Bundesliga

1. FC Köln: Jacob Christensen meistert den Kaltstart

Kölns Sechser gegen den FC Bayern erstmals in der Startelf

Alles andere als ein Rookie: Christensen meistert den Kaltstart

Engagiert, aber nicht fehlerlos: Jacob Christensen (re.) hatte bei seinem ersten Startelfeinsatz in der Bundesliga gleich viel zu tun - wie hier im Duell mit Jamal Musiala.

Engagiert, aber nicht fehlerlos: Jacob Christensen (re.) hatte bei seinem ersten Startelfeinsatz in der Bundesliga gleich viel zu tun - wie hier im Duell mit Jamal Musiala. picture alliance / Eibner-Pressefoto

Wer unter erschwerten Bedingungen in der Bundesliga debütieren muss, geht oft unter. Es gibt so manches Beispiel dafür. Ein legendäres ist etwa das des Brasilianers Marcos Antonio, der für den 1. FC Nürnberg einst gegen den VfB Stuttgart (0:2) ein Spiel absolvierte, ein Gegentor verschuldete, fast noch ein weiteres nachlegte, nach 16 Minuten (!) vom Platz geholt wurde und fortan nie wieder in der Bundesliga gesehen wurde.

Die Bundesliga kann gnadenlos sein, und den äußeren Umständen nach hätte ein ähnliches Schicksal auch Jacob Christensen drohen können. Der 22 Jahre alte Däne rutschte beim 0:2 des stark abstiegsbedrohten 1. FC Köln ausgerechnet gegen den vermeintlich übermächtigen FC Bayern erstmals in die Startelf der Geißböcke, weil die erfahreneren Eric Martel (Gelb-Sperre) und Denis Huseinbasic (muskuläre Probleme) ausgefallen waren. Nach fünf Minuten handelte sich Christensen dann bereits eine Verwarnung ein, weil er Harry Kane in die Hacken trat - und lieferte anschließend eine Leistung ab, mit der er zumindest nicht negativ auffiel.

Ein Missverständnis beim Startelfdebüt

"Ein sehr guter Startschuss", wie Kölns Trainer Timo Schultz die Leistung seines Mittelfeldspielers beschrieb, war das allerdings nicht: Christensen hatte nämlich beim 0:2 der Bayern in der dritten Minute der Nachspielzeit dann doch noch seine Finger im Spiel (kicker-Note 4). Sein Missverständnis mit Luca Waldschmidt fiel aber in die Kategorie "Kann passieren". Vor allem angesichts von Christensens mangelnder Spielpraxis: Nur fünfmal wurde er zuvor eingewechselt.

"Jacob hat genau das gezeigt, was wir von ihm erwartet haben", urteilte Schultz und dürfte gemeint haben, dass Christensens Vorstellung angesichts der Umstände tatsächlich ganz okay war. Allerdings ist der Däne ja auch kein komplett unerfahrener Rookie: Bereits mit 17 Jahren lief er erstmals für den FC Nordsjaelland in der ersten dänischen Liga auf, stand dann 158-mal für den Klub auf dem Rasen - darunter auch fünfmal in der Qualifikation zur Europa League.

Starker Zweikämpfer neben Ljubicic

"Er hatte trotz seines Alters schon viele Einsätze in Nordsjaelland und war dort ein prägender Spieler", weiß Schultz. Umso erstaunlicher mutet es teilweise an, dass Christensen in Köln noch so eine untergeordnete Rolle spielt. Allerdings hatte den Blondschopf am Saisonbeginn eine Verletzung lange außer Gefecht gesetzt. "Sehr ballsicher" sei er bei seinem ersten Einsatz von Beginn an gewesen, fand Schultz nun und fügte hinzu: "Er ist mit jeder Minute mehr ins Spiel reingekommen, hat immer wieder die Bälle gefordert, sich aus dem Druck gelöst und die Seite verlagert."

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Vor allem aber zeigte Christensen auch kämpferische Qualitäten, war nach Innenverteidiger Timo Hübers mit 66,7 Prozent gewonnenen Duellen der zweitstärkste Zweikämpfer der Rheinländer. Im Zusammenspiel mit Nebenmann Dejan Ljubicic erledigte Christensen aber eher die defensiven Aufgaben der Doppelsechs. Was kein Makel sein muss - besonders, wenn der Gegner FC Bayern München heißt und zumindest einige Zeit lang doch ganz gut in Schach gehalten werden konnte.

Christensens Zeit in Köln könnte erst im Sommer richtig beginnen

Ob "Jaxe", wie ihn Trainer und Mitspieler rufen, nun öfter auf dem Bundesliga-Rasen stehen wird? An Ljubicic, der erneut einen zarten Formaufschwung andeutete, dürfte es kein Vorbeikommen geben. Martel ist als defensive Variante der Doppelsechs nicht unumstritten, aber klar im Vorteil. Huseinbasic wird aufgrund seiner Umtriebigkeit in der Offensive geschätzt.

Die kommenden Kölner Aufgaben

Im vergangenen Jahr hatte ihn der Klub gegen Zahlung einer Ausbildungsentschädigung im sechsstelligen Bereich aus Nordsaelland geholt. Gut möglich, dass Christensens Zeit in Köln aber erst im Sommer so richtig beginnt. Ljubicic und Martel sind heiße Verkaufskandidaten, egal, ob der FC die Klasse hält oder nicht. Dann könnte Christensen in eine wichtigere Rolle schlüpfen. Klar ist immerhin: Verbrannt ist er trotz der widrigen Umstände nicht.

Marcos Antonio verließ Nürnberg - auch wegen einer langwierigen Verletzung - übrigens in Richtung Fernost. Mit dem Johor Darul Ta'zim FC gewann er ab 2014 fünfmal in Folge die Meisterschaft in Malaysia.

Jim Decker

MUNICH, GERMANY - APRIL 13: Head coach Timo Schultz of 1. FC Koeln gives his team instructions the Bundesliga match between FC Bayern München and 1. FC Köln at Allianz Arena on April 13, 2024 in Munich, Germany. (Photo by Kevin Voigt/Getty Images)

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