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Als Cristiano Ronaldo den "Schwarzen Panther" übertrumpfte

Portugals EM-Triumph 2016

Als Cristiano Ronaldo den "Schwarzen Panther" übertrumpfte

Knie kaputt? Dann eben Motivator: Cristiano Ronaldo beim EM-Finale 2016.

Knie kaputt? Dann eben Motivator: Cristiano Ronaldo beim EM-Finale 2016. imago images

Cristiano Ronaldo hat in seinem Leben schon sehr viel erreicht - der Portugiese zählt zu den besten Fußballern seiner Zeit, für manche ist er sogar der beste aller Zeiten. Darüber lässt sich vortrefflich streiten. Nicht aber über seine Errungenschaften.

Kaum ein Spieler hat mehr gewonnen, als der extrovertierte CR7. Die Liste seiner Titel ist lang, richtig lang. Fußballer des Jahres war er in England (2), Spanien (4) und Italien (1). Europas Fußballer des Jahres? Logisch, dreimal sogar - und den Ballon d'Or gewann er schon so oft, dass es beinahe schon inflationär ist.

Um seine nationalen Titel aufzuzählen braucht es weit mehr als zwei Hände, selbiges gilt aber auch für seine internationalen Titel - allein fünfmal gewann der Portugiese die Champions League. Rekord!

Wirklich ein Großer?

Seit vielen Jahren ist Cristiano Ronaldo eine der Lichtgestalten des Fußballs - und dennoch haftete ihm ein kleiner Makel an, vor allem Leute, die ihm gegenüber keinerlei Sympathien empfinden, führten gerne mal das Argument ins Feld, dass er erst ein wirklich Großer werden würde, wenn er auch mit der Nationalmannschaft etwas reißen würde.

Dieser dunkle Fleck in Ronaldos Karriere schmerzte. Vor allem in seiner Heimat, wo er trotz seiner langen Titelsammlung in wenig im Schatten von Benfica-Legende Eusebio, dem "Pantera Negra" (dt. Schwarzer Panther) stand. Der 2014 verstorbene Eusebio, der bei der FIFA-Wahl zum Fußballer des Jahrhunderts Neunter geworden war, wird in Portugal innig geliebt, nicht nur wegen seiner Vereinstreue (er spielte 15 Jahre lang bei Benfica), sondern auch wegen seiner vielen Tore für die Seleçao. Allein für die portugiesische Nationalelf erzielte er 41 Treffer - und das in gerade mal 64 Spielen. In die Herzen der Fans schoss er sich bei der WM 1966, als mit neun Toren Portugal zum dritten Platz führte.

Ein ganz besonderer Tag im Juli

Cristiano Ronaldo

Innige Liebe: Cristiano Ronaldo und der EM-Pokal. imago images

50 Jahre lang war das dann auch der größte Erfolg der Portugiesen - bis zu jenem Tag im Juli 2016, genauer gesagt war es der 10. Juli in Paris. Sensationell hatte eine portugiesische Mannschaft, die weniger durch spielerische Klasse, dafür aber umso mehr durch Abgeklärtheit, Effizienz und auch eine gehörige Portion Glück - die Seleçao überstand die Vorrunde nach drei Remis aus drei Spielen lediglich als Gruppendritter - geglänzt hatte, das Endspiel gegen Frankreich erreicht.

Mit drei Toren und drei Vorlagen hatte CR7 zum Finaleinzug beigetragen, doch der ehrgeizige Stürmer wollte mehr - den Pott. Allerdings schlug das Schicksal unerbittlich zu - oder sollte man lieber sagen: Dimitri Payet schlug zu. Bereits nach acht Minuten foulte der Franzose Ronaldo, der anschließend zwar auf die Zähne biss, letztlich aber unter großen Schmerzen und Tränen in der 25. Minute verletzt raus musste.

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Eine Geschichte mit Happy End

Das vielleicht größte Spiel seines Lebens drohte zum Fiasko zu werden, doch es sollte anders kommen. Portugal gewann das (sportlich nicht sonderlich hochklassige) Finale nach Verlängerung mit 1:0 und war erstmals Europameister. Und Cristiano Ronaldo? Der war wieder in jedermanns Munde. Nicht wegen der Verletzung, sondern wegen seines Auftretens nach seiner Auswechslung. Cristiano Ronaldo zeigte nämlich an diesem Tag das Gesicht eines Teamplayers.

An der Außenlinie fieberte er durchweg mit, trieb seine Mitspieler unermüdlich an und war gefühlt so etwas wie der neue Nationaltrainer. Dieser Einsatz, diese Leidenschaft, dieser Teamgeist, dieses Verhalten brannten sich nicht nur ins Gedächtnis der portugiesischen Fußballfans, sondern von jedem, der das Spiel gesehen hatte. Ronaldo, dem so oft Eigensinn vorgeworfen wurde, war auf einmal der Unterstützer, der Mann, der alles dafür gibt, dass seine Mitspieler auf dem Platz den größtmöglichen Erfolg haben.

Und am Ende hatte diese Geschichte sogar ihr Happy End. Denn es war der Tag, an dem Cristiano Ronaldo, Portugals Rekord-Nationalspieler und Rekord-Torschütze, wohl endgültig den "Schwarzen Panther" übertrumpfte.

drm