2. Bundesliga

Club-Sportvorstand Dieter Hecking: "Stabilisieren wäre zu wenig"

Neuer Coach hat oberste Priorität - Gespräch mit Mintal

Club-Sportvorstand Hecking legt los: "Stabilisieren wäre zu wenig"

Er möchte den FCN in ruhigere Wasser führen: Dieter Hecking.

Er möchte den FCN in ruhigere Wasser führen: Dieter Hecking. imago images

Dunkelblauer Blazer, weißes Hemd, staatsmännisches Auftreten. Sieben Jahre und sieben Monate nach seinem Abschied als Trainer ist Dieter Hecking zurück beim 1. FC Nürnberg. "Am Ende ist es derjenige geworden, der uns im Gesamtpaket am meisten überzeugt hat", sagte Dr. Thomas Grethlein bei der Vorstellung des neuen Sportvorstandes. Der Vorsitzende des Aufsichtsrates zählte die Vorzüge des 55-Jährigen auf: "Er bringt Schwung rein, besitzt Strahlkraft, ist ein Teamplayer und hat klare Vorstellungen davon, wie unser Fußball aussehen soll." Zumindest beim letzten Punkt gab Hecking einen Einblick: "Die Fans wollen leidenschaftlichen Fußball, die Heimbilanz ist die letzten Jahre nicht so gewesen, wie sie sein sollte."

Wesentlich bedeckter hielt sich Hecking beim Stellenprofil für den neuen Trainer, dessen Auswahl Priorität genießt. "Wir werden eine zeitnahe Entscheidung treffen", kündigte er zwar an, ob dieser aber jung, alt, erfahren oder neu und am besten die 2.Liga kennen sollte, ließ er bewusst offen. "Im Moment ist es sehr wichtig, dass beim Club Ruhe einkehrt und man die Dinge gewissenhaft abarbeitet. Ich habe ein Profil im Kopf, das ist aber für mich bestimmt." Allerdings kündigte Hecking an, sich mit Marek Mintal austauschen zu wollen, dem aktuellen Coach der U 21. "Er ist für mich ein Ansprechpartner, hat letztes Jahr einen sehr guten Job bei seiner ersten Trainerstation gemacht."

Interne Lösung beim Sportdirektor?

Mehr Zeit lassen will sich Hecking bei der Suche nach einem Sportdirektor. Dabei ließ er durchblicken, auch offen für eine interne Lösung zu sein. "Der Club hat gute Mitarbeiter, die möchte ich mir erst anschauen." Auch bei der Kadergestaltung sieht er keinen unmittelbaren Zeitdruck. "Die anderen Vereine sind nicht viel weiter als wir in ihren Planungen. Die Spieler sollen sich zeigen, wir haben ein sehr langes Transferfenster, ich schließe aber weitere Abgänge nicht aus." So oder so verfolgt er ehrgeizige Ziele: "Stabilisieren wäre zu demütig. Nach den letzten beiden Jahren mit dem Abstieg aus der Bundesliga und dem Fast-Abstieg aus der 2. Liga gilt es das Schiff in ruhige Wasser und Konstanz in die Mannschaft zu bringen." Es gehe darum, in die Saison reinzukommen und dann Ehrgeiz zu entwickeln. Für ein konkretes Saisonziel gebe es allerdings noch zu viele Unklarheiten. Aber: "Der Club ist besser als Platz 16 in der 2. Liga, das ist uns allen klar."

Auch wir leiden unter den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise, kommen aber ohne ernsthafte Probleme gut durch.

Dr. Thomas Grethlein

Hecking besitzt im Gegensatz zu seiner Trainerzeit beim FCN (Dezember 2009 bis Dezember 2012) keine Ausstiegsklausel, bei Spielen wird künftig die Haupttribüne sein Revier sein. Einbringen in sein neues Amt will er die Erfahrung aus 30 Jahren Profifußball. Grethlein wiederum beruhigte mit Blick auf die fehlenden Einnahmen in Corona-Zeiten, einer Abfindung für Ex-Sportvorstand Robert Palikuca und zwei Trainerentlassungen (Canadi, Keller) in puncto Finanzen: "Wir stehen solide da. Auch wir leiden unter den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise, kommen aber ohne ernsthafte Probleme gut durch." Dass es sportlich in Zukunft keine Probleme mehr gibt, dafür soll und muss seit diesem Montag Hecking als neues Gesicht des 1. FC Nürnberg sorgen.

Frank Linkesch