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Das steht im ECA-Zuschauer-Konzept

Agnelli: "Der nächste Schritt"

Das steht im ECA-Zuschauer-Konzept

Klare Sitzordnung.

Klare Sitzordnung. European Club Association

Mit beinahe schon huldigenden Worten wendet sich Andrea Agnelli, der mächtige Boss der ECA und des italienischen Branchenprimus Juventus Turin, an die Mitglieder: "Die Rückkehr auf das Spielfeld war der erste Schritt zur Bewältigung der beispiellosen Herausforderung von COVID-19. Es war eine Hürde, die von Interessenvertretern unserer Branche in ganz Europa akribisch und ethisch einwandfrei gemeistert wurde. Der nächste Schritt, der bereits von mehreren Ligen auf dem ganzen Kontinent unternommen wurde, ist die Rückkehr von Fans während der Saison 2020/21."

Das Konzept ist aufgeteilt in einen Teil mit generellen Grundregeln und in der Folge mit sehr konkreten Ideen und Ablaufplänen für die Aspekte Vorbereitung, Fanankunft, Zuschauereinlass, Match/Halbzeit/Nach-Match, Zuschauerauslass. Die Maßnahmen, so empfiehlt die ECA, sollen sowohl mit der nationalen Liga als auch dem Verband sowie den Behörden abgestimmt werden. Eine prozentuale Richtlinie mit Blick auf die Zuschauerkapazitäten legt die ECA bewusst nicht fest ("Die Einzelheiten hängen von der örtlichen Situation ab wie Infrastruktur, Anzahl der Ein- und Ausgänge, Anzahl der Sektoren, usw."), Gästefans spielen zunächst keine Rolle mit dem Verweis auf fehlende Vertrautheit mit lokalen Gesundheitsbestimmungen, Spannungen zwischen Fangruppen und leichterer Kontrollierbarkeit von Heimfans. Allerdings schreibt die ECA auch: "Die ECA versteht die Bedeutung von Heim- und Auswärts-Support für den Fußballwettbewerb und die Fußballkultur und würde sich im Rahmen der Sicherheitsrichtlinien darum bemühen, Auswärtsfans zu erlauben, sobald es sicher und vernünftig ist, dies zu tun."

Ticketkäufer sollen sich registrieren

Neben üblichen Hygienestandards sollen sich Ticketkäufer registrieren, die Daten aber spätestens einen Monat nach dem Spiel gelöscht werden. Ein Kauf soll mit einer Meldepflicht positiver Corona-Tests 14 Tage vor und nach der Partie verbunden sein. Die Macher sprechen sich gegen Stehplätze aus, wollen diese aber nicht per se verbieten. Je nach Arena können sie erlaubt sein, Fans dürfen jedoch nur in einem gesondert markierten, einen Quadratmeter großen Bereich stehen. Gegebenenfalls Demontage von Sitzen, Luftzirkulationsmaßnahmen oder Dachöffnung bei geschlossenen Arenen, eine Schließung des Stadions 24 Stunden vor dem Spiel, Einbahnstraßen-Laufsysteme, Sektoren- und Zonenaufteilung in der Arena und auf den Parkplätzen - das Konzept ist sehr detailliert, was natürlich die Frage aufwirft, wie viele Klubs einen derartigen Aufwand wirklich betreiben können. Ohnehin scheint es in Deutschland zunächst auf ein generelles Zuschauerverbot bis Jahresende hinauszulaufen, das nur wenige Ausnahmen im Falle niedriger Infektionszahlen vorsieht.

Die Laufwege.

Die Laufwege. European Club Association

Ins Auge sticht die Praxisorientierung mit - ähnlich wie im DFL/DFB-Leitfaden Sektorentrennung und zeitversetzten Ein- und Auslassfenstern. Um dies umzusetzen, sollen die Klubs "Anreize für die Fans schaffen, den Zeitplan zu respektieren", etwa "Wettbewerbe, Incentives oder andere Unterhaltungsangebote". Die Vereine sollen die Fans zur Anreise per Auto oder zu Fuß auffordern.

Die Vorgaben für die Essensstände.

Die Vorgaben für die Essensstände. European Club Association

Essensstände und Fanshops sollen zunächst geschlossen bleiben, jedoch nicht allgemein verboten werden. Denkbar sind auch digitale Vorbestellungen und Auslieferungen an die Plätze durch Stewards, bezahlen sollen die Zuschauer kontaktlos. Eine weitere Empfehlung: kein Alkoholausschank.

An den Einlässen ist Fiebermessen vorgesehen

Auch mit medizinischen Maßnahmen befasst sich die ECA und sieht die Einrichtung eines isolierten Gesundheitsbereichs vor für Personen mit COVID-19-Symptomen, dazu kommt entsprechendes medizinisches Personal. Zudem heißt es: "Der Sicherheitsplan kann auch Überwachungs- und Kontrollmaßnahmen umfassen, um die Einhaltung der Verhaltensregeln zu gewährleisten (z.B. Sitzordnung, soziale Distanzierung, Maskenpflicht usw.) und um Fans zu identifizieren, die während des Spiels Symptome zeigen." An den Einlässen ist Fiebermessen vorgesehen, ob per Wärmekamera oder Stirnthermometer bleibt offen. Wer über 36,5 Grad Celsius aufweist, wird in eine der Gesundheitszonen eskortiert. Wegen des verwehrten Einlasses müssen "Richtlinien zur Rückerstattung von Tickets möglicherweise entsprechend angepasst werden". Je nach lokalen Vorschriften sollen auch während der 90 Minuten Masken getragen werden, im Stadion und der Peripherie sollen Gruppenansammlungen von maximal fünf Personen erlaubt sein.

Benni Hofmann