Europa League

Aufbruch und Misstrauen bei Freiburg-Gegner Olympiakos Piräus

Freiburgs Gegner in der Europa League

Aufbruch und Misstrauen bei Olympiakos

Spitzenreiter in der Liga, was geht im Europapokal für Freiburg-Gegner Olympiakos?

Spitzenreiter in der Liga, was geht im Europapokal für Freiburg-Gegner Olympiakos? IMAGO/ANE Edition

Im Vorjahr kostete die Heimpleite der Griechen gegen Freiburg Coach Carlos Corberan fast den Job, die darauffolgende Liganiederlage drei Tage später bei Aris besiegelte das Aus des Spaniers - des zweiten von vier Trainern in der Saison. Olympiakos landete europäisch auf dem vierten Rang der Gruppe und wurde mit nur zwei Zählern der "Prügelknabe" für Freiburg, Qarabag und Nantes. Insgesamt mussten vier Trainer in der verheerenden Saison der Hafenstädter satte 46 Spieler zum Einsatz "zwingen".

Neustart auf Spanisch

Teure Größen wie Marcelo (Real), Sime Vrsaljko (Atletico) oder der Kolumbianer James Rodriguez verließen Ende 2022 ziemlich schnell wieder den überall kriselnden Verein. Der neue Sportdirektor Antonio Cordon musste 26 Vertragsspieler woanders unterbringen - Leihen, Verkäufe und Trainingsgruppe B inklusive. 16 neue Hoffnungsträger kamen. Sein erster Schachzug im Juni war jedoch ein Landsmann als Trainer. Der 42-jährige Diego Martinez konnte bei Osasuna, Granada und zuletzt Espanyol überzeugen. Ob er europäisch oder um einen Titel mitspielen kann, muss er allerdings noch beweisen.

Europa League

Doch der Start scheint erfolgreich. Die Gruppenphase der Europa League wurde erreicht, obwohl nach jedem Spiel der Kader verändert wurde. Der Ligastart mit drei Siegen aus den ersten drei Spielen und 10:0 Toren gibt dem Spanier Zeit. Um das schwieriege Vorhaben mit seinen Worten wiederzugeben: "Wir bauen momentan eine neue Brücke und bewegen uns zeitgleich auf ihr voran."

Dass er am Sonntag bei AEK nach einer Stunde die offensiven Leistungsträger Konstantinos Fortounis (ehemals Lautern), Daniel Podence und Giorgos Masouras aus dem Spiel nahm, um das Remis (Endergebnis: 1:1) zu sichern, gefiel in Piräus nicht. Gegen Freiburg soll ein erfolgreicher Start in der Europa League gelingen, deswegen bleiben alle noch ruhig. Außer dem Klubchef, der stets für Furore sorgt.

Klubchef in der Liga lautstark, bei Nottingham und in Europa wortkarg

Reeder und Vereinsboss Evangelos Marinakis hat wohl eingesehen, dass es günstiger ist, einen relativ teuren und erfahrenen Sportdirektor machen zu lassen, als selbst namhafte Spieler nach Piräus zu lotsen, doch ruhig oder gar zufrieden ist er auch nicht. Am vergangenen Montag schrieb er als Ligachef an die UEFA und Präsident Aleksander Ceferin, um um ausländische Elite-Schiedsrichter zu bitten. Indirekt ein Eingestehen von eigenen Fehlern, als der Klub im April nach der 1:3-Pleite gegen AEK den italienischen Referee Davide Massa verbal und laut dem europäischen Fußballverband wohl auch handgreiflich attackierte, worauf die UEFA ihre Zustimmung für Elite-Schiedsrichter entzog. Um nun drei Tage später - erneut als Ligachef - sich beim örtlichen Verband EPO schriftlich über die Ansetzung des portugiesischen Elite-Schiedsrichters Artur Dias im Topspiel bei AEK zu beschweren und dessen "sofortige" Absetzung zu verlangen. Dass ausgerechnet besagter Artur Dias Olympiakos nach zwei VAR-Entscheidungen vor einer Niederlage bei AEK bewahrte, scheint jetzt nicht mehr nennenswert.

Solche Zustände drohen Freiburg nicht. Denn weder europäisch noch in der Premier League als Besitzer von Nottingham Forest ist vom Reeder in Schiedsrichter-Themen etwas zu hören.

Drei Jahrzehnte Europapokal

Doch rein sportlich sollte kein Freiburger Olympiakos unterschätzen. Spieler, Trainer, Sportliche Leitung und Umfeld setzen auf die Europa League. Das enorm erfahrene Olympiakos spielt seit drei Jahrzehnten europäisch und kann offensiv im eigenen Stadion jederzeit auftrumpfen. Die stabile Innenverteidigung um den früheren Leverkusener Panagiotis Retsos und den Argentinier Nicolas Freire lässt wenig zu. Und offensiv? Daniel Podence war absoluter Leistungsträger, bevor er im Januar 2020 für knapp 20 Millionen nach Wolverhampton wechselte und nun kurz vor Transfer- und Meldeschluss zurückkam. Spielmacher Fortounis erlebt seinen wiederholten sportlichen Frühling, Nationalspieler Masouras fühlt sich als von Trainer Martinez umgewandelter zweiter Stümer wohler als auf der gelernten Außenbahn. Und der Marokkaner Ayoub El-Kaabi verwandelt jede zweite Chance. Hinzu kommt das Publikum in der Hafenstadt. Auch wenn Martinez weiß, dass die Energie und Kraft seines Teams aktuell für maximal eine Stunde reicht. Danach könnten die laufstarken Breisgauer (116 Kilometer pro 90 Minuten im Schnitt) erneut für Aufruhr in Piräus sorgen. Wenn sie vorher im Hexenkessel bestehen.

Georgios Vavritsas

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