Bundesliga

"Morgen sind es 300": Union-Berlin-Fans am Stadion spalten Fanszene

Diskussionen nach erlaubter Aktion

"Morgen sind es 300": Union-Fans am Stadion spalten Fanszene

Überraschende Anfeuerung: Union Berlins Profis jubeln gegen Schalke.

Überraschende Anfeuerung: Union Berlins Profis jubeln gegen Schalke. picture alliance

Robert Andrich fand es "überragend" und sprach damit wohl für die meisten seiner Mitspieler: Während des Heimspiels gegen Schalke 04 (1:1) am Sonntag vernahmen die Profis von Union Berlin 90 Minuten lang Fan-Gesänge - keine aufgezeichneten, sondern echte. Rund 30 Anhänger des Aufsteigers hatten sich am Stadion an der Alten Försterei versammelt und ihre Mannschaft hörbar angefeuert.

Weil sie sich dabei den Abstandsregeln entsprechend aufgestellt hatten, hatte auch die Polizei keine Einwände. Sie stellte keine Verstöße gegen die geltenden Corona-Vorschriften fest, es gab keine Platzverweise. Dennoch zieht es die Berliner Polizei "in Betracht", die Einsatzkräfte beim nächsten Heimspiel gegen den SC Paderborn am 16. Juni aufzustocken. "Es gibt eine fortdauernde Lagebewertung", hieß es am Montag auf SID-Anfrage.

Union betont: "Die Spieler sind den Fans nicht zu nahe gekommen"

Denn diese Frage dürfte auch die DFL umtreiben, die sich bislang nicht äußern wollte: Wird es an den nächsten Spieltagen Nachahmer auch bei anderen Vereinen geben? Das befürchtet mancher sogar in der Fanszene selbst. "Die Gefahr besteht auf jeden Fall", sagte Sig Zelt, Sprecher von "ProFans", dem SID. "Heute sind es 30, morgen 300 und übermorgen 3000. Die Fanklubs werden jetzt auf ihre Mitglieder zugehen und Einfluss nehmen, damit das keine Nachahmer findet."

Nach dem Schlusspfiff hatten sich die Union-Spieler bei den Fans bedankt, waren auf Holztische geklettert und hatten sich - beobachtet von mehreren Polizisten - mit den Anhängern unterhalten. Nach Klubangaben verstießen sie dabei nicht gegen das DFL-Hygienekonzept. "Die Spieler sind den Fans nicht zu nahe gekommen, das Verhalten entsprach der Distanzhaltung im Hygienekonzept", so Pressesprecher Christian Arbeit: "Es war alles korrekt."

Fanbündnis "Unsere Kurve" sieht einen "Einzelfall"

Seit dem Re-Start waren die von einigen Politikern befürchteten Fan-Ansammlungen bei den Bundesliga-Geisterspielen gänzlich ausgeblieben. Und auch das Fanbündnis "Unsere Kurve" macht sich offenbar wenig Sorgen, dass sich das nun ändern wird. Sprecher Rainer Vollmer nannte die Aktion der Union-Fans einen "Einzelfall, da wird es meiner Meinung nach keine Nachahmer geben". Die bisherigen Geisterspiele seien alle "unproblematisch verlaufen", die Fans "sehr diszipliniert" gewesen. Zumindest die organisierten Fangruppen würden sich auch weiterhin "an den Kodex halten", glaubt Vollmer.

jpe/sid

Eine glatte Eins und zwei Debütanten: Die kicker-Elf des Spieltags