Bundesliga

Gisdol und die wichtige Frage: "Wie gut bist du als Team?"

Köln: Entspannte Stimmung als Basis für eine Einheit auf dem Platz

Gisdol und die wichtige Frage: "Wie gut bist du als Team?"

Er will den eigenen Spielern auch Halt geben: Kölns Trainer Markus Gisdol.

Er will den eigenen Spielern auch Halt geben: Kölns Trainer Markus Gisdol. imago images

Aus Donaueschingen berichtet Frank Lußem

Dass die verschiedenen Transferfenster im Hause 1. FC Köln klemmen, ist hinlänglich bekannt. Sowohl die Rückholaktion von Mark Uth als auch der Kauf von Streli Mamba (SC Paderborn) ziehen sich aktuell wie ein Kaugummi an der Schuhsohle. In tiefe Depressionen verfällt deshalb niemand bei den "Geißböcken". Die Verantwortlichen strahlen Geduld aus, vom Trainer gibt es zwar Hinweise darauf, dass der Kader noch ergänzt werden muss. Laute Forderungen aber hört man auch von Markus Gisdol nicht.

Was daran liegen kann, dass der Trainer aktuell richtig Spaß hat an seinem Kader. Die Stimmung ist spürbar gut, was nichts daran ändert, dass es auf dem Rasen richtig zur Sache geht in den Zweikämpfen. Diese Mischung aus Ernsthaftigkeit und Lockerheit markiert einen wichtigen Schritt hin zu Gisdols Idealvorstellung von einer Einheit, die sich am Ende auf dem Rasen stärker präsentiert als die Summe ihrer Einzelteile.

Genau in diesem Sinne äußerte sich Kölns Trainer jüngst im kicker: "Die kommende Saison wird extrem herausfordernd. Bei vielen etwa gleichwertigen Teams spielt die Frage dann definitiv eine Rolle: 'Wie gut bist du als Team?' Und damit meine ich nicht nur die Mannschaft. Die Trainer, der Staff, unsere Ärzte, einfach alle. Das muss bei uns ein Pfund sein, ein ganz wichtiger Punkt. Das ist die Basis, um erfolgreich spielen zu können."

Sportpsychologe Anderten arbeitet eifrig mit

In diesem Sinne wird gearbeitet, seit Trainingsbeginn mittendrin in der Gruppe ist der Sportpsychologe Moritz Anderten von der Sporthochschule Köln, der die Prozesse beobachtet, bewertet und möglichst optimieren soll. Geschäftsführer Horst Heldt erläutert: "Wir beschäftigen uns schon länger intensiv mit dem Thema, waren aber immer der Meinung, dass der Zeitpunkt richtig gewählt sein muss, um die Betreuung unserer Profis um einen Sportpsychologen zu erweitern. Zum Start in eine neue Saison passt das. Neben dem Fußballtraining wollen wir mit der Zusammenarbeit die mentale Leistungsfähigkeit unserer Jungs fördern."

Vertrauen untereinander ist das Wichtigste in unserem Sport.

Markus Gisdol

Dabei bleibt es in der Alltagsarbeit Markus Gisdol und seinen Assistenten Frank Kaspari, André Pawlak und Andreas Menger vorbehalten, die Grundvoraussetzungen zu schaffen, die aus dem FC ein Team machen können, das die Aufgabe "Klassenerhalt" erfolgreich meistert. Gisdol hat gelernt, worauf es ankommt: "Vertrauen untereinander ist das Wichtigste in unserem Sport. Die Jungs müssen schon eine Menge aushalten. Jeder Einzelne hat ein Umfeld, das einen trägt, wenn man erfolgreich ist. Das aber auch nicht immer einfach ist, wenn es mal nicht läuft. In diesem Spannungsfeld versuche ich, Halt zu geben, Vertrauen zu schenken. Natürlich bin ich kritisch und auch hart. Aber die Spieler wissen: Ihr Trainer ist ehrlich, er versucht zu helfen. Ich kann mal der harte Hund sein, genauso gut mal einen Spieler in den Arm nehmen." Auch untereinander fordert er das, erwartet von älteren Spielern, dass sie junge Kollegen in den entsprechenden Situationen anfeuern, ermutigen, aber auch kritisieren. Offene Worte sind erwünscht, der Rahmen ist dabei abgesteckt, aber flexibel.

Kommt der Kader in Donaueschingen auf diesem Weg ein gutes Stück weiter, dann lässt sich möglicherweise auch der Kaugummi unter dem Schuh besser ertragen.

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