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Eric Abidals Zukunft beim FC Barcelona hängt am seidenen Faden

Präsident Bartomeu vermittelt im Streit mit Messi

Abidals Zukunft bei Barça hängt am seidenen Faden

Die Luft wird dünner: Barças-Sportdirektor Eric Abidal.

Die Luft wird dünner: Barças-Sportdirektor Eric Abidal. imago images

"Viele Spieler waren nicht glücklich und haben nicht gut gearbeitet, auch in der internen Kommunikation gab es Probleme", sagte Abidal. "Ich finde, wenn so über Spieler gesprochen wird, sollten auch Namen genannt werden. Denn wenn nicht, werden alle beschmutzt und Kommentare genährt, die nicht wahr sind", entgegnete Messi. Bei Barcelona scheint man aktuell mehr übereinander zu reden als miteinander.

Der öffentlich ausgetragene Kleinkrieg zwischen den ehemaligen Mitspielern ist nur eine Baustelle bei Barça. Der Trainerwechsel, die (weiterhin) mauen Auftritte in La Liga mit dem drohenden Verlust des für Barça typischen Kontrollfußballs, die Verletzungen von Luis Suarez und Ousmane Dembelé und das Versäumnis, im Wintertransferfenster personell nachzulegen, all das schürt die Unruhe rund ums Camp Nou. Noch mehr davon braucht Barcelona also wirklich nicht vor dem gerade für die Stimmung extrem wichtigen Viertelfinalspiel in der Copa del Rey bei Athletic Bilbao am Donnerstagabend (LIVE! ab 21 Uhr bei kicker und im Stream bei DAZN). Und so versucht Präsident Bartomeu nun offenbar und verständlicherweise, die Wogen zu glätten statt eine Sturmflut zu verursachen.

Die wäre wohl über Barcelona hereingebrochen, hätte Bartomeu Abidal, der seit 2012 von einem Krebsleiden als geheilt gilt, vor die Tür gesetzt. Noch am Mittwochnachmittag hatten spanische Medien genau darauf spekuliert. Bartomeu, der sich bis gestern noch auf Reisen befand, bestellte den Franzosen nach seiner Rückkehr am Abend zu sich - Krisengespräch. Ergebnis: Abidal darf bleiben. Auch mit Messi hatte Bartomeu offenbar telefonischen Kontakt. Der Barça-Boss muss zu dem Schluss gekommen sein, dass die internen Probleme ausräumbar sind.

Schlechte Transferbilanz und die Sache mit Xavi

Klar ist aber: Abidals Zukunft hängt am seidenen Faden, denn bislang ist ihm schlicht nicht viel gelungen. Die Sommertransfers von Frenkie de Jong und Antoine Griezmann sollen laut spanischen Medien schon vor seinem Engagement eingefädelt worden sein. Im gerade geschlossenen Wintertransferfenster hätte der 40-Jährige an Kontur gewinnen können. Bedarf, vor allem im Angriff, war ja da. Doch es kam kein Neuer, dafür verließen mit Carles Perez (Leihe zu AS Rom) und Talent Abel Ruiz (Leihe zu Sporting Braga) zwei Offensive den Klub. Der Wechsel von Valencias Rodrigo Moreno platzte hingegen kurz vor der Einigung. Barcelonas Kader ist auf Kante genäht, trotz der Dreifachbelastung.

Auch der Trainerwechsel ging alles andere als lautlos vonstatten. Abidal ließ sich bei den Verhandlungen mit Xavi erwischen, danach war der dadurch bloßgestellte Valverde nicht mehr zu halten. Dass er nun auch noch Vereinslegende Xavi den Schwarzen Peter zuschiebt ("Wenn Xavi eine Offerte hat, soll er sie allen zeigen"), ist umso irritierender. Xavi sei eben "noch nicht so erfahren", sagte Abidal. Als wäre der Sportdirektor, gerade mal seit 2018 im Amt, ein alter Hase.

Als Nachfolger präsentierte der ehemalige Linksverteidiger mit Quique Setien einen Trainer, der zwar einen tadellosen Ruf genießt, trotz seiner 61 Jahre aber noch nie einen großen Verein trainiert hat. Setien war selbst vollkommen baff, dass er das Amt übernehmen durfte. Vielen ging es genauso. Die bisherigen Auftritte säen erste Zweifel, ob Setien wirklich das Zeug zum Trainer von Weltformat hat. Bei seinem Debüt gegen Granada gewann Barça noch verdient, wenn auch nur mit 1:0. In Valencia gab's eine 0:2-Pleite, gegen Levante (2:1) hatten die Blaugrana viel Glück, dass sie nicht noch den Ausgleich kassierten.

Mit Messi hat Abidal einen übermächtigen Gegner

Ist Setien womöglich der falsche Mann? Wenn ja, dürfte das dem Sportdirektor endgültig zum Verhängnis werden. Nicht alles, aber einiges wird für ihn auch vom heutigen Spiel in Bilbao abhängen. Sollte Barça ausscheiden, werden viele der Unruhe im Klub die Schuld geben und wohl deutlich mehr Fans mit dem Finger auf Abidal zeigen als auf Messi, ihren selbsternannten "Messias". Einen mächtigeren Kontrahenten im Verein hätte sich der Sportdirektor wahrlich nicht aussuchen können.

Christoph Laskowski