Champions League

Die ständige Kimmich-Frage: Sechser oder Außenverteidiger?

Was für hinten und was fürs Zentrum spricht

Die ständige Kimmich-Frage: Sechser oder Außenverteidiger?

Joshua Kimmich wurde beim VfB Stuttgart ausgebildet, ging 2013 zu RB Leipzig und wechselt zwei Jahre später zum FC Bayern.

Joshua Kimmich wurde beim VfB Stuttgart ausgebildet, ging 2013 zu RB Leipzig und wechselt zwei Jahre später zum FC Bayern. imago images

Von Philipp Lahm erbte Joshua Kimmich die Position rechts hinten in der Abwehrreihe. Wie sein weltmeisterlicher Vorgänger ist auch Kimmich flexibel einsetzbar - ob Außenverteidiger oder Sechser. In den vergangenen drei Saisons war der 24-Jährige auf der defensiven Bahn jeweils der Top-Vorbereiter der Liga. Mit der Zeit und auch aufgrund seiner Leistungen im Nationaldress empfahl sich Kimmich immer mehr als leitende Figur im Mittelfeldzentrum. Ex-Coach Niko Kovac wechselte fleißig durch, der aktuelle Bayern-Trainer Hansi Flick sieht die Nummer 32 vorrangig als Sechser.

Die ersten drei Partien absolvierte Kimmich im Mittelfeld - jüngst in Mönchengladbach aber sollte er wieder nach rechts hinten. "Wir wussten, wie Gladbach anläuft", erklärt Flick die Entscheidung: "Sie versuchen oft, den Außenverteidiger unter Druck zu setzen. Mit Kimmich hatten wir einen Spieler auf der Seite, der mehr Optionen bietet. Wir erhofften uns, dass er dort Situationen lösen kann, so wie es in den ersten 50 bis 60 Minuten gut geklappt hat." Benjamin Pavard saß 90 Minuten auf der Bank, die ganz große Aufgabe im Spitzenspiel wurde ihm nicht zugetraut.

Er ist ein Musterprofi, der jeden Tag bei 100 Prozent ist.

Hansi Flick über Joshua Kimmich

Im Zentrum hingegen durfte Thiago wieder von Beginn an ran. Weil Kimmich eben hinten benötigt wurde. Der Spanier spielt zwar schicke Pässe und streichelt den Ball feinfühlig; es gelingt ihm allerdings selten, das Bayern-Spiel zu prägen. Als Widerstand gefragt war, tauchte er ab. Kimmich - unheimlich ehrgeizig, kämpferisch und läuferisch mit Topwerten - gibt dem Spiel mehr Struktur, ist auch in schwierigen Phasen einer Partie sicht- und für den Gegner spürbar. "Er ist ein Musterprofi, der jeden Tag bei 100 Prozent ist", lobt Trainer Flick. Diese Aussage hätte wohl auch auf Philipp Lahm zutreffen können.

Kimmichs Wert wird deutlich, wenn ihn die Kollegen vertreten

Kimmichs Wert für den FC Bayern - das sieht man, wenn er von seinen Kollegen vertreten wird - steigt. Als Außenverteidiger bringt er zusätzliche Wucht für die Offensive mit, schafft mit dem Flügelflitzer vor ihm Überzahlsituationen und schlägt gefährliche Flanken; als Sechser dirigiert und ordnet er, steuert das Tempo. "Er ist immer sehr wachsam", sagt Flick und beherrsche es, "Angriffe nach Ballgewinn" einzuleiten. Qualitäten, die dem FCB außen wie innen guttun. Kimmich kann aber nun mal nur eine Position ausfüllen. Er selbst nimmt beide Aufgaben an, wichtig für ihn ist: Kontinuität, keine ständigen Wechsel, um sich Automatismen zu erarbeiten. Damit er für die Münchner noch wertvoller wird.

Georg Holzner