West

Großer Umbruch bei Rot-Weiß Oberhausen

Sparen und Verjüngen lautet das Motto

"Anders können wir finanziell nicht überleben": Großer Umbruch bei RWO

Hajo Sommers dämpft die Erwartungen an die neue Saison.

Hajo Sommers dämpft die Erwartungen an die neue Saison. IMAGO/Revierfoto

Regionalliga West

Die Frage nach den Saisonzielen gehört zum Standard und wird in Oberhausen seit mehr als einem Jahrzehnt mit der zu erwartenden Floskelhaftigkeit beantwortet. "Oben mitspielen" hieß es fast immer, im letzten Jahr war fatalerweise und völlig deplatziert (am Ende nur Siebter) vom "stärksten Kader" die Rede. Und diese Saison? Geht es eher heimlich, still und leise zu bei den Verantwortlichen von RWO.

Trainer Sebastian Gunkel, der am Montag 48 Jahre alt wurde, tat beim Trainingsauftakt in einem ersten Pressegespräch das aus seiner Sicht genau Richtige. "Ich bin als Trainer für bestimmte Aufgaben zuständig, eine Mannschaft vorzubereiten und auf den Platz zu schicken, die möglichst erfolgreich ist. Ich weiß, dass die Regionalliga West, in der ich bisher noch nicht gearbeitet habe, die stärkste aller Regionalligen ist, und ich weiß auch, dass der Traditionsverein RWO immer zu den stärksten Mannschaften im Westen gehört. Ziele formuliert der Vorstand."

Endlich Ruhe im Verein?

Im Laufe der Saison hat sich der Vorstand erweitert, und Klaus-Werner Conrad, Unternehmer aus der Kfz-Zubehör-Branche, ist - als "Vorgesetzter" von Sportleiter Dennis Lichtenwimmer-Conversano - für den Sport zuständig. Mit der Tabelle und dem Abschneiden beschäftigt Conrad sich vor der Saison allerdings nicht. Als "Hauptziel" formulierte er jetzt etwas überraschend: "Endlich soll wieder Ruhe in den Verein einkehren."

Damit spielte er auf die krisenhafte Situation im Januar/Februar an, als der Verein nach enttäuschenden Spieltagen mit Unentschieden in ungeahnter Folge (am Ende waren es 14) in rascher Folge die Trennung von Trainer Jörn Nowak und Vorstandsvorsitzendem Thorsten Binder hinzunehmen hatte. Die Umbildung des Vorstands, den jetzt wieder Hajo Sommers anführt, war die Folge, und als Trainer sprang erneut Mike Terranova ein, der am Desaster einer ziemlich ziel- und konzeptlosen Kaderplanung aber nichts mehr ändern konnte.

In Sachen Kaderplanung wurde Dennis Lichtenwimmer-Conversano vom VfB Hilden verpflichtet, der in enger Zusammenarbeit mit Conrad und teils Gunkel bislang einen Kader zusammengestellt hat, dem man vor allem eines attestieren muss: "Das ist ein großer Umbruch", formuliert es "Präsi" Hajo Sommers, "und ich weiß, dass das in Oberhausen nicht beliebt ist, aber anders können wir finanziell nicht überleben."

Genug warnende Beispiele

Auf keinen Fall will RWO den Weg des Schuldenmachens gehen, auch weil es in näherer Umgebung genug warnende Beispiele gibt: Vom Gesamtetat, der mit knapp 3 Millionen Euro angegeben ist, sind 1,1 Millionen für die Regionalliga vorgesehen. Das ist zwar in etwa das Niveau der Vorjahre, aber Vertragsauflösungen (Trainer, Spieler) reduzieren das aktuelle Potenzial. Immerhin linderten Stadion-Vermietungen an die EFL-Footballer von Rhine Fire und die A- und B-Jugend von Borussia Dortmund zur Austragung von Endspielen um die Meisterschaft die Kassen-Malaise, aber - so Sommers - "ein Pokalsieg mit den zu erwartenden über 200.000 Euro hätte uns diesmal noch besser getan als sonst."

So ist unter der Maßgabe von Sparen und Verjüngung bei den Transfers kein ganz großer Name zu finden, obwohl die eine der andere Personalie aufhorchen lässt: Diamant Berisha (23) etwa, in Norwegen geborener Kosovare, stößt von Teutonia Ottensen zu RWO, war früher im Westen bei Ratingen und Schalke tätig und will nach einem Kreuzbandriss wieder vorrücken; Gunkel: "Er ist ein echter Straßenfußballer mit allem, was dazugehört."

Persönlich näher bekannt ist dem vom KSV Holstein gekommenen neuen Trainer nur der offensive Mittelfeldmann Eric Gueye (24): "Ich hatte ihn mal bei Holstein, aber in den letzten zwei, drei Jahren hat er für Drochtersen und Eintracht Norderstedt gespielt." Auf Tore sollen sie beide aus sein, ihr Haupteinsatzgebiet ist offenbar die linke Seite. Allerdings: Da agiert am liebsten auch Moritz Stoppelkamp, über dessen Verbleib man in Oberhausen so froh ist. Der Trainer hat eine Menge Arbeit, aber er freut sich drauf.

Gustav Wentz

Die Stadien der Regionalliga West