Bundesliga

Kölns Lemperle: "Ich muss noch was draufpacken"

Geißbock-Youngsters und das große Ziel Bundesliga-Fußballer

Kölns Lemperle: "Ich muss noch was draufpacken"

Will noch am Durchsetzungsvermögen arbeiten: Tim Lemperle.

Will noch am Durchsetzungsvermögen arbeiten: Tim Lemperle. imago images

Lemperle debütierte damals und gesteht: "Ich war so glücklich, auch bei diesem Spielstand. Und durfte es mir nicht anmerken lassen." Was ihm nicht schwer fiel: Der 18-jährige Frankfurter ist der ruhigste der vier Geißbock-Teenager, dafür derjenige, dem Fachleute die größte Perspektive in Sachen Profifußball attestieren.

Für einen offensiven Flügelspieler ist er eigentlich zu groß mit seinen 1, 87 Meter. Doch Lemperle zeigt sich katzengewandt, hat ein gutes Timing für den tiefen Laufweg, er liebt das direkte Duell, dribbelt gut, gerne und riskant und verfügt über ein gesundes Körpergefühl. Für den Beobachter ist es ein Hochgenuss, wenn er einen hohen Ball mit dem linken Fuß aus der Luft holt, sofort in die Offensivaktion wechselt und mit rechts abschließt. Elegant und kraftvoll sieht das aus, nicht nach einem 18-Jährigen, der körperlich deutlich Defizite aufweist und noch zulegen muss: "Wir werden hier ganz gut vom Athletiktrainer gepeitscht. Ich muss noch etwas draufpacken, um nicht mehr so leicht abgefertigt zu werden von den Verteidigern."

Als Lemperle seinen ersten Profivertrag (bis 2023) unterzeichnete, kommentierte Trainer Markus Gisdol: "Tim hat großes Entwicklungspotenzial, das sieht man in jedem Training. Er ist schnell, gut im Eins-gegen-Eins und hat ein sehr gutes Dribbling. Wir sind überzeugt davon, dass er sich im Profi-Bereich etablieren wird."

Corona-Infektion kostete eineinhalb Wochen

Die Vorbereitung auf die kommende Saison, die er nutzen will, um näher an den Profikader zu rücken, begann für ihn verspätet. Eineinhalb Wochen kostete ihn das Corona-Virus, die komplette Zeit verbrachte er isoliert in seinem Internatszimmer, das Essen wurde vor die Tür gestellt. Die Erkrankung verlief bei ihm nicht ohne Symptome. Lemperles Krankenbericht: "Mir ging es drei Tage richtig schlecht mit Kopfschmerzen, Halsschmerzen und totaler Müdigkeit." Der junge Körper erholte sich schnell, in Donaueschingen absolvierte er das komplette Programm. Was nimmt er mit aus dieser Zeit? "Ich mache mir mehr Gedanken über das Training. Aber wenn mal etwas schiefgeht, versuche ich, nach vorn zu gucken und aus einer schlechten Aktion zu lernen."

Voloder im Konkurrenzkampf mit Cestic

Ein Jahr älter als Lemperle ist Robert Voloder, der 19-Jährige zog unlängst aus dem Internat des FC direkt am Müngersdorfer Stadion aus und nahm sich eine eigene Wohnung. Die ersten Schritte in die vollständige Selbstständigkeit fallen mitunter schwer: "Im Internat muss man zwar auch selbstständig sein, aber da findet man immer jemanden, den man nerven kann", sagt er. In einem Mehr-Parteien-Haus gestaltet sich dies nicht ganz so einfach.

Umso mehr genießt der Innenverteidiger die Gespräche in der Kabine und die Trainingseinheiten und wie der Kollege Sava Cestic hofft auch er darauf, dass die sportliche Leitung die Suche nach einem Innenverteidiger still und leise einstellen wird. Hinter Jorge Meré, Sebastiaan Bornauw und Rafael Czichos möchte einer der beiden Nachwuchsspieler den vierten Innenverteidiger-Platz erobern.

Was bringt Voloder mit für den Zweikampf gegen den Kumpel? Schnell und athletisch wirkt er in den verschiedenen Spielformen, die verlangten Pässe aus der Tiefe kommen wie beim Kollegen gut getimed, mit guter Schärfe und nur selten an die falsche Adresse. Die fehlende Körpergröße kompensiert er durch gutes Stellungsspiel und ein ausgeprägtes Antizipationsvermögen. Allerdings ist ihm schon aufgefallen, dass er auch da Fortschritte machen muss, alles geschieht schneller, schärfer, hektischer.

Trotzdem: Bundesliga-Fußballer, und daraus macht Voloder keinen Hehl, will er werden: "Ich bin kurz davor, mache mein Ding und versuche, weiter an mir zu arbeiten." Wie es aktuell läuft, läuft es gut für Voloder, die Entwicklung ist erkennbar, Rückschläge sind einkalkuliert: "Ab und zu kriege ich mal einen drauf, aber auch eine Menge gutes Feedback." Die Mischung stimmt. Nun kommt es auf die Weiterentwicklung an.

Frank Lußem