Bundesliga

Union mit Zehn-Millionen-Minus und Rekordzahlen

Zingler will 100 Millionen Euro investieren

Union mit Zehn-Millionen-Minus und Rekordzahlen

Union Berlin schreibt rote Zahlen.

Union Berlin schreibt rote Zahlen. imago images/Camera 4

Nach einem vor allem pandemiebedingten Minus von fast 7,5 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2019/2020 vermeldet Union für die Saison 2020/2021 einen noch höheren Jahresfehlbetrag. Der eingetragene Verein (e.V.) schloss die zweite Spielzeit in der Bundesliga mit einem Minus von 10,375 Millionen Euro ab. Das gaben die Eisernen im Rahmen der digitalen Mitgliederversammlung bekannt, an der am Donnerstagabend laut Klubangaben 1406 Mitglieder teilnahmen. Einnahmen von 71,255 Millionen Euro standen demnach Ausgaben von 81,630 Millionen Euro gegenüber.

Daher wuchsen im vergangenen Geschäftsjahr auch das negative Eigenkapital (von minus 17,038 auf minus 29,089 Millionen Euro) und die Verbindlichkeiten (von 63,394 auf 72,027 Millionen Euro) des Konzerns weiter an, zu dem neben dem e.V. die Stadionbetriebs-AG, die Verwaltungs-GmbH und die Veranstaltungs-GmbH gehören. Zingler erklärte die Verluste mit geringeren Einnahmen (etwa 6,5 Millionen Euro weniger als geplant) und höheren Ausgaben (rund 3,8 Millionen Euro mehr als geplant). Die zusätzlichen Kosten seien auch Folge der sportlich sehr erfolgreichen Saison 2020/2021, in der Union als Tabellensiebter die Teilnahme an der Europa Conference League erreicht hatte.

Vermögen durch Kredite

"Wir haben eine Menge Prämien bezahlt. Wir haben so viel bezahlt für die Lizenzspielerabteilung wie noch nie. Die abgelaufene Saison hat uns Geld gekostet, weil wir sehr erfolgreich waren. Kapitalisieren kann ich diesen Erfolg erst in dieser Saison. Und das machen wir", sagte Zingler, der trotz der Verluste von der "sportlich und wirtschaftlich erfolgreichsten Phase der Vereinsgeschichte" sprach und zur Finanzlage des Tabellensechsten der Bundesliga erklärte: "Wir haben in Rechte investiert, in Immobilien investiert, in den Klub, in den Kader. Unser reales Vermögen übersteigt unsere realen Verbindlichkeiten bei Weitem."

Der Klubchef bezifferte "das tatsächliche Vermögen der Union-Gruppe" auf "über 250 Millionen Euro" und erklärte: "Wir schaffen durch die Aufnahme von Krediten Vermögen. Wir sind bereit, Verbindlichkeiten zu tragen. Damit haben wir null Probleme. Ich weiß, dass neumodern von Nachhaltigkeit und Schuldenfreiheit erzählt wird. Das sind alles Themen, mit denen befassen wir uns nicht. Wir befassen uns nur mit einem Thema, und das heißt sportlicher Erfolg. Und wir befassen uns damit, dass unsere Vermögenswerte immer bitte deutlich höher als unsere Schulden sind. Das ist bei uns so."

Investition nicht nur in den Profikader

Anders als mancher Rivale ging Union - erst im dritten Jahr in der Bundesliga - trotz der Corona-Krise in den vergangenen Transferperioden recht offensiv bei der Verpflichtung von neuen Spielern vor, zeigte sich handlungsfähig. Die Pandemie überstehe der Klub "ganz gut, weil wir im Besitz der Rechte sind, weil wir hohe stille Reserven haben, weil wir vor der Corona-Krise eine ausreichende Liquidität hatten. Wir mussten also während der Corona-Krise nicht noch irgendwie Liquidität besorgen, sondern wir haben mit der Liquidität gelebt, die wir vor der Corona-Krise hatten", erklärte Zingler.

Das Credo des FCU-Präsidenten lautet seit Jahren, dass jeder Euro in den sportlichen Erfolg und die Weiterentwicklung des Klubs investiert werde, weil das die Basis für anhaltende Stabilität sei. Für seine Amtsperiode, die noch bis 2025 läuft, kündigte der Unternehmer dann auch weitere Ausgaben und ein Investitionsprogramm von "weit über 100 Millionen Euro" an. "Wir werden ins NLZ investieren, in die Stadionerweiterung, in das neue Trainingszentrum, in Organisation und Digitalisierung. Und natürlich werden wir auch in den Profikader investieren", so der 57-Jährige.

Geisterspiele kontra Jahresplanung

Der Neubau des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ) läuft bereits. Die Erweiterung der Alten Försterei von 22.012 auf etwa 37.000 Zuschauer, die auch einen Umbau des hinter der Arena befindlichen Trainingszentrums bedingt, ist noch in Planung. Hier will Union 2022 Baurecht haben. Der Wachstumskurs soll auch bei den Ein- und Ausgaben weitergehen. "Wir werden dieses Jahr das erste Mal 100 Millionen Euro Umsatz im Konzern machen. Das ist eine Schwelle, die eine gewisse Symbolik hat", kündigte Zingler für das laufende Geschäftsjahr an und ergänzte: "Wir werden die höchsten Werbeeinnahmen in der Geschichte unseres Klubs haben mit 23,5 Millionen Euro. Wir geben für die Lizenzspielerabteilung eine neue Rekordzahl von rund 47 Millionen Euro aus."

Zum Stichtag 30. Juni 2022 plant Union mit einem kleinen Jahresüberschuss von 230.000 Euro - "immer unter der Voraussetzung, dass Geimpfte, wenn auch in geringem Maß, ins Stadion dürfen. Wenn zu Beginn der Rückrunde Geisterspiele kommen würden, ist diese Planung nicht zu halten", sagte Zingler, der im Vorfeld der digitalen Mitgliederversammlung scharfe Kritik am Corona-Kurs der Politik geäußert hatte.

Jan Reinold

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