Bundesliga

Höfler über Bayer: "... dann hast du keine Chance"

Interview mit Freiburgs Sechser

Höfler über Bayer: "... dann hast du keine Chance"

Freiburgs Mittelfeldstratege: Nicolas Höfler.

Freiburgs Mittelfeldstratege: Nicolas Höfler. IMAGO/eu-images

Aus Backa Topola berichtet Carsten Schröter-Lorenz

Was war der Schlüssel, dass Ihre Mannschaft einen 0:1-Pausenrückstand bei Backa Topola durch eine viel bessere zweite Hälfte noch in einen 3:1-Sieg verwandeln konnte, Herr Höfler?

Wir haben nicht alles falsch gemacht in der ersten Halbzeit, aber es haben Kleinigkeiten nicht gestimmt, gerade mit dem Ball. Die haben wir in der Pause angesprochen und dann auch geändert. Das hat sehr gut gegriffen und war ausschlaggebend, dass wir mehr Druck aufbauen konnten. Die Wahrheit ist, dass wir trotzdem zwei Tore aus Standards gemacht haben. Die waren wichtig, schön wäre es, wenn wir uns noch mehr Chancen aus dem Spiel heraus erspielen. Unterm Strich war es aber spielerisch wieder ein kleiner Schritt nach vorne.

Was waren diese Kleinigkeiten?

Es ging vor allem um das Positionsspiel der offensiven Außen und der Schienenspieler dahinter. Die Anpassungen haben dann auch dazu geführt, dass Maximilian Eggestein im Spielaufbau öfter auf der Seite anspielbar war. Der Gegner musste dann mehr laufen und hat weniger Zugriff bekommen.

Auch die leichten Ballverluste wurden weniger, die Absicherung gegen lange Bälle hinter die eigene Kette war besser.

Genau, wir hatten nicht die richtigen Abstände in der ersten Hälfte, dadurch auch Ballverluste und waren deshalb anfällig für Konter.

Wie haben Sie den in Deutschland weitgehend unbekannten Gegner aus dem nordserbischen 15.000-Einwohnerstädtchen Backa Topola auf dem Rasen wahrgenommen?

Sie haben schon auch Qualität mit Ball, vor allem aber richtige Dynamik gegen den Ball, sind immer wieder hart angelaufen und lange nicht müde geworden. Aus Drucksituationen sind sie oft ganz gut rausgekommen. Das wird zu Hause auch noch mal eine schwierige Aufgabe, die wir natürlich mit einem weiteren Sieg lösen wollen, um einen großen Schritt zu machen.

Sie hatten einen sehr ungünstigen Saisonstart, weil sie in der Liga viermal wegen Rotsperren fehlten. Wie groß ist die Freude darüber, dass Sie nun wieder zweimal in Serie in der Startelf standen, gute Leistungen zeigten, sich das Team phasenweise auch spielerisch gesteigert und nach dem 2:1 gegen Bochum wieder gewonnen hat?

Zuschauen ist immer kacke. Gerade nach so einer schnellen zweiten Roten Karte ist das Gefühl sehr blöd gewesen. Ich habe das Beste daraus gemacht, mich fit gehalten und geschaut, dass ich in der bestmöglichen Form zurückkomme. Das läuft bisher ganz gut, so kann es für uns und auch mich gerne weitergehen.

Sie sind seit vielen Jahren Stammkraft beim SC. Haben Sie sich über den Mut des Trainerteams gefreut, zweimal in Serie in Person von Noah Weißhaupt und Ritsu Doan zwei Offensivkräfte als Schienenspieler aufzustellen?

Das ist immer Chance und Risiko. Der Trainer war mutig, wir waren auch in den vergangenen Jahren schon immer wieder mal mutig, nicht über einen längeren Zeitraum, aber für einzelne Spiele. Das hat sich meistens gelohnt. Es ist ein richtig erfrischendes Element. Gerade nach vorne, wenn wir es gut machen mit den richtigen Abständen, können wir den Gegner noch ein bisschen hinten reindrücken und selber viel den Ball haben. Es fühlt sich gerade gut an.

Spiele des SC Freiburg

Was sagen Sie zu Vincenzo Grifo, dem ein lupenreiner Hattrick gelungen ist?

Drei Tore in der Europa League sind überragend. Das ist super und für uns extrem wichtig. Hätte er die Tore nicht gemacht, hätten wir verloren (schmunzelt). Wir wissen um seine Standardstärke und dass er vom Punkt eiskalt ist. Vince brauchen wir immer wieder, dass er uns im Spiel hält oder zum Sieg schießt. Wir sind froh, dass wir ihn haben und ich hoffe, es läuft weiter so gut bei ihm.

Jetzt muss der SC am Sonntagabend bei Tabellenführer Leverkusen antreten, die bisher beeindruckend dominant aufspielen. Wünschen Sie sich bei den Schienenspielern ein weiteres Mal den Mut zur Offensive oder sollte man gerade gegen Frimpong und Grimaldo auf das vermeintlich defensiv stabilste Personal setzen?

Es hat beides seine Berechtigung. Der Trainer wird sich seine Gedanken machen und auch auf die Frische schauen, weil wir viel arbeiten müssen dort. Klar ist auch, dass wir nicht 90 Minuten lang mauern können. Wir müssen selbst Akzente mit Ball setzen, auch um Kraft zu tanken. 90 Minuten gegen Leverkusen hinterherzulaufen - dann hast du keine Chance, dann reißen sie dir den Arsch auf.

Eine ohnehin schwierige Aufgabe wird durch die Ausfälle von Roland Sallai und Maximilian Philipp, die beide in Backa Topola ausgewechselt werden mussten, zusätzlich erschwert.

Ja, das ist sehr bitter. Wir haben oft darüber geredet, der Kader ist nicht übertrieben groß. Bisher war es irgendwie okay, weil wir bis auf Christian Günter Ausfall (Infektion nach Unterarmfraktur, d. Red.) kurzfristig keine schwerwiegenden Verletzungen hatten. Wir müssen es irgendwie auffangen und schauen, dass wir gut durchkommen bis zum Winter.