Bundesliga

Alidou: "Ich habe mir zu viel Druck gemacht"

Frankfurt: Ein doppelter Neuanfang für U-21-Nationalspieler

Alidou: "Ich habe mir zu viel Druck gemacht"

Will sich bei der Eintracht in der Bundesliga durchsetzen: Neuzugang Faride Alidou.

Will sich bei der Eintracht in der Bundesliga durchsetzen: Neuzugang Faride Alidou. IMAGO/Jan Huebner

So schnell Alidou im vergangenen Herbst die Herzen HSV-Fans eroberte, so rasch sank er kurz darauf in der Gunst vieler Anhänger. Gut vier Wochen nach seiner Gala beim 4:1 gegen Jahn Regensburg (ein Tor, ein Assist) am 20. November 2021, als ihn der Volkspark mit Sprechchören lautstark feierte, hatte sich die Eintracht bereits die Dienste des 20-Jährigen gesichert. Der Shootingstar hatte das Interesse mehrerer Bundesligisten geweckt, Alidou entschied sich für den späteren Europa-League-Sieger. "Sie haben sich richtig reingehängt, mir ein sehr gutes Gefühl gegeben und gezeigt, wie sie mit mir planen", begründete der Tempodribbler bei seiner offiziellen Vorstellung am Mittwoch seinen Entschluss.

Anfeindungen nach Wechselentscheidung

Nach zehn Jahren beim HSV ist der Schritt nach Frankfurt gleich in doppelter Hinsicht ein Neuanfang: Einerseits spielt Alidou nun erstmals außerhalb der gewohnten Umgebung seiner Heimatstadt Hamburg, nach meist nur noch schwachen Auftritten in der Rückrunde muss er aber auch zeigen, dass die starken Leistungen zuvor keine Ausnahme waren. In der heißen Saisonendphase kam er nur noch als Einwechselspieler zum Zug, in den Relegationsspielen gegen Hertha BSC nicht mal mehr das. "Ich habe mir viel zu viel Druck gemacht. Als junger Spieler ist es manchmal ein bisschen schwer, damit klarzukommen", rekapituliert der Offensivspieler.

Zu schaffen machten ihm auch die negativen Reaktionen der HSV-Fans, als sein Abschied durchsickerte. Die Kommentare und Privatnachrichten in den sozialen Netzwerken gingen nicht spurlos an ihm vorbei. "Auch im Stadion wirst du mal dumm angemacht", erzählt der deutsche U-21-Nationalspieler, "aber ich wusste ja, dass das dazu gehört und bin nicht richtig darauf eingegangen." Nach ein paar Wochen habe er die Anfeindungen verdrängt, "dann ging es wieder in die richtige Richtung". Vielleicht hilft es ihm, dass die Erwartungshaltung in Frankfurt erst mal nicht ganz so hoch ist. Im Fokus stehen insbesondere prominente Neuzugänge wie Mario Götze, Lucas Alario oder Randal Kolo Muani.

"Bin hergekommen, um mich durchzusetzen"

Mit seinen Fähigkeiten erfüllt Alidou zweifellos das gesuchte Profil. "Ich weiß, dass ich eine gute Technik habe, sehr schnell und dynamisch bin. Außerdem gehört es zu meinem Spielstil, dass ich auf dem Platz ein bisschen frech bin. Das möchte ich beibehalten", erklärt der Youngster. Sportvorstand Krösche erläuterte anlässlich der Vertragsunterschrift: "Mit Faride gewinnen wir einen Spielertypen, der seine Stärken auf beiden Außenbahnen und auch hinter der Spitze zur Geltung bringen kann. Wir sind davon überzeugt, dass er uns mit seiner Schnelligkeit und Dribbelstärke noch variabler und unberechenbarer machen wird. Faride hat seit seinem Schritt zu den Profis bewiesen, dass er sich in einer höheren Liga schnell zurechtfindet. Nichtsdestotrotz wird er bei uns die nötige Zeit erhalten, um sich in der Bundesliga akklimatisieren."

Ob der Wechsel in die Bundesliga zu früh erfolgt, werden erst die kommenden Wochen und Monate zeigen. Eine seriöse Prognose fällt aktuell schwer, klar ist allein: Spielpraxis ist in diesem Alter unerlässlich. "Ich bin hergekommen, um mich durchzusetzen", betont Alidou, "wenn ich das mache, was der Trainer möchte, und alles fürs Team gebe, bekomme ich bestimmt meine Spielzeiten und kann mich beweisen." Verbesserungspotenzial sieht er vor allem beim Torabschluss und Kopfballspiel, auch die richtigen Laufwege muss er erst noch lernen. Die Konkurrenz ist gerade im Offensivbereich groß, als Joker darf sich der Linksaußen aber durchaus realistische Chancen auf Einsätze ausrechnen. Sollte Filip Kostic die Eintracht doch noch verlassen, könnte sich das zusätzlich positiv auf seine Einsatzzeiten auswirken. Vielleicht geht Alidous Stern bald sogar in der Königsklasse auf - es wäre nicht das erste Mal, dass er positiv überrascht.

Julian Franzke

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