heimspiel gegen den VfL Bochum erstmals verletzungsbedingt wechseln. Und Chris Führich, der den angeschlagenen Naouirou Ahamada ersetzen sollte, erhielt noch ein paar letzte Worte - allerdings nicht von Interimstrainer Michael Wimmer, sondern von Sportdirektor Sven Mislintat.
Sekundenlang hatte Mislintat seinen Arm um Führich gelegt und redete auf ihn ein, ehe der Mittelfeldspieler schließlich das Feld betrat. Diese Szene nahm Markus Babbel am Sonntag zum Anlass für eine scharfe Attacke gegen Mislintat.
"Da würde ich als Trainer durchdrehen, wenn mein Sportdirektor in dieser Situation so mit einem Spieler spricht. Das ist nicht seine Aufgabe", sagte der 50-Jährige, der letztmals vor zehn Jahren eine Bundesliga-Mannschaft trainierte und von 2008 bis 2009 selbst VfB-Coach war (Punkteschnitt 1,66), im "Sport1-Doppelpass".
"Das ist ein Affront gegen den Trainer"
"Da bin ich fast vom Sofa gefallen gestern, als ich das gesehen habe. Das ist für mich ein Affront gegen den Trainer", legte Babbel nach, "und das zeigt ein Stück weit auch den Charakter von Sven Mislintat: Der will die Hoheit haben."
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Babbel ging sogar so weit, darin einen Hinweis auf den Ausgang der laufenden Trainersuche zu sehen. Mislintat wolle einen Nachfolger für Pellegrino Matarazzo, "den er wieder so manipulieren und instruieren kann, damit er nach wie vor der starke Mann ist". Mislintat suche einen, "den er steuern kann", ist sich der frühere VfB-Profi sicher.
Derzeit haben die Stuttgarter Verantwortlichen um den Vorstandsvorsitzenden Alexander Wehrle und Mislintat zwei Kandidaten in der engen Auswahl. Einer davon ist offenbar der Däne Jess Thorup, der unlängst bei Meister FC Kopenhagen entlassen worden war.
Bis die Trainerfrage geklärt ist, wird weiterhin Wimmer interimsweise auf der Bank sitzen. Der bisherige Co-Trainer hatte den VfB gegen Bochum zu einem 4:1-Sieg geführt - und in der Szene um Führich keinen Anlass zur Annahme gegeben, Mislintats Verhalten als Affront zu empfinden.
