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EM 2024: Absprachen möglich: Warum eine Partie unter Beobachtung steht

Besondere Konstellation in der Gruppe E

Absprache möglich: Warum eine EM-Partie unter Sonderbeobachtung steht

Brisante Konstellation: Stanislav Lobotka kommt ohne Taschenrechner aus, rechts jubelnde Schweden bei der EM 2004.

Brisante Konstellation: Stanislav Lobotka kommt ohne Taschenrechner aus, rechts jubelnde Schweden bei der EM 2004.

Es wäre schon eine tragische Geschichte für die Ukraine. Sollten am Mittwoch die beiden abschließenden Duelle der Gruppe E unentschieden ausgehen, würde das Team von Serhiy Rebrov die Koffer packen müssen - mit vier Zählern im Gepäck. Denn dann wäre die Ukraine Tabellenletzter. Kurios dabei: Bereits jetzt steht fest, dass jeder Gruppendritte mit vier Punkten weiterkommen wird.

Vorschau

Der Mannschaft sei das "natürlich klar", sagte Mittelfeldspieler Heorhiy Sudakov vor der Partie gegen das favorisierte Belgien. "Keiner in der Mannschaft redet von einem Unentschieden. Jeder bereitet sich darauf vor, auf Sieg zu spielen." Sein Teamkollege Maksym Talovierov ergänzte: "Ich glaube, dass eine Mannschaft, die auf ein Unentschieden spielt, bereits zu 95 Prozent das Spiel verloren hat. Deshalb spielt jede Nationalmannschaft, auch die Ukraine, auf Sieg."

Doch dass dem eben nicht so ist, ist nun genau die Befürchtung.

Möglich macht's die Konstellation in der Gruppe. Denn egal, was im Spiel der Ukrainer gegen Belgien passiert: Mit einem Remis im Parallelspiel wäre sowohl Rumänien als auch die Slowakei weiter.

Der kicker-Tabellenrechner

Klar, dass gerade in Deutschland die Erinnerungen an die "Schande von Gijon" wach werden. Bei der WM 1982 schummelten sich das DFB-Team und Gegner Österreich durch einen Nichtangriffspakt auf dem Platz eine Runde weiter. Deutschland war zuvor 1:0 in Führung gegangen, das reichte beiden Teams. In die Röhre schaute Algerien, das schon zuvor angetreten war. Auch wegen solcher Konstellationen werden inzwischen entscheidende Gruppenspiele parallel ausgetragen.

Spätstarter sind im Vorteil

Dies ist zwar auch bei der EM 2024 wieder der Fall, allerdings rettet das diesmal auch nicht vor möglichen Absprachen. Das liegt daran, dass die vier besten Gruppendritten seit dem auf 24 Mannschaften erweiterten EM-Turnier 2016 weiterkommen und die Gruppe E und F als letztes ins Rennen geht. Früher in den 3. Spieltag gestartete Teams wie Kroatien oder Ungarn fehlte die Information, welches Abschneiden fürs Weiterkommen gereicht hätte.

Wir haben noch nicht die Taschenrechner gezückt.

Slowakeis Stanislav Lobotka

In den Lagern der beiden Teams will man von möglichen Absprachen nichts hören. "Wir haben noch nicht die Taschenrechner gezückt, obwohl das in der Slowakei so üblich ist", sagte der slowakische Routinier Stanislav Lobotka. Auch Rumänien nahm vor der vom deutschen Referee Daniel Siebert geleiteten Partie Abstand von Spekulationen. "Leute, meine Botschaft ist klar", so Trainer Edi Iordanescu an seine Spieler. "Wir spielen um den ersten Platz, wir spielen um den Gruppensieg! So wie wir zuvor in jeder Sekunde alles gegeben haben, werden wir jetzt und immer in jeder Sekunde alles geben!" Sollte die Partie wirklich mit einem Remis enden wäre man zwar "glücklich", räumte der Coach ein. "Aber damit es so endet, müssen wir bereit sein, dieses Spiel gewinnen zu wollen."

EM 2004: Prekäres 2:2 und Buffons "Weltskandal"

Ein Schuss, ein Tor - und jede Menge Diskussionen: Mattias Jonson mit dem 2:2 gegen Dänemark. picture-alliance / dpa/dpaweb

Einen Präzedenzfall hat auch die EM schon erlebt - trotz nur 16 Mannschaften beim Turnier 2004, in dem keine besten Dritten weiterkamen. Vor dem letzten Gruppenspiel stand damals fest, dass Dänemark und Schweden bei einem Endergebnis von 2:2 weiterkommen würden. Die Partie endete - 2:2.

Italien verlor seinerzeit den Dreiervergleich trotz eines 2:1-Erfolgs gegen Bulgarien, Gianluigi Buffon sprach damals von einem "Weltskandal". Doch wer Zeuge dieses offenen Schlagabtauschs wurde, kann Schiebung unweigerlich ausschließen, in der rassigen Partie traf Mattias Jonson zudem erst in der 89. Minute zum Ausgleich. Italiens Trainer Giovanni Trapattoni behielt kühlen Kopf: "Wir hegen keinen Verdacht gegen die Skandinavier und gehen erhobenen Hauptes", gab er sich sportlich.

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